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MELDUNG/147: Bundespräsident a.D. Horst Köhler wird UN-Sonderbeauftragter für die Westsahara


Presseerklärung vom 2. Juni 2017

Bundespräsident a.D. Horst Köhler wird UN-Sonderbeauftragter

Mammutaufgabe für früheren Bundespräsidenten:
"Köhler wird größtes Fingerspitzengefühl für die Lösung des Streits um die Westsahara brauchen"


Auf den Afrika-Kenner und früheren Bundespräsidenten Horst Köhler wartet nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in der Westsahara eine "Mammut-Aufgabe". "Als neuer UN-Sonderbeauftragter für die Westsahara den immer stärker eskalierenden Streit um die Zukunft des von Marokko besetzten Gebietes zu lösen, wird eine größere Herausforderung sein als das Amt des Bundespräsidenten", befürchtet der GfbV-Afrikaexperte Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Marokko zeige sich immer kompromissloser, unterdrücke massiv Meinungs- und Demonstrationsfreiheit in der ehemaligen spanischen Kolonie und versuche auf internationaler Ebene, mit viel Geld Unterstützung durch Afrikas Regierungen zu erkaufen.

"Die Sahrauis in der Westsahara setzen große Hoffnung in den früheren Bundespräsidenten, damit sie nach 16 Jahren vergeblicher Bemühungen der MINURSO endlich in einer Volksabstimmung frei über ihre Zukunft entscheiden können", sagte Delius. Alle seine Vorgänger sind mit dem Vorhaben gescheitert, die traditionellen Bewohner der Westsahara in einer Volksabstimmung über ihre Zukunft entscheiden zu lassen. "Köhler wird größtes Fingerspitzengefühl benötigen, um Bewegung in den seit Jahren festgefahrenen Streit zu bringen. Wir hoffen, dass er sich dabei nicht von Frankreichs Interessen leiten lässt, das sich seit Jahren demonstrativ auf die Seite Marokkos stellt."

Seit dem Jahr 1991 planen die Vereinten Nationen ein Referendum in der Westsahara. Es soll von der MINURSO durchgeführt werdend. Doch Marokko lehnt einen Volksentscheid ab und besteht darauf, dass das an Rohstoffen reiche Land fester Bestandteil des Königreiches ist. Der Streit mit den Sahrauis spitzt sich immer mehr zu, seit Marokko versucht, die von den Sahrauis gegründete Demokratische Arabische Republik Sahara aus dem Staatenverbund Afrikanische Union herauszudrängen. So wächst die Unzufriedenheit unter den Sahauris so sehr, dass der Krieg zwischen der marokkanischen Armee und der Frente Polisario wieder ausbrechen könnte. Im September 1991 war ein Waffenstillstand vereinbart worden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 2. Juni 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2017

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