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BERICHT/963: Unruhen in Peru - internationale Konzerne sollten sich zurückziehen (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 8. Juni 2009

Internationale Ölkonzerne sollten sich zurückziehen, wenn Peru "sich seinem Tian'Anmen" stellt


Survival International rief heute alle im peruanischen Amazonas operierenden Ölkonzerne dazu auf, ihre Aktivitäten nieder zu legen, solange das Land sich den schlimmsten politischen Unruhen seit dem Shining Path-Aufstand in den 1980er Jahren gegenüber sieht.

Zu diesen Unternehmen gehören u. a. die englisch-französische Perenco, die argentinische PlusPetrol, die kanadische Petrolifera, die spanische Repsol und die brasilianische Petrobras.

Am Freitag wurden bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Indigenen aus dem Amazonas, die Straßen und Flüsse blockierten, und Polizei- und Armeeeinheiten, welche die Proteste auflösen wollten, dutzende Indianer und mindestens 23 Polizisten getötet.

Die Indigenen protestieren seit zwei Monaten gegen eine Gesetzesreihe, die Öl- und Gasunternehmen den Zugang zu ihrem kommunalen Regenwald erlaubt. In den letzten Jahren wurden mehr als 70 Prozent des Amazonasgebietes für den Aufschluss durch Öl- und Gasfirmen parzelliert. Großflächige Gebiete des unberührten Waldes der Indigenen könnten zerstört werden. Ähnliche Vorgehensweisen hatten im benachbarten Ecuador verheerende Auswirkungen auf den Regenwald, und führten zu dauerhafter Verschmutzung des Lebensraumes und Krankheit unter den dort ansässigen Indigenen.

Die Reaktion der Regierung auf die Proteste war herablassend: Präsident Garcia hat Vorschläge des Kongresses abgelehnt, die Gesetze im Mittelpunkt der Kontroverse zu diskutieren. Er bezeichnete die Proteste als "Verschwörung" und die Protestierenden als "ìgnorant". Alberto Pizango, der Anführer der peruanischen Indigenen sagte, bevor er untertauchen musste: "Wir fühlen, dass die Regierung uns schon immer wie Zweite-Klasse-Bürger behandelt hat."

Der Direktor von Survival, Stephen Corry, sagte heute: "Die peruanischen Indigenen werden zu verzweifelten Schritten getrieben, um zu versuchen, ihr Land zu retten, das ihnen seit über 500 Jahren gestohlen wird.

Ihre Proteste zeigen, dass die koloniale Ära endlich ein Ende findet. Die Amazonas-Indianer sind nicht länger bereit, mit der illegalen und brutalen Behandlung zu leben, die Routine war. Das ist vorbei. Das ist das Tianmen des Amazonas. Wenn es auf die gleiche Weise beendet wird, wird auch Perus internationale Reputation beendet sein.

Die Ölgesellschaften sollen ihre Aktivitäten nieder legen, bis Ruhe eingekehrt ist und die kommunalen Rechte der Indigenen wirklich respektiert werden - erst dann können sie als Gleichberechtigte verhandeln."


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Quelle:
Pressemitteilung vom 8. Juni 2009
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2009