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FRAGEN/016: "Nein zu deutschen Kriegseinsätzen" - Nur noch wenige Wochen bis zum Ostermarsch 2014 (UZ)


UZ - Unsere Zeit, Nr. 12 vom 21. März 2014
Sozialistische Wochenzeitung - Zeitung der DKP

"Nein zu deutschen Kriegseinsätzen"
Nur noch wenige Wochen bis zum Ostermarsch 2014

Interview mit Willi Hoffmeister von Adi Reiher



UZ: Nur noch wenige Wochen bis zum Ostermarsch. Du organisierst wie so oft den traditionell größten Marsch an Rhein und Ruhr mit. Das Motto lautet: "NATO- und EU-Kriege stoppen, Atomkraft/waffen abschaffen - Für eine zivile EU!" Wie ist der Stand der Vorbereitung?

Willi Hoffmeister: Alle Vorbereitungen sind in trockenen Tüchern. Der große und kleine Flyer, Plakat und Buttons sind schon bei allen Friedensinitiativen der Marschstrecke an Rhein und Ruhr zu haben. Kultur- und Redebeiträge an allen 18 Auftakt-, Zwischen- und Abschlussveranstaltungen stehen fest. Neu ist, bereits am Karfreitag beginnt in Gronau an der Urananreicherungsanlage um 12.30 Uhr, Haupttor, Röntgenstr. 4, ein überörtlicher Ostermarsch als Auftakt der Ostermärsche in NRW. Dadurch verknüpfen sich zwei Seiten ein und derselben Medaille, die Atomkraft- und Atomwaffen-Gegner im Kampf gegen die Atomgefahr. Leider müssen wir auch einen Wermutstropfen verdauen: Die Friedensfahrt der MotorradfahrerInnen in Köln am Ostersonntag fällt leider aus.

UZ: Welche Themen werden in diesem Jahr im Vordergrund stehen?

Willi Hoffmeister: Der 100. Jahrestag des Beginns des 1. Weltkrieges und die anstehenden EU-Wahlen sind sicher Leitthemen. Damit beginnt auch der Aufruf zum Ostermarsch Rhein-Ruhr. Wir wollen eine friedliche und entmilitarisierte deutsche Politik. Wir treten ein für friedliche Perspektiven in Nahost und Afghanistan! Energiewende jetzt - Atomausstieg durchsetzen, Atomwaffen abschaffen! Erinnert sei daran, dass vor über 50 Jahren die Ostermarschbewegung mit dem Kampf gegen die Bombe begann. Trotz vollmundiger Versprechungen und Aussagen - um nur zwei zu nennen - von Gorbatschow und Obama zu einer atomwaffenfreien Welt, wird weiter "modernisiert" am Weltuntergangs-Szenario. Hier liegt besonders NRW im Dreieck der US-Atomwaffenlager in Büchel (D), Kleine Brogel (B), und Volkel(NL). Nicht zuletzt deshalb kommt dem Marsch in Gronau eine große Bedeutung zu. Wir sagen im letzten Teil unseres Ostermarschaufrufs 2014: "Wir in NRW: Der Kriegsvorbereitung entgegentreten." Und da gibt es mehr als genug zu tun. Mit Rheinmetall in Düsseldorf, mit ThyssenKrupp in Essen befinden sich zwei der größten Rüstungskonzerne in NRW. Das wird bei den Veranstaltungen am Samstag in Duisburg beim Auftakt und Sonntag in Herne Thema sein und Tobias Pflüger wird beim Abschluss, dem Friedensfest in Dortmund am Ostermontag mit einem: "Nein zu deutschen Kriegseinsätzen - Nein zum Drohnenkrieg", eindeutig Stellung beziehen. Ob die Abschottungspolitik der EU gegen Flüchtlinge, die Bundeswehr raus aus Schulen und Rathäusern und nicht zuletzt der vom Staat geduldete Rassismus und die Volksverhetzung durch Nazis und Rechtsaußen, sie werden auf vielen Veranstaltungen eine Rolle spielen.

UZ: Weltweit gibt es viele Konflikte. Am stärksten bewegt uns zur Zeit die Entwicklung rund um die Ukraine. Wie beurteilst Du den Konflikt? Welche Rolle wird er auf dem Ostermarsch spielen?

Willi Hoffmeister: Um mit der letzten Frage anzufangen. Dieser letzte Konflikt in der langen Reihe von Auseinandersetzungen konnte im schriftlichen Aufruf des Ostermarsches Rhein Ruhr wegen der frühen Endredaktion noch keine Berücksichtigung finden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Ukraine in den Redebeiträgen keine Rolle spielen wird. Die Gesamt-Strategie der US-Politik und der NATO werden immer offensichtlicher: Den eigenen Machtbereich ausbauen, Ressourcen habhaft machen und den Markt bestimmen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Genutzt wird jede Gelegenheit auch eines zunächst berechtigten Volkszorns für die Durchsetzung der eigenen Ziele. Wenn Worte nicht reichen, richten es die Waffen. Die Ukraine war auf diesem Strategiepapier schon lange verzeichnet. Vielleicht offenbart uns die Geschichte mal, wer welche Lunten wo gelegt hat. Ein Boxer und seine Ex-Präsidentin allein können solches nicht schaffen. Ich bin froh darüber, dass die Krim von einem Bürgerkrieg verschont wurde. Vielleicht ist es mir vergönnt, dieses schöne Fleckchen Erde noch mal zu besuchen. Dies ist meine persönliche Meinung. Wie das Thema bei den Ostermärschen seinen Niederschlag finden wird, das wird sich zeigen.

UZ: Welche kriegerische Entwicklung bereitet Dir die meiste Sorge?

Willi Hoffmeister: Es ist der Umbau der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee und die damit eng verbundene allgemeine Militarisierung des öffentlichen Lebens, die schleichend in Volkes Köpfe transferiert wird. Die bürgerlichen Medien stehen dafür fast geschlossen zur Verfügung. Keine Lüge ist zu schade. In wenigen Tagen jährt sich der völkerrechtswidrige NATO-Überfall auf Jugoslawien zum 15. Mal. Es war eine SPD/Grüne-Regierung, unter der dieser erste Kriegseinsatz Deutschlands nach 1945 beschlossen wurde. Der seinerzeit verantwortliche Bundeskanzler Schröder hat vor kurzen verlautbart, das sei falsch und völkerrechtswidrig gewesen. Späte Einsicht. Die Toten der Brücke von Varvarin werden davon nicht wieder zum Leben erweckt - aber vielleicht setzt er sich für eine Entschädigung ein? Wenn ich heute deutsche Politik anschaue, wie sie jetzt in München auf der sogenannten NATO-Sicherheitskonferenz durch Merkel, Steinmeier und den 1. Bundesbürger Gauck zelebriert wurde, dann packt mich schon das Grausen. Ich halte es mit dem Satz in unserem Aufruf: "Rüstung und Militär lösen keine Konflikte."

UZ: Wie viele Märsche wird es in diesem Jahr geben. Welche Beteiligung erwartest Du?

Willi Hoffmeister: Es wird sich sicher im Rahmen von zirka 80 Märschen und Aktionen der Friedensbewegung bewegen. Die Teilnahme ist jeweils im vorhinein schwer einzuschätzen. Ich kann nur aus meiner Jahrzehnte langen Erfahrung sagen, da sind einmal die Überzeugten, die immer gegen Krieg, Hass und Ungerechtigkeit auf die Straße gehen und ihre Stimme erheben. Da sind auch diejenigen mit dem Gefühl der eigenen Betroffenheit, das sie antreibt sich zu bewegen. Ich müsste mich täuschen, wenn der Ukraine-Konflikt, so notwendig es wäre, unsere MitbürgerInnen massenhaft zu den Ostermärschen treibt. Die momentane Hetze nicht nur von "Bild" und "Blöd" gegen Russland geht nicht spurlos an vielen Köpfen vorbei. Sie unterscheidet sich kaum von der seinerzeitigen Jugoslawien-Hetz-Kampagne. Das sind Zeiten, wo es der Friedensbewegung schwer fällt zu überzeugen.

UZ: Was kann frau/man tun, um für den Ostermarsch zu mobilisieren?

Willi Hoffmeister: Ganz einfach! Zuerst die eigenen Marschstiefel schnüren - mit gutem Beispiel vorangehen. Bekannte, Verwandte, Nachbarn, Freund(e) und -innen einladen, die KollegInnen nicht vergessen usw.

Zur Unterstützung für die Überzeugungsarbeit gibt es den großen Flyer (sechs Seiten Din A4) mit Aufruf, den Unterschriften, Streckenprogramm und Zeiten. Der kleine Flyer mit der genauen Strecke, örtlichen Kundgebungsorten, und Gesamtprogramm. Dann ist da noch das Plakat DIN A3. (Lässt sich überall unterbringen) Nicht zu vergessen den Ostermarsch-Rhein-Ruhr-Button 2014 zu 1 Euro das Stück. Alles erhältlich bei den örtlichen Friedensinitiativen oder bestellen beim Ostermarsch-Büro bei der DFG-VK Landesgeschäftsstelle, 44 145 Dortmund, Braunschweiger Str. 22, Tel: 0231-8180-32, Fax -31, e-mail: dfg-vk.nrw@t-online.de. Informationen zu allem wie immer auf der Homepage http://www.ostermarsch-ruhr.de. Da steht auch die Nummer des Spenden-Kontos. Jetzt nur noch: MITMACHEN bei der größten Friedensaktion eines jeden Jahres in der Fläche: dem OSTERMARSCH! eine Stunde, einen Tag, am Sonntag beim Fahrradcorso, oder auch nur bei einer Veranstaltung! Es bleibt dabei: "Unser Marsch ist eine gute Sache!"

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Quelle:
Unsere Zeit (UZ) - Zeitung der DKP, 46. Jahrgang, Nr. 12 vom 21. März 2014, Seite 8
Herausgeber: Parteivorstand der DKP
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. März 2014