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GAZA HUMAN/004: Wird Ägypten helfen, lebenswichtige Güter nach Gaza zu bringen? (Kia Ora Gaza)


Kia Ora Gaza

Internationaler Hilfskonvoi nach Gaza - Tagesbericht, 12. Oktober 2010 (25. Tag)

Wird Ägypten helfen, lebenswichtige Güter nach Gaza zu bringen?

Ein kleiner Teil der 150 Fahrzeuge des Gaza-Konvois, vollgeladen mit humanitären Hilfsgütern - Foto: © Khaled Ayyad

Eine kleine Abteilung der 150 Fahrzeuge des Gaza-Konvois. Sie sind vollgeladen mit humanitären Hilfsgütern und stehen für den letzten Abschnitt der langen Reise nach Gaza bereit - aber die Konvoi-Fahrer warten noch auf grünes Licht aus Ägypten.
Foto: © Khaled Ayyad

Nach zweiwöchiger Fahrt auf dem Weg nach Gaza stoppt der Konvoi, der bis dahin sehr gut vorangekommen ist, in Latakia, dem größten Hafenort von Syrien.

Warum? Die ganz offenkundige Antwort ist, daß es bisher keine definitive Antwort auf die Bitte des Konvois gibt, im ägyptischen Hafen Al-Arish zu landen. Von dort ist es nur eine kurze Autofahrt zum einzigen Grenzübergang nach Gaza, der nicht unter israelischer Kontrolle steht. Kairos Verzögerungen hingegen sind verbunden mit einem höllisch komplizierten Dickicht von Interessen, die im Nahen Osten eine Rolle spielen.

Im Land am Nil hat die Regierung von Hosni Mubarak bislang die israelische Blockade von Gaza unterstützt. Die Machthabenden in Kairo sind eingeschworene Feinde der Moslem-Bruderschaft in Ägypten, die der frei gewählten Hamas-Regierung in Gaza politisch sehr nahestehen. Die Tatsache, daß man den Sohn von Hosni Mubarak von Staats wegen als Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2011 aufbaut, steht in ganz Ägypten unter Kritik und hat bereits Straßenproteste hervorgerufen. Aus diesem Grund scheut Kairo davor zurück, den Gaza-Hilfskonvoi zu blockieren, was einen weiteren höchst unpopulären Akt darstellen würde.

Die gewaltsame Übernahme des Hilfsschiffs Mavi Marmara durch das israelische Militär, die den Tod von neun Freiwilligen und Dutzende Verwundete zur Folge hatte, hat einen Umschwung in der weltweiten öffentlichen Meinung bewirkt. Der Widerstand gegen die israelische Belagerung Gazas ist überall enorm gewachsen, auch in Ägypten - eine Tatsache, derer sich Kairos Politiker nur allzu bewußt sind. Angesichts sich widersprechender, konfliktgenerierender Faktoren ist es nur logisch, daß sich die ägyptischen Eliten nicht sicher sind, welche Strategie ihren künftigen Interessen am besten dient. So erscheint ihre Verzögerungstaktik dem Gaza-Konvoi gegenüber verständlich.

Kind mit palästinensischer Fahne in der Hand zeigt das Peace-Zeichen - Foto: © Khaled Ayyad

Wird sich die ägytische Regierung hinter die
notleidenden Kinder Palästinas stellen?
Foto: © Khaled Ayyad

Die Konvoi-Fahrer unternehmen einiges, um auf eine positive Antwort aus Kairo hinzuwirken. Am Montag macht die algerische Abordnung von 40 Fahrzeugen (von insgesamt 150) die kurze Fahrt zum Hafen von Latakia und wartet auf die Einschiffung Richtung Ägypten. Andere Freiwillige verabschieden sie jubelnd mit einem Festakt.

Neu hinzugekommene Medikamente für die Chemotherapie, Röntgenapparate und weitere teure medizinische Güter werden noch in die vollen Fahrzeuge hineingezwängt. Die drei Ambulanzwagen von Kia Ora Gaza beispielsweise sind "vollgepackt bis an den Rand", berichtet der Kiwi-Freiwillige Hone Fowler. Die Botschaft ist deutlich: Wird die ägyptische Regierung helfen, diese lebenswichtigen Güter zu den notleidenden Menschen in Gaza zu bringen?

Diese Botschaft wird durch die täglichen Pressekonferenzen der Konvoi-Leitung überall im Nahen Osten verbreitet und manchmal auch in ferneren Landen.

Und so endet ein weiterer Tag des Geduldspiels.

Kevin Ovenden setzt seinen Namen auf eine riesige palästinensische Fahne. Sie trägt die Namen aller 400 Freiwilligen und fährt mit nach Gaza. - Foto: © Khaled Ayyad

Konvoi-Leiter Kevin Ovenden setzt seinen Namen auf eine riesige
palästinensische Fahne. Diese Fahne wird mit den Unterschriften aller
400 Freiwilligen des Konvois nach Gaza gebracht.
Foto: © Khaled Ayyad

Dieser Tagesbericht wurde von Grant Morgan, Kiaora Gaza, aus Vor-Ort-Berichten der Mitglieder des Kiwi-Teams und Fotos von Khaled Ayyad zusammengestellt.
Sollten Sie Kontakt mit dem Kia Ora Gaza-Team aufnehmen wollen: E-Mail grantmorgan@paradise.net.nz


Anmerkung der Redaktion Schattenblick:
In der vergangenen Nacht erreichte uns die Nachricht, daß Ägypten den Übergang nach Gaza für den Hilfskonvoi öffnet.
Quelle: Grant Morgan & Ismail Waja, Co-organisers of Kia Ora Gaza, E-Mail vom 13. Oktober 2010, 23:21 Uhr


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Quelle:
Tagesbericht, 12. Oktober 2010
Kia Ora Gaza
PO Box 59-007, Auckland
Neuseeland
http://kiaoragaza.net/
mit freundlicher Genehmigung
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2010