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BERICHT/163: Agrartreibstoffe in Europa (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 2/2008
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

Agrartreibstoffe in Europa
Subventionierung von Lohn-Dumping und Ausbeutung

Von Roman Herre


Die Ethanol-Importe aus Brasilien haben sich 2007 vervierfacht - konkurrenzlos günstig durch Lohn-Dumping und ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Das jüngst abgeschlossene Energieabkommen zwischen Deutschland und Brasilien wird die Importe weiter ankurbeln. Hinzu kommt, dass die EU sich bis heute gegen verbindliche Sozialstandards in ihrer Förderpolitik verweigert. Die aktuell auf dem Tisch liegende unverbindliche Bewertung der menschen- und arbeitsrechtlichen Auswirkungen durch die EU-Kommission im 2-Jahres-Turnus ist keine Lösung.

Unkontrollierbar bleiben zudem die Verdrängungseffekte anderer landwirtschaftlicher Aktivitäten in ökologisch wertvolle Gebiete. Aber Abhilfe ist laut EU in Sicht: Der Anbau auf degradierten Flächen soll durch Extraprämien gefördert werden. Die Rechnung lautet: weniger aktuelle Nutzung entspricht weniger Verdrängungseffekten. Die Idee der Aufwertung degradierter Flächen scheint zunächst interessant, die Realität ist oft eine andere. Diese Flächen werden in vielen Ländern von den ärmsten Gruppen wie Nomaden, KleinstbäuerInnen oder Frauen genutzt. Man kann es drehen und wenden wie man will: Land ist knapp und eine Förderpolitik, die soziale Aspekte ausklammert, geht zu Lasten der Armen und Hungernden.


Der Autor ist Agrarreferent bei FIAN-Deutschland.


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 2/2008, S. 15
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
Tel. 0221/702 00 72, Fax 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de

Erscheinungsweise: drei Ausgaben/Jahr
Einzelpreis: 4,50 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2008