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AUFRUF/013: Gewerkschafter fordern Abzug aus Afghanistan (Gerhard Feldbauer)


Nach Tod eines Fuldaer Bundeswehrsoldaten

Gewerkschafter fordern Abzug aus Afghanistan

Von Gerhard Feldbauer, Dezember 2009


Der aus Fulda stammende 24jährige Fallschirmjäger Patric S. von der Saarlandbrigade gehörte im Oktober zu den Opfern des deutschen Kriegseinsatzes in Afghanistan. Nach 14 Monaten des Leidens verstarb er an den schweren Verletzungen, die er am 6. August 2008 bei einem Anschlag in Masar-i-Sharif erlitt. Wenn die vorliegenden Angaben stimmen sind bis Dezember 2009 beim Kriegseinsatz in Afghanistan 36 Bundeswehrsoldaten und drei Polizisten ums Leben gekommen.

Josef Jung, damals Kriegsminister, schwadronierte am Grab des jungen Mannes vom "Einsatz für Frieden, Freiheit und Recht" und bestand darauf, Deutschland werde in Afghanistan "in seinem Engagement nicht nachlassen." Was Jung unter "Recht" versteht, zeigte er mit der Vertuschung des verbrecherischen Luftangriffs vom 4. September bei Kundus, bei dem über 140 Menschen. meist Zivilisten, ums Leben kamen. Der Druck der Partei Die Linke im und außerhalb des Bundestages und der Öffentlichkeit zwang Jung, seinen neuen Posten als Arbeitsminister im neuen Schwarz-gelben Kabinett von Merkel-Westerwelle zu räumen.

Der DGB-Kreisverband Fulda nahm den Tod des jungen Menschen zum Anlasse und initiierte einen Appell, in dem der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert wird. In dem Aufruf heißt es: "Wir sind bestürzt über die steigende Zahl der Opfer, die der Krieg in Afghanistan fordert. Junge Menschen werden in den Krieg geschickt, Töten und Sterben von den verantwortlichen Politikern billigend in Kauf genommen." Statt weiterer Aufstockung der Kontingente fordert der Appell den Abzug der Bundeswehr, die sofortige Einstellung aller Waffenlieferungen, keine logistische Unterstützung des Krieges, dafür die Bereitstellung von Mitteln für den zivilen Wiederaufbau.

Zu den Erstunterzeichnern gehörten die hessischen MdB sowie Landtagsabgeordnete Hessens und Thüringens und weitere Funktionäre der Partei Die Linke (einschließlich der einstimmigen Zustimmung von deren Landesparteitagen), Funktionäre der SPD und von Bündnis 90/Grüne, regionale DGB-Vorsitzende, Betriebsräte und ein breiter Kreis gesellschaftlicher Kräfte von Hochschullehrern, Ärzten und Schauspielern bis zu Persönlichkeiten der Kirchen, christlicher Organisationen/Institutionen (Pax Christi, der Bistümer, Ordenleute) der Freidenker, von Friedensforen, darunter des Darmstädter Signals, aber auch Freunde und Bekannte von ums Leben gekommenen Bundeswehrangehörigen sowie von Vereinigungen von Berufssoldaten. Von dem Anklang, den der Fuldaer Aufruf findet, zeugen bisher Die Unterschriften von zirka 2000 Unterstützern.

Bereits vor fünf Jahren beschäftigte der Tod einer aus Fulda stammenden Soldatin die Öffentlichkeit Hessens. Die 34jährige Tatjana Reed mit deutscher und US-amerikanischer Staatsangehörigkeit kam als Sergeant der 66. in Kaiserlautern stationierten Transportkompanie der US-Besatzungsarmee am 22. Juli 2004 in Irak ums Leben. Verwandte berichteten damals, dass der alleinstehenden Mutter einer zehnjährigen Tochter eine Zurückstellung vom Kriegseinsatz nicht gewährt worden war.

Um den Druck auf Bundestag und Bundesregierung zu erhöhen, werben die Initiatoren der Fuldaer Erklärung um eine bundesweite Unterstützung ihres Aufrufs. Schließen Sie sich an, fordern Sie das Ende des auch grundgesetzwidrigen Kriegseinsatzes der Bundeswehr out of area in Afghanistan, verhindern Sie, dass weiter junge Menschen, in diesen Krieg geschickt werden, verhindern Sie das Töten und Sterben dort von den verantwortlichen Politikern billigend in Kauf genommen wird.

Gerhard Feldbauer, Poppenhausen, Historiker, Publizist


Die Fuldaer Erklärung siehe http://www.kreisverband-fulda.dgb.de
Online Unterzeichnung unter https://www.frieden-mitmachen.de/29/truppenabzug_jetzt!_frieden_statt_krieg!


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Quelle:
© 2009 Gerhard Feldbauer
mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2009