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NAHOST/338: Iran - 40. Jahrestag der Islamischen Revolution


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 29. Januar 2019

Iran: 40. Jahrestag der Islamischen Revolution (01.02.)

Druck auf Opposition sowie ethnische und religiöse Minderheiten wird stärker


Göttingen, den 29. Januar 2019 - 40 Jahre nach Beginn der Islamischen Revolution im Iran sieht die Realität für Opposition und Minderheiten in dem Land düster aus. Der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Kamal Sido, sagte am Dienstag in Göttingen anlässlich des 40. Jahrestages der Rückkehr des religiösen Führers Ayatollah Khomeini aus dem französischen Exil (1.2.): "Nach dem Sturz der repressiven Schah-Monarchie und der Übernahme der Macht durch die schiitischen Mullahs 1979 hat sich die Menschenrechtslage im Iran nicht verbessert. Ganz im Gegenteil: Mit willkürlichen Inhaftierungen und drakonischen Strafen verstärkt das Regime den Druck auf demokratische Oppositionelle, Frauenaktivisten, Kurden, Bahai, konvertierte Christen und andere Minderheiten."

So sollen Im Iran im Jahr 2018 mindestens 207 Menschen hingerichtet worden sein, unter ihnen fünf Minderjährige. Mehr als 7.000 Personen sollen nach Angaben iranischer Menschenrechtler willkürlich festgenommen worden sein. 1.400 von ihnen waren Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten, 467 Gewerkschaftler, 112 Frauenrechtsaktivisten, 91 Studenten, 50 Medienaktivisten und Journalisten sowie elf Rechtsanwälte. Die meisten Verhaftungen erfolgten während der Proteste gegen die Regierung in den vergangenen Monaten.

Es gab jedoch auch Festnahmen bei Razzien aufgrund religiöser Verfolgung. So wurden 2018 mindesten 67 Christen verhaftet, vor allem Konvertiten. Einige von ihnen wurden bereits vor Gericht gestellt und zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Andere sollen noch auf ihr Gerichtsverfahren warten. Da konvertierte Christen im Iran ihren Glauben nicht öffentlich leben können, gehen sie nach Angaben der GfbV in den Untergrund. Es entstehen immer mehr "Hauskirchen". Diese werden regelmäßig von iranischen Sicherheitskräften gestürmt und durchsucht. Anwesende Gläubige werden verhaftet.

Im Vielvölkerstaat Iran sind die Volksgruppen der Aseri, Kurden, Araber, Belutschen, Turkmenen, Assyrer sowie andere kleinere ethnische Minderheiten immer noch nicht als eigenständige Völker mit eigener Sprache und Kultur anerkannt. Sie alle werden unterdrückt und diskriminiert. Ähnlich ergeht es allen, deren Weltanschauung und Glauben von der Staatsreligion abweicht. "Angehörige der Religionsgemeinschaften der Baha'i, Sufi-Derwische, Sunniten und christlichen Konvertiten werden immer wieder willkürlich beschuldigt, Spione ausländischer Mächte zu sein, kurzerhand zu Staatsfeinden erklärt und inhaftiert", berichtete Sido. "Viele von ihnen leiden unter unsäglichen Bedingungen in iranischen Gefängnissen."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. Januar 2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2019

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