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INTERNATIONAL/126: Mexikaner mit US-Waffen getötet - Friedensaktivisten protestieren in Washington (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. September 2012

Menschenrechte: Mexikaner mit US-Waffen getötet - Friedensaktivisten protestieren in Washington

von Zoha Arshad


Proteste vor der School of Americas in Fort Benning, Georgia - Bild: © Caravan4Peace

Proteste vor der School of Americas in Fort Benning, Georgia
Bild: © Caravan4Peace

Washington, 13. September (IPS) - Teilnehmer der mexikanischen Friedenskarawane haben in der US-amerikanischen Hauptstadt die Regierungen beider Länder aufgefordert, die Drogenpolitik zu entmilitarisieren und den tödlichen Drogenkrieg zu beenden. Allein in der ersten Hälfte des laufenden Jahres wurden in Mexiko 21.500 Menschen ermordet - in vielen Fällen mit Waffen aus den USA.

Wie die Aktivisten der mexikanischen Karawane für Frieden mit Gerechtigkeit und Würde am 11. September in Washington erklärten, sind in der fast sechsjährigen Regierungszeit des mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón mindestens 60.000 Menschen ermordet worden, weitere 20.000 'verschwanden'.

"Es gibt genügend Beweise dafür, dass die Waffen, die so vielen Mexikanern das Leben kosten, aus den USA stammen", sagte Sergio Aguayo, ein prominenter mexikanischer Wissenschaftler, der den US-Behörden seit geraumer Zeit vorwirft, die Waffenkontrollen zu lax zu handhaben und das Leben von Mexikanern nicht zu achten.

Die mexikanischen Drogenkartelle verwenden vorzugsweise AK-47- und AR-15-Sturmgewehre, die in fast allen US-Waffengeschäften nahe der US-mexikanischen Grenze erhältlich sind. Die Bundesbehörde für Alkohol, Tabak, Feuerwaffen und Sprengstoffe (ATF) hat bestätigt, dass fast 70 Prozent der Gewehre, die im mexikanischen Drogenkrieg verwendet und konfisziert werden, US-amerikanischen Ursprungs sind.


USA Mitschuld vorgeworfen

Aguayo zufolge trägt die US-Regierung somit eine Mitschuld an der Drogengewalt in Mexiko. "Helfen Sie uns, den Brand im Haus Ihres Nachbarn zu löschen, bevor er auf Ihr Haus übergreift und es in Asche legt", sagte er in Anlehnung an ein Zitat des ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt.

Der mexikanische Lyriker Javier Sicilia hatte die Friedenskarawane 2011 unmittelbar nach der Ermordung seines Sohnes gegründet und drei Protestmärsche innerhalb Mexikos organisiert. Vor einem Monat brach seine Bewegung dann in Richtung Washington auf, um die Regierung von US-Präsident Barack Obama aufzufordern, den Waffenschmuggel von den USA nach Mexiko zu unterbinden.

"Wir sind durch die USA gereist, um auf das unerträgliche Leid so vieler Menschen aufmerksam zu machen und beide Staaten aufzufordern, die Familien und Gemeinden zu schützen", sagte Sicilia.

Während des einmonatigen Protestmarsches durch die USA hatten Angehörige von Opfern Ermordeter oder Verschwundener des mexikanischen Drogenkrieges Gelegenheit, über ihr persönliches Schicksal zu berichten. Olga Reyes hat sechs Familienmitglieder verloren. Weitere 20 leben im ausländischen Exil. (Ende/IPS/kb/2012)


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http://movimientoporlapaz.mx/
http://www.ipsnews.net/2012/09/u-s-guns-equal-mexican-casualties/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2012