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NAHOST/184: Pakistan - 222 Schiiten seit Januar 2013 bei Terroranschlägen getötet


Presseerklärung vom 17. Februar 2013

Pakistan: 222 schiitische Hazara wurden seit Januar 2013 bei Terroranschlägen getötet

Pakistan muss religiöse Minderheit besser schützen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Pakistan aufgefordert, die religiöse und ethnische Minderheit der schiitischen Hazara vor Terrorangriffen sunnitischer Extremisten besser zu schützen. "Das Jahr 2013 droht für die schiitischen Hazara in Pakistan noch blutiger zu werden als das schlimme Jahr 2012, in dem rund 400 Angehörige der Minderheit politischer Gewalt zum Opfer fielen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Seit Januar 2013 fielen 222 schiitische Hazara der Gewalt von Extremisten zum Opfer und 339 Angehörige der Minderheit wurden zum Teil schwer verletzt. Gestern waren bei einer Bombenexplosion auf einem Markt in Quetta erneut 79 Menschen getötet worden. "Pakistans Justiz steht der Gewalt hilflos gegenüber. Die Sicherheitsbehörden gehen weder konsequent gegen radikale Sunniten vor, die zur Gewalt gegen Schiiten aufrufen, noch wird die Minderheit angemessen geschützt."

Vor allem in der Stadt Quetta, die seit Januar 2013 schon zweimal Schauplatz blutiger Selbstmordanschläge wurde, fehlt es an mehr Sicherheitskräften, um wirksam schiitische Hazara zu schützen. Quetta gilt mit 600.000 Hazara-Bewohnern als Siedlungszentrum der aus Afghanistan zugewanderten ethnischen und religiösen Minderheit. Nach den verheerenden Autobomben-Anschlägen, bei denen 92 Schiiten am 12. Januar 2013 in Quetta getötet wurden, hatte die pakistanische Regierung nach anhaltenden Protesten der Minderheit zwar die zuständige Provinzregierung aus dem Amt entlassen, doch weitere konkrete Initiativen zum Schutz vor neuer Gewalt unterblieben.

Vor allem fehlt es an einem entschiedenen Vorgehen gegen die Hintermänner der religiös motivierten Gewalt. So kann Malik Ishaq, der Führer der seit dem Jahr 2001 verbotenen sunnitischen Terrorbewegung Lashkar-e-Jhangvi, ungestört in der Öffentlichkeit gegen schiitische Hazara hetzen. Bereits mehrfach hat die verbotene Organisation die Verantwortung für Terroranschläge auf Schiiten übernommen. "Die anhaltende Straflosigkeit ist ein Armutszeugnis der pakistanischen Justiz und Sicherheitsbehörden", erklärte Delius. Zwar wurde Malik Ishaq mehrfach festgenommen, doch nach wenigen Tagen wieder aus der Haft entlassen.

Seit Januar 2013 wurden acht Terroranschläge auf schiitische Hazara verübt. Neben dem gestrigen Angriff auf den Markt in Quetta und den Autobombenanschlägen vom 12. Januar, zählte ein Selbstmordanschlag auf eine Moschee in der Stadt Hangu zu den schlimmsten Übergriffen auf die Minderheit. Bei diesem Bombenattentat waren 22 Schiiten am 1. Februar 2013 getötet worden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 17. Februar 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2013