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MELDUNG/187: UNO - Kritik am wachsenden Einfluss autoritärer Staaten


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 31. Mai 2018

31.05.2018 10:18

Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor Einschränkung der Freiräume von NGOs - Menschenrechtlern sollte beratender Status bei der UNO entzogen werden


Göttingen/Bozen, 31. Mai 2018 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer Einschränkung der Freiräume unabhängiger Nichtregierungsorganisationen in den Vereinten Nationen (UNO). "Der Einfluss autoritär regierter Staaten nimmt in der Weltorganisation immer weiter zu. Nichtregierungsorganisationen dürfen nicht willkürlich mundtot gemacht werden, nur weil sie auf schwere Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag. China hatte zuvor versucht, der Menschenrechtsorganisation wegen eines vermeintlichen Regelverstoßes den NGO-Status zu entziehen, den Antrag nach Protesten demokratischer Staaten jedoch am Mittwochabend zurückgezogen. "Wir engagieren uns seit 25 Jahren für verfolgte Minderheiten und Nationalitäten in der UNO. Wenn Stimmen wie unsere nicht mehr hörbar sind, dann verliert auch die UNO an Glaubwürdigkeit", erklärte der Präsident der GfbV-International, Wolfgang Mayr aus Südtirol.

China hatte die Akkreditierung des langjährigen uigurischen GfbV-Mitgliedes Dolkun Isa bei einer UN-Konferenz im April als Regelverstoß gewertet, weil der in München lebende Menschenrechtler angeblich ein Terrorist sei. Dieser Auffassung widersprachen zahlreiche Staaten im NGO-Komitee, das zurzeit in New York tagt. "Dolkun Isa ist deutscher Staatsbürger und eine der wichtigsten Stimmen der verfolgten Uiguren im Exil. Wenn heute die schweren Menschenrechtsverletzungen an Uiguren international ein Thema sind, dann ist dies auch sein Verdienst. Solche Stimmen dürfen nicht mundtot gemacht werden", sagte Delius.

Nachdrücklich forderte die GfbV eine internationale Diskussion über den wachsenden Einfluss autoritärer Staaten in der UNO. "Wir NGOs brauchen mehr Unterstützung demokratischer Staaten, damit in der UNO auch weiterhin offene Debatten möglich sind und Menschenrechtverletzungen nicht unter den Teppich gekehrt werden", erklärte Mayr. "Denn immer mehr Staaten schüchtern NGO's auch auf internationaler Bühne gezielt ein und verbitten sich jede Kritik. Stattdessen werden handzahme Claqueure in den NGO-Stand gehoben, die den Verfolgten Unterstützung verweigern und den guten Ruf der Menschenrechts-Institutionen der Vereinten Nationen ruinieren", warnte Delius.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 31. Mai 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2018

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