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AFRIKA/042: Tansania - Uranbergbaupläne gefährden natürliche Lebensgrundlagen (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 2/2010
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

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Uranbergbaupläne gefährden natürliche Lebensgrundlagen der Landbevölkerung in Tansania

Von Martin Kurz


Ab 2012 soll nach dem Willen von ausländischen Investoren und der Regierung in Tansania mit dem Abbau von Uran und der Produktion von Yellow Cake begonnen werden. Die lokale Bevölkerung wurde weder von Seiten der Regierungsbehörden noch von den beteiligten Firmen angemessen informiert. Ihre Rechte und Interessen werden nicht beachtet.


Seit etwa vier Jahren suchen ausländische Firmen intensiv nach Uran Lagerstätten in Tansania. Die in Australien beheimateten Firmen Mantraresources Ltd und Uranex NL waren besonders erfolgreich. Sie konnten abbauwürdige Lagerstätten in Südtansania und im Zentrum des Landes in der Nähe der Hauptstadt Dodoma identifizieren. Dabei handelt es sich um Projekte in ökologisch sensiblen Gebieten wie beispielsweise das Projekt Mkuju-River, welches teilweise innerhalb des Selous-Wildreservats liegt oder das Projekt Bahi-Manyoni im Bereich des fruchtbaren Überschwemmungsgebiets von Bahi. Der Abbaubeginn ist an beiden Standorten ab 2011/12 geplant. Im Zusammenhang mit dem Uranabbau wird immer wieder die Atomkraft als Option für die Energieversorgung des Landes ins Spiel gebracht.

Die betroffene Bevölkerung wurde von Anfang an nicht angemessen über diese Pläne informiert. Auch FEMAPO (Foundation for Environmental Management and Campaign Against Poverty) und CESOPE (Civil Education Solution for Poverty and Environmental Management), zwei Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Rechte der Menschen und den Schutz der Umwelt vor allem in der Gegend um Bahi im Zentrum des Landes einsetzen, erfuhren erst im Jahr 2008 von den laufenden Erkundungsarbeiten. Dank finanzieller und fachlicher Unterstützung aus Deutschland konnten sie noch im gleichen Jahr eine Aufklärungskampagne starten. Dabei stellte sich heraus, dass die BewohnerInnen der betroffenen Dörfer meist überhaupt nicht Bescheid wussten, was die fremden Experten auf ihren Feldern suchten. Teilweise hatte man ihnen erklärt, es würden neue Sendemasten für das Mobilfunknetz aufgestellt. Andernorts hatte man ihnen von Mineralien und Bergbau erzählt und wie sie davon profitieren würden. Auf die negativen Folgen hatte man sie nicht hingewiesen. Immer, wenn die Menschen über die tatsächlichen Folgen des möglichen Uranabbaus informiert wurden, lehnten sie diesen komplett ab. Sie fürchten dabei vor allem um ihr Land, von dem sie als Ackerbauern und -bäuerinnen und ViehzüchterInnen leben.

Die lokalen und regionalen Regierungsbehörden behinderten die Arbeit von FEMAPO und CESOPE wo immer sie konnten. Zeitweise versuchten sie es mit der Erklärung, es gebe gar keine Pläne zum Uranbergbau. Erst als vom Ministerium offiziell verkündet wurde, dass der Abbau in wenigen Jahren beginnen könne, ruderten sie zurück. Trotzdem wird die Dorfbevölkerung weiterhin systematisch in die Irre geführt und um ihre Rechte betrogen. So verteilte Uranex NL Flugblätter, in denen Uranbergbau als völlig harmlose Operation, vergleichbar einer Kiesgrube dargestellt wurde. Auf Radioaktivität, gesundheitsschädlichen Staub oder riesige Schlammdeponien gingen sie nicht ein.

In Zentraltansania gefährden die Uranpläne insbesondere das Sumpfgebiet von Bahi, etwa 50 km westlich der Hauptstadt Dodoma. Dieses fruchtbare Tiefland ist von erheblicher Bedeutung für Ökonomie und Nahrungsmittelproduktion in der Region und darüber hinaus. Des weiteren ist bei diesen Uranbergbauprojekten hauptsächlich Land betroffen, das zu den Dörfern gehört. Nach tansanischer Gesetzeslage darf dieses Land nur einer anderen Nutzung zugeführt werden, wenn die Dorfbevölkerung informiert wurde und formal gültig zugestimmt hat. In einem Dorf wurden FEMAPO und CESOPE Zeugen, wie Mantraresources versuchte, ohne Einberufung einer Dorfversammlung nur mit einigen VertreterInnen der Dorfregierung zu einem Vertrag zu kommen. Als sich Widerstand regte, versuchte die Firma, die Menschen mit Geschenken zu besänftigen. Nach einer Veranstaltung mit internationalen Gästen, die FEMAPO und CESOPE im November 2009 in Bahi abgehalten hatten, wurde ein Besucher, der auch zu Hause mit seiner Ablehnung der Uranpläne nicht hinter dem Berg hielt, für mehrere Monate inhaftiert.

Martin Kurz ist Aktivist beim Uranium Network.
www.uranium-network.org


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 2/2010, Juli 2010, S. 8
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2010