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BERICHT/042: Aufbruchtage - Klassenkampf und Umweltfront ... (SB)


Warum Degrowth und nicht Klassenkampf?

Workshop der Autodidaktischen Initiative an der Universität Leipzig am 3. September 2014


Die drei Referenten, am Podiumstisch sitzend - Foto: © 2014 by Schattenblick

Hannes Raßmann, Nadine McNeil und Eike Bülow von der Autodidaktischen Initiative Leipzig (v.l.n.r.)
Foto: © 2014 by Schattenblick

"Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Degrowth." Mit diesem Satz, in dem Degrowth an die Stelle des Begriffs Kommunismus gesetzt wurde, wie es der historischen Vorlage, dem 1847/48 von Marx und Engels verfaßten Manifest der kommunistischen Partei, entsprochen hätte, beginnt ein Textbeitrag [1] der Autodidaktischen Initiative e.V. (ADI) [2] zum Thema "Warum Degrowth und nicht Klassenkampf?". Dies war zugleich auch der Titel und die zentrale Frage eines Workshops, den die Leipziger Initiative, unter deren Beteiligung bereits ein guter Teil der Kongreßvorbereitungen stattgefunden hatten, am 3. September 2014 auf der Degrowth-Konferenz anbot.

Nach dem großen Interesse der Teilnehmenden zu schließen, die der eher kleine, für diese Veranstaltung vorgesehene Seminarraum kaum zu fassen vermochte, traf der Workshop mit dieser Eingangsfrage voll ins Schwarze, bahnte er doch einer - noch kaum geführten - Debatte zwischen sozial-ökologisch ausgerichteten Wachstumskritikern und antikapitalistisch, d.h. eher marxistisch orientierten Menschen den Weg. Bereits im Konferenz-Programm hatte die Autodidaktische Initiative klargestellt, daß es ihr keineswegs um eine Fortsetzung der Abgrenzungs- und Distanzierungskultur geht, die in linken Bewegungen und ihrer Widerstandsgeschichte einen großen Stellenwert einnimmt, sondern um eine konstruktive beiderseitige Kritik und inhaltliche Ergänzung:

Eine Degrowth-Bewegung, die es mit einer wirklich sozialen und ökologischen Transformation ernst meint, sollte sich zudem mit der antikapitalistischen Bewegung darüber austauschen, wie ein Ansatz, der nicht nur das individuelle Handeln, sondern Institutionen und die Gesetze des Wirtschaftens verändern will, gegen bestehende Interessen durchgesetzt werden kann. Beide Bewegungen gemeinsam könnten eine starke neue linke Bewegung schaffen. Eine nicht-kapitalistische Welt ist möglich!
(S. 22)

Zur Einführung stellte Hannes Raßmann die Autodidaktische Initiative vor und erklärte, daß sie einen kollektiven Bildungsprozeß ermöglichen und unterstützen wolle, was ihrer Auffassung nach eine kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen einschließe. Über das unmittelbare Lernen hinausgehend verfolge sie die Absicht, das eigene Handeln wie auch den eigenen Wissenserwerb kritisch zu hinterfragen und mit anderen Menschen in einen Diskurs zu treten, ohne darauf zu verzichten, sich klar zu positionieren, weshalb die Initiative auch diesen Workshop mache.


Warum laufen Degrowth und linke Bewegungen nebeneinander her?

Als Einstieg in eine Diskussion, die sich nach den Kurzreferaten der drei Initiativenmitglieder Hannes Raßmann, Nadine McNeil und Eike Bülow lebhaft entwickeln sollte, wurde in audiovisueller Form eine Schnecke als - wenn auch klischeehaftes und insofern eigentlich unzutreffendes - Symbol für Degrowth vorgestellt. Videosequenzen, die Auseinandersetzungen zwischen Globalisierungskritikern und Sicherheitskräften zeigten, sollten den Klassenkampf symbolisieren, wohlwissend, daß dieser sich ebensowenig auf das Rufen lauter Parolen auf der Straße reduzieren lasse. Wie Degrowth und Klassenkampf zueinander stehen bzw. die Aktivisten und Aktivistinnen, die sich das eine und/oder andere zur Herzensangelegenheit gemacht haben, war ein zentrales Thema des Workshops, in dem es um zentrale Fragen des politischen Verständnisses ging wie zum Beispiel: Warum hat die Degrowth-Bewegung nicht auf die ökonomische Kritik von Karl Marx und seinen Anhängern Bezug genommen, die nach Ansicht der Autodidaktischen Initiative für das Verständnis der Wachstumszwänge sowie der Ausbeutung von Mensch und Natur einen extrem wichtigen Beitrag geliefert haben? Warum gibt es zwei weitgehend parallel agierende Bewegungen?

Zum Mitnehmen bereitgestellte Demo-Transparente mit den Aufschriften 'Solidarität statt Profit', 'Rise up!', 'Regional wirtschaften' und 'Wachstum um jeden Preis??' - Foto: © 2014 by Schattenblick

Von Klassenkampf keine Spur - Transparente der Degrowth-Aktionsdemo
Foto: © 2014 by Schattenblick

Die Degrowth-Bewegung in Deutschland sei sehr jung und habe deshalb noch kaum Gelegenheit gehabt, ihr Verhältnis zu anderen Strömungen, Bewegungen oder auch Parteien zu klären. Verschwiegen werden sollte jedoch nicht, daß es bereits jetzt auch innerhalb der Degrowth-Bewegung verschiedene Strömungen und Akteure gäbe, so Raßmann. Zur linken Bewegung sei zu sagen, daß sie zu einem großen Teil die ökologischen Krisen in ihrer Dramatik unterschätzt habe. Der Degrowth-Diskurs sei gekennzeichnet durch eine Vielfalt der Akteure, Themen, Forderungen und transportierten Weltbilder, was schon einen Kontrast zur marxistischen Bewegung darstelle. Der gemeinsame Nenner bei Degrowth sei die Auffassung, daß unsere Art des Wirtschaftens, vor allem in den reichen Industriestaaten, an einen Punkt gelangt sei, an dem Fortschritt destruktiv geworden ist. Vor dem Hintergrund der drohenden ökologischen Katastrophe sei der Glaube daran, daß mehr immer besser sei, erschüttert. Auch herrsche die Einsicht vor, daß angesichts des Klimawandels, der Wasserknappheit und Verarmung von Land eine ökologische wie soziale Transformation im Interesse fast aller Mitglieder der Gesellschaft notwendig ist. Oder, um es mit den Worten des Sozialpsychologen Harald Welzer [3] zu sagen: Degrowth ist realistisch, ein unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten ist es nicht.

Dabei ist Degrowth bzw. eine ökologisch begründete Wachstumskritik keineswegs neu. Der Club of Rome trat bereits 1972 mit der Prognose an die Öffentlichkeit, daß es auf der Erde innerhalb der nächsten 100 Jahre einen ökologischen Kollaps geben würde. Die im Degrowth-Diskurs vielfach rezipierte Studie "Die Grenzen des Wachstums" von Dennis und Donella Meadows [4] ist 2004 überarbeitet worden und zu dem Ergebnis gekommen, daß es zwischen 2030 und 2100 zu einem wirtschaftlichen wie ökologischen Zusammenbruch kommen würde. In den 1970er Jahren hatte diese Wachstumskritik, die von der Annahme einer steigenden Umweltverschmutzung bei gleichzeitiger Ressourcenverknappung und zunehmender Weltbevölkerung ausging, zu Debatten in den ökologischen Wirtschaftswissenschaften geführt, in denen man die Wurzeln der Degrowth-Bewegung verorten könnte.

Als deren Vordenker wird vielfach auch der rumänische Wirtschaftswissenschaftler und Mathematiker Nicholas Georgescu-Roegen [5] genannt, der den wärmephysikalischen Entropie-Begriff zur Erklärung allgemeiner bzw. wirtschaftswissenschaftlicher Entwicklungen herangezogen hatte zu dem Zweck, die Grenzen des Marktes und das quasi-naturgesetzlich bevorstehende Ende des Kapitalismus zu begründen. Als eine weitere Etappe in der Degrowth-Entstehungsgeschichte benannte der Referent den Nachhaltigkeitsbegriff, dessen bekannteste Definition auf die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen, kurz Brundtland-Kommission, zurückgeht, die 1987 eine Entwicklung als nachhaltig definierte, "die die Bedürfnisse der gegenwärtig lebenden Menschen befriedigt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen infrage zu stellen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen". [6]

Vermehrt aufgegriffen wurde der Degrowth-Diskurs 2004, als sich Magazine und Plattformen zum Thema entwickelten und - in Frankreich - sogar eine Partei gründete. In dieser Zeit entstand auch "Research & Degrowth" (R&D), ein Initiativkreis bzw. Netzwerk, das wissenschaftliche und aktivistische Kreise zusammenführte, 2008 die erste Degrowth-Konferenz in Paris organisierte und sich auch an allen weiteren - auch hier in Leipzig - intensiv beteiligt(e). In Deutschland firmierte die Degrowth-Bewegung lange Zeit unter Begriffen wie Post-Wachstum oder Post-Wachstumsökonomie als interdisziplinär geführter Wissenschaftsdiskurs. Er weise recht unterschiedliche Strömungen auf, darunter sogar konservative wie zum Beispiel die Meinhard Miegels. [7]

Konferenzteilnehmende im Innenhof, hinter ihnen hochragende Uni-Gebäude - Foto: © 2014 by Schattenblick

Innenhof der Universität Leipzig - moderne Architektur verströmt Wachstumsatmosphäre
Foto: © 2014 by Schattenblick


Was kann Karl Marx uns heute noch sagen?

Nadine McNeil erläuterte im Anschluß an die Einführung in den Diskurs und die Geschichte der Degrowth-Bewegung, wie die Autodidaktische Initiative die marxistische Bewegung sieht, also denjenigen Teil der sozialistischen Bewegung, der sich inhaltlich auf die Theorien und Analysen von Karl Marx stützt und strategisch auf die Überwindung des Kapitalismus abzielt. Marxistische Parteien, die staatssozialistische Positionen verträten, seien aus ihrer Sicht mit emanzipatorischen Ansätzen nicht zu vereinen. Die Initiative möchte, wie sie erklärte, in dem Workshop über Strömungen und Denkrichtungen sprechen, die eine "nach menschlichen Bedürfnissen ausgerichtete soziale, ökologische und herrschaftskritische Gesellschaftsordnung" anstreben, die Kommunismus oder Communismus [8] genannt werden könne.

Nadine McNeil benannte David Harvey [9], Benjamin Kunkel und Emma Goldman, Michael Heinrich und Klaus Dörre als "Denker, die wir schätzen", was bei philosophie-begeisterten Autodidakten wie ihnen natürlich auch auf die Kritische Theorie und Teile des Poststrukturalismus zuträfe. Sie würden die inhaltlichen Analysen von Marx nutzen, um verständlich zu machen, "wie das Wirtschaftssystem unser Leben, Denken und Handeln beeinflußt und was wir dem entgegensetzen können". Namentlich erwähnte die Referentin Michel Foucault, Slavoj Zizek [10] und Judith Butler [11], widmete sich dann jedoch mit Karl Marx dem Klassiker der Arbeiterbewegung.


Den alten Marx aus der Schublade holen?

Wie Nadine McNeil erläuterte, vertritt die Autodidaktische Initiative die Auffassung, daß Marx' Hauptwerk - das Kapital - heute noch aktuell sei. Marx habe damit den Arbeitern eine Grundlage für den Kampf gegen die gegnerische Klasse schaffen und ihnen ein Verständnis dafür vermitteln wollen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten die kapitalistische Produktionsweise funktioniere im Rahmen einer Gesellschaftsordnung, in der das soziale Verhältnis der Menschen zueinander durch die Herrschaft des Kapitals bedingt sei. Da allein durch Arbeit Mehrwert geschaffen werden könne, sei sie im Marxismus so wichtig und die Arbeiterklasse noch heute das entscheidende Subjekt. In Hinblick auf das Workshop-Thema "Warum Degrowth und nicht Klassenkampf?" widmete sich die Referentin den Fragen, worin die Wachstumslogik des Kapitals und die besondere Rolle der Arbeiter in diesem System bestünden und welche strategischen Gegenentwürfe die marxistische Bewegung anzubieten habe.

In einer privatwirtschaftlich organisierten Produktion wolle der Kapitalist Profit machen, also die produzierten Waren nicht für den Gegenwert seiner Kosten, sondern mit einem Mehrwert verkaufen. Um dies zu gewährleisten, müsse die Produktion ständig erweitert, also Wachstum geschaffen werden. Die Tendenz zu einem Weltmarkt sei Marx zufolge unmittelbar im Begriff des Kapitals gegeben. Ein solches Wachstum beizubehalten sei nur möglich, wenn ständig neue Spielfelder außerhalb der bisherigen Reichweite des Kapitals erschlossen werden. Die Finanzmärkte breiten sich geographisch immer weiter aus, wirtschaftliche Prinzipien dringen in immer mehr Lebensbereiche vor. Man könne sich vorstellen, daß dies auch für das Kapital immer schwieriger werde.

Verschiedene Auffassungen gäbe es darüber, ob die Überakkumulation des Kapitals, wenn also die systemnotwendigen Überschüsse nicht mehr absorbiert werden können, zwangsläufig zur Krise und zum Zusammenbruch der kapitalistischen Produktion führen würde, wie manche glaubten. David Harvey hingegen, aber auch, hier auf dem Kongreß, Barbara Muraca, verträten die Auffassung, daß sich das kapitalistische System immer seine Profite holen werde, und wenn dies über die Produktion nicht möglich sei, dann direkt durch Enteignung. Schon Marx habe den Begriff "ursprüngliche Akkumulation" verwendet für eine Wertanhäufung, die sich nicht auf die Produktion, sondern auf Raub oder die Einhegung von Land beziehe. Heutige Denker wie Harvey benutzten den Ausdruck "Akkumulation durch Enteignung", um deutlich zu machen, daß dieses Ausbeutungsverhältnis noch immer stattfände und die kapitalistische Produktionsweise grundsätzlich charakterisiere.

Demoaktivisten in der Leipziger Innenstadt, Transparent mit der Aufschrift 'Wachstum um jeden Preis??' - Foto: © 2014 by Schattenblick

Wachstumskritik eine Frage des Preises? Degrowth-Aktionsdemo inmitten Leipzigs
Foto: © 2014 by Schattenblick


Wie ist es um die besondere Rolle der Arbeiterklasse bestellt?

Marx zufolge sei die Arbeiterklasse, so erläuterte Nadine McNeil, das entscheidende Subjekt, weil sie wegen ihrer sozialen Interessen in einem grundsätzlichen Widerspruch zu den Kapitalisten stünde. Heute werde vielfach bestritten, daß sie eine wichtige Rolle spiele oder daß es überhaupt noch Sinn mache, diesen Begriff zu verwenden. Auch in der Degrowth-Bewegung werde dem Proletariat kaum noch eine Bedeutung beigemessen. Es wird vielmehr angenommen, daß sich die Fronten vermischt hätten und jeder irgendwie auch ein Kapitalist sei. Auch wenn hier eine klare Trennung verschwunden sein sollte, bleibe doch festzuhalten, daß die Zahl der abhängig Beschäftigten in Deutschland mit 42 Millionen Menschen größer ist als je zuvor. So viele Menschen könnten nicht weggedacht werden, wenn es um die Frage gesellschaftlicher Veränderungen geht, teilten sie doch ungeachtet aller Unterschiede das Schicksal, entfremdete Arbeit leisten zu müssen und, ob sie es nun wollten oder nicht, die ihnen aufgezwungene Rolle lohnabhängiger Menschen tagtäglich zu reproduzieren.

In früheren Zeiten, zuletzt in den 1960er und 1970er Jahren, seien die Arbeiter noch gut organisiert gewesen, ihre Kämpfe für bessere soziale Bedingungen hätten zu Erfolgen geführt. Doch all das sei längst vorbei, durch den neoliberalen Vormarsch sei die Arbeiterbewegung fast bis zur Unkenntlichkeit zermürbt worden. Heute würden viele Menschen schon den Begriff Arbeiterkampf als altmodisch und irreal empfinden. Wenn überhaupt noch von Klassenkampf oder Klassenkrieg die Rede sei, dann in entgegengesetzter Richtung. Der US-amerikanische Unternehmer und Großinvestor Warren Buffett beispielsweise, laut Forbes der drittreichste Mensch der Welt, habe einmal erklärt: "Wenn in Amerika ein Klassenkampf tobt, ist meine Klasse dabei, ihn zu gewinnen."

Die Autodidaktische Initiative sei der Auffassung, daß die Klasse der Reichen einen Klassenkrieg führe, der nicht außer acht gelassen werden dürfe. Landgrabbing, Bio-Piraterie, die weltweite Ausbreitung der Slums, die anwachsende ökologische Krise, die viele Menschen ihrer Subsistenz beraube, seien nichts anderes als Angriffe auf den nicht-wohlhabenden Teil der Menschheit, der weder die Mittel habe, sich den Methoden der Reichen zu entziehen, noch sich vor den Folgen retten könne. Slavoj Zizek habe deshalb erklärt, daß es nicht nur kein Fehler sei, am Konzept des Proletariats festzuhalten, sondern daß es im Gegenteil noch radikalisiert werden sollte.


Marx radikalisieren?

Welche strategischen Gegenentwürfe verfolge die heutige marxistische Bewegung? Benjamin Kunkel, ein junger Sozialist in den USA, habe geschrieben, daß der Marxismus zur Zeit offenbar besser darauf vorbereitet sei, die Welt zu interpretieren, als sie zu verändern. Die Autodidaktische Initiative ist der Meinung, daß die marxistische Theorie ihre Aufgabe, das Rätsel des Kapitalismus zu enthüllen, gegenwärtig ziemlich gut erfülle und daß darin schon eine Herausforderung herrschender Verhältnisse läge. Klassenkampf im Interesse abhängig Beschäftigter erscheine allerdings so unattraktiv wie nie. Gegenüber einer breiteren sozial-ökologischen Bewegung stünden Marxisten an den Rand gedrängt da, auch wenn es eine recht gut aufgestellte, junge marxistische Bewegung gäbe. Als progressiv-sozialistische Partei sollte sich die Partei Die Linke mit dem kämpferischen Teil der Gewerkschaften und der antikapitalistischen außerparlamentarischen Linken vernetzen und deren Aktivitäten - Streiks und Aktionen des zivilen Ungehorsams - unterstützen, so der Vorschlag Nadine McNeils.

Die jungmarxistische Bewegung ziele darauf ab, mit der Idee zu brechen, daß die Interessen von Kapital und Arbeit vereinbar seien und daß eine Transformation ohne Konfrontation auskäme. Wie die Referentin erklärte, würde sie sich dieser Bewegung nicht zurechnen, gleichwohl sei sie ihr sympathisch, weil ihr ihr Vorgehen realistischer und mutiger erscheine als das, "was wir in unserer idyllischen Vereinslandschaft" täten. Dennoch sei sie davon überzeugt, daß nicht der Kampf allein Bestandteil einer Klassenstrategie sein könne, sondern daß die kämpfende Klasse Ideen, Wissen und Erfahrungen bräuchte, wie nicht-kapitalistische Strukturen des Wirtschaftens und des Lebens aussehen könnten, um den derzeitigen Stand der gesellschaftlichen Entwickung, was Sicherheit, Versorgung und Bildung etc. beträfe, in einem postkapitalistischen System aufrechtzuerhalten. Das sei unverzichtbar, wenn diese strategische Fragen nicht dem Staat überlassen, sondern selbst in die Hand genommen werden sollen. Unter Kommunismus, wie Marx im 'Kapital' geschrieben habe, sei kein Staatssozialismus, sondern eine freie Assoziation freier Arbeiter zu verstehen. Eine Projektarbeit wie die der Autodidaktischen Initiative und vieler anderer böte die Möglichkeit, postkapitalistische Erfahrungen zu sammeln.

Die drei Referenten, Eike Bülow spricht - Foto: © 2014 by Schattenblick

Im Wechselschritt voran - Degrowther und Linke im konstruktiven Streit?
Foto: © 2014 by Schattenblick


Synthese zwischen marxistischer Bewegung und Degrowth?

Nach dem Einstieg in den Degrowth-Diskurs sowie die Grundlagen des Marxismus solle es, wie Eike Bülow ankündigte, im letzten Abschnitt darum gehen, warum es nach Auffassung der Initiative eine gewisse Synthese zwischen beiden Strömungen geben müsse. Die Frage sei auch, wie aus verschiedenen Bewegungen und Einzelprojekten ein kompletter gesellschaftlicher Gegenentwurf werden könne. Im vorherigen Abschnitt sei deutlich geworden, daß dies nur durch die Hinterfragung der kapitalistischen Wirtschaftsstrukturen zu erreichen sei. Doch inwieweit können Sozialismus und Ökologie sinnvoll miteinander verbunden werden, wenn Sozialismus als soziale Grenze wirtschaftlichen Handelns, ökonomischer Rationalität, der Profitlogik und des Marktes verstanden wird und Ökologie als deren natürliche Grenze?

Wird der Fokus allein auf die Bewahrung und Erhaltung der Natur, auf Ressourceneinsparung und Konsumaskese gelegt, könnte dies theoretisch auch in einem autoritären und hierarchischen System realisiert werden. Die kapitalistische Wachstumsökonomie beruhe auf der Ausbeutung und Entfremdung des Menschen von sich selbst, seiner Arbeit und des Produktionssystems. Dieser Widerspruch könne nur durch die Schaffung einer in Gemeineigentum geführten Produktion aufgehoben werden, wie sie von regionalen sozialen Bewegungen bereits entwickelt werde. Dabei müsse aber auch kritisch gefragt werden, was Degrowth in den Regionen der Welt bedeutet, denen der globale Kapitalismus kaum Wachstum oder Wohlstand im Sinne der Beseitigung von Hunger, Wasserknappheit etc. gebracht hat. Die Lösung der Probleme des globalen Südens sei unverzichtbar. Die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den reichen Ländern des Nordens und den ärmeren des Südens würden selbst dann, wenn der Norden weniger Wachstum anstrebte und Konsumverzicht betriebe, bestehenbleiben.


Brasilien und Bolivien als Beispiele einer Politikwende?

Wir haben gesehen, fuhr Eike Bülow fort, daß es im deutschsprachigen Raum inzwischen Versuche gibt, die sozialen Initiativen und Projekte mit den linken Flügeln der Gewerkschaften wie auch der Parteien zu vereinen, um die Bewegung, die in den zurückliegenden Jahrzehnten sehr geschwächt worden ist, zu stärken. Was sich aus einem solchen Ansatz in außereuropäischen Staaten bereits entwickelt hat, lasse sich anhand einiger Beispiele demonstrieren. Als erstes schilderte der Referent die Landlosenbewegung in Brasilien, wo 10 Prozent der Bevölkerung über 80 Prozent der Landflächen besitzen. 20 Großgrundbesitzer verfügen über 20 Millionen Hektar Land, etwa dieselbe Fläche teilen sich 3,3 Millionen Kleinbauern. Hinzu komme, daß die Hälfte des Großgrundbesitzes nicht bewirtschaftet, sondern von seinen Besitzern als Spekulationsobjekt genutzt wird.

Angesichts dieser Lage fordert die Landlosenbewegung seit 30 Jahren eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft, einen effektiven Schutz der Kleinbauern und Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Nahrungssouveränität Brasiliens. Besetzen Aktivisten und Aktivistinnen brachliegende Flächen, um ihre Forderungen durchzusetzen, komme es zu gewaltsamen, zum Teil sogar tödlichen Angriffen durch Privatarmeen oder Söldner der Großgrundbesitzer. Im Frühjahr vergangenen Jahres ist es im Südosten Brasiliens rund dreitausend Aktivisten gelungen, hundert Ländereien zu besetzen und der Regierung einige Zugeständnisse abzuringen. Hunderttausend Familien durften auf den besetzten Gebieten bleiben, und nun wird geprüft, ob im Nordosten des Landes Brachflächen an die Bewegung übergeben werden können. Zusagen dieser Art habe es, wie der Referent anmerkte, bereits 2013 gegeben, ohne daß die 35.000 besitzlosen Bauern zu Land gekommen wären. Wenn wie hier in der Landwirtschaft versucht werde, die bisherigen ökonomischen Strukturen zu entflechten und zu transformieren, stelle sich schnell heraus, welch ein massiver sozialer Konflikt, nämlich ein Klassenkonflikt, dahintersteht.

In Bolivien stelle sich die Situation ein wenig anders dar. Auch hier werden in der Landwirtschaft Versuche unternommen, von den neoliberalen agrarindustriellen und exportorientierten Besitzverhältnissen wegzukommen. Auch in Bolivien herrsch(t)e ein enges Nebeneinander von Großgrundbesitz und Klein- bzw. Subsistenzbetrieben vor, deren aus präkolonialer Zeit stammende traditionelle Strukturen ihren Eigentümern mitunter nicht als ausreichende Lebensgrundlage dienen konnten. Die kleinbäuerlichen Bodenflächen befinden sich in kollektivem und unveräußerlichem Besitz, der durch die Dorfgemeinschaften, die die Nutzungsrechte vergeben, verwaltet wird.

Demonstrationszug buntgekleideter Bolivianer und Bolivianerinnen - Foto: By Edwin Velásquez [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Marsch zur Unterstützung der neuen Verfassung Boliviens am 20. Oktober 2008
Foto: By Edwin Velásquez [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Auch in Bolivien gibt es eine Landlosenbewegung, die in zum Teil gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den Großgrundbesitzern steht. Doch im Unterschied zu Brasilien hat dieses Land eine linke Regierung, die ihrerseits in der Bauern- und Gewerkschaftsbewegung verwurzelt ist. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, die kollektiven Gemeinschaftsstrukturen zu stärken und auf eine nachhaltige Landwirtschaft unter Einbindung aller Akteure hinzuwirken. Die Märkte sollen regional verankert werden und nicht die auf ferne Exportmärkte orientierte Agroindustrie bedienen. Die Aufgabe des Staates liege in der Vergabe von Krediten für eine moderate Mechanisierung der Landwirtschaft sowie in der Festlegung einer Obergrenze des Grundbesitzes auf maximal 5.000 Hektar, um großindustrielle Monokulturen, die künftig gänzlich verboten werden sollen, zu unterbinden.

Dabei werde eine Zusammenarbeit staatlicher Institutionen mit den sozialen Bewegungen der Bauern und der Indios angestrebt. Kritisch bleibe anzumerken, daß Wachstumsrücknahme bzw. Postwachstum zwar nicht das generell erklärte Ziel der Regierung Boliviens seien, daß aber ihre Politik zu einer Stärkung des Prozesses und der Entwicklung der dafür erforderlichen Strukturen beitrage. Bolivien könne als ein Beispiel gelten, wie politische Bewegungen in Regierungsverantwortung auf die Entflechtung bisheriger ökonomischer Strukturen hinwirken können. Damit zeige sich, daß für die Überwindung der Spaltung und damit Schwächung der kapitalismus-kritischen Strömungen einer Gesellschaft eine Verbindung zwischen linken Parteien, Gewerkschaften und sozialen Bewegungen notwendig sei. Auf diese Weise könne eine Massenbasis geschaffen werden für den Aufbau gemeinnütziger Produktionsverhältnisse, deren Protagonisten keine Scheu vor Auseinandersetzungen mit der herrschenden Klasse hätten.

Die zentral geballte und zuungunsten von Mensch und Natur wirkende Macht von Großgrundbesitz, Geld und Finanzen lasse sich nicht abstellen, wenn sich nicht eine Mehrheit gemeinsam gegen die Grundlagen des Systems stellte. Ein Nicht-Wachstum innerhalb eines kapitalistischen Systems zu fordern, sei deshalb ein strategischer wie theoretischer Widerspruch. Im wechselseitigen Zusammenwirken lokalvernetzter Basisinitiativen und staatlicher politischer Akteure könnten nicht-kapitalistische Nicht-Wachstumsverhältnisse geschaffen werden, so der am Beispiel Boliviens entwickelte perspektivische Ausblick des Referenten.

Demoteilnehmende mit Transparenten mit der Aufschrift 'Weniger Tempo für mehr Sinn und Verstand' und 'Weniger Tempo für mehr Demokratie' - Foto: © 2014 by Schattenblick

Entschleunigungsparolen hoch im Kurs
Foto: © 2014 by Schattenblick

Die Degrowth-Bewegung dürfe sich nicht akademisch verengen und in ihrer Praxis auf Projekte und Konsumfragen beschränken. Kreative Verbindungen zwischen marxistischer Bewegung und sozialökologischer Wachstumskritik seien notwendig, um voneinander zu lernen. Degrowth habe die Stärke, kapitalismuskritische Initiativen sozusagen im Hier und Jetzt durch kleine soziale Gruppen umsetzen zu können. Die von Marx beeinflußte kapitalismuskritische Bewegung wiederum könne den Degrowth-Diskurs sensibilisieren für die Funktion des kapitalistischen Systems, die Bedürfnisse und Interessen der Lohnabhängigen und strukturellen Veränderungen der Wirtschaft. Eike Bülow stellte abschließend nicht nur die Frage, wie individuelles Handeln effektiviert werden könne, sondern regte an, darüber zu diskutieren, wie nicht-kapitalistische Institutionen und Wirtschaftsstrukturen im großen Maßstab gegen die bestehenden, einer solchen Entwicklung konträr gegenüberstehenden Interessen durchgesetzt werden könnten.

In der anschließenden Diskussion setzten die Teilnehmenden durchaus unterschiedliche Akzente, schienen sich jedoch in der Kernaussage, nämlich daß eine Postwachstumskritik zum Scheitern verurteilt sei, wenn sie nicht bereit ist, das kapitalistische System zu hinterfragen, wobei die ökologischen Probleme und die soziale Frage gleichermaßen angegangen werden müßten, weitgehend einig zu sein. Während der eine erklärte, daß es sehr wichtig sei, an sich selbst zu arbeiten, weil nur durch eine Eigentransformation eine Bewegung freigesetzt und eine Vernetzung mit anderen geschaffen werden könne, betonte ein anderer Diskutant, daß Gewerkschaften für ihn keine Adresse wären, an die er sich wenden wollen würde, weil sie sich Wachstum auf die Fahnen geschrieben hätten und kein Wort der Kritik an der Tatsache formulieren würden, daß Menschen zur Lohnarbeit gezwungen sind.

Gewarnt wurde davor, daß sich die herrschenden Kräfte auch die Degrowth-Bewegung einverleiben und aus ihren Ansätzen Profit schöpfen könnten. Zu bedenken gegeben wurde aber auch, daß der Begriff Proletariat nicht mehr zeitgemäß sei, weil ebenfalls unterdrückte Gruppen wie Arbeitslose und Frauen in ihm nicht berücksichtigt seien. Als "Theorie-Steinbruch" sei dem Marxismus viel abzugewinnen, doch von "objektiven Klasseninteressen" auszugehen, sei ein "total totalitärer Sprech", befand ein weiterer Diskussionsteilnehmer. Der Kapitalismus müsse abgeschafft werden, um zu Degrowth zu kommen, erklärte eine Teilnehmerin. Eine Bewegung, die Suffizienzdebatten führe und Repair-Cafés aufbaue, sei immer noch eine Grassrootsbewegung und würde das System nicht verändern, was zur Folge hätte, daß die Reichen immer noch immer reicher werden könnten.

In der Diskussion hielten sich kritische Anmerkungen gegenüber marxistischen Ansätzen - beispielsweise das Argument, daß man es sich zu leicht machen würde, Arbeit nur als Ausbeutung zu begreifen - in etwa die Waage mit Degrowth-skeptischen Diskussionsbeiträgen wie etwa der Stellungnahme Nadine McNeils, an Degrowth störe sie die Dominanz von Werte- und Lifestyle-Fragen. Der Workshop könnte als gelungenes Beispiel für das mit der Degrowth-Konferenz insgesamt verknüpfte Konzept, sich offensiv, konstruktiv und solidarisch den drängenden Zukunfts- und Gegenwartsfragen zu widmen, verstanden werden.

Der Vorschlag der Autodidaktischen Initiative, Degrowth und Marxismus kritisch in Stellung zu bringen ohne Scheu vor den jeweiligen Widersprüchen und Ungereimtheiten und sich zugleich nicht davon abhalten zu lassen, den Streitpotentialen beider Konzepte nachzuspüren und sie in Nutzung überzuführen, ist in dem Workshop auf eine starke Resonanz gestoßen. Dabei war nicht zuletzt bemerkenswert, daß hier Menschen, die nicht unbedingt ähnliche Auffassungen vertraten, miteinander ins Gespräch kamen in einer Diskussion, in der Fragen - auch wenn sie zunächst offen blieben - ein großer Stellenwert eingeräumt wurde gegenüber allzu schnellen, den kontroversen Disput einengenden Antworten.

Demoteilnehmende mit einem Transparent mit der Aufschrift 'Degrowth needs direct action' - Foto: © 2014 by Schattenblick

Direkte Aktionen angekündigt zum Abschluß der Leipziger Degrowth-Konferenz
Foto: © 2014 by Schattenblick


Fußnoten:


[1] Warum Degrowth und nicht Klassenkampf? Beitrag der Autodidaktischen Initiative e.V., veröffentlicht im "Feierabend", einem "libertären Heft aus Leipzig", Nr. 52 / Ausgabe September-November 2014, S. 9

[2] Die Autodidaktische Initiative versteht sich als ein für alle Menschen, die sich autodidaktisch bilden wollen, offener Lernraum im Westen Leipzigs. Die seit April 2014 an vier Tagen der Woche ganztägig zugänglichen Räumlichkeiten in der Georg-Schwarz-Straße bieten allen Interessierten die Möglichkeit zu lesen und zu lernen. In ihnen finden auch Veranstaltungen statt. (Weitere Informationen und aktuelle Termine siehe http://adi-leipzig.net oder https://we-riseup.net/adi-leipzig)

[3] Der Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer ist Direktor der gemeinnützigen Stiftung Futurzwei, die sich mit alternativen Lebensstilen und Wirtschaftsformen befaßt, und seit 2012 Honorarprofessor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. In seinem 2008 erschienenen Buch "Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird" vertritt er den Standpunkt, daß der Klimawandel als Bedrohung des menschlichen Zusammenlebens unterschätzt werde. Wenn die Bevölkerungen der reicheren Staaten ihren Konsumstil nicht änderten, würde der soziale und politische Zusammenbruch in vielen Teilen der Welt zu einem Dauerkrieg führen.

[4] Die Grenzen des Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Meadows, Donella und Dennis L., Randers, Jürgen, Behrens, William W.: Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1972, ISBN 3-421-02633-5

[5] Nicholas Georgescu-Roegen (1906-1994), war aus politischen Gründen 1944 in die USA emigriert. Er vertrat die Auffassung, daß der als Naturgesetz geltende "zweite Hauptsatz der Thermodynamik" der physikalischen Wärmelehre auf gesellschaftliche Verhältnisse prinzipiell übertragbar sei und führte dessen Kernbegriff, die Entropie, in die Wirtschaftswissenschaften ein. Bekannt wurde er mit seinem 1971 erschienenen Werk "Das Gesetz der Entropie und der wirtschaftliche Prozess". Mit seinem 1979 herausgegebenen Buch "La décroissance" (französisch für "Abnahme, Rückgang, Nachlassen") avancierte er zum Namensgeber der späteren Degrowth-Bewegung.

[6] http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13369876/Nachhaltigkeit-ist-nicht-die-Formel-zur-Welterloesung.html

[7] Meinhard Miegel, Sozialwissenschaftler und Publizist, war von 1973 bis 1977 Mitarbeiter des CDU-Generalsekretärs Kurt Biedenkopf, mit dem er 1977 das privatfinanzierte Institut für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn gründete. Seit 2007 ist Miegel Vorstandsvorsitzender vom Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung, in dessen Rahmen er die Zurückdrängung der Wachstumsideologie propagiert. In großen Teilen der Degrowth-Bewegung wird er als neoliberaler Wachstumskritiker eingeschätzt, der ökologisch begründete Argumente gegen den Wachstumszwang zur Rechtfertigung des Sozialabbaus anführt.

[8] Mit der Schreibweise Communismus soll zum Ausdruck gebracht werden, daß damit etwas anderes gemeint sei als die unter den Begriffen Kommunismus bzw. Sozialismus im 20. Jahrhundert fehlgeschlagenen Versuche, eine freie und humane Gesellschaft zu schaffen.

[9] David Harvey, ein 1935 geborener, britisch-US-amerikanischer Humangeograph und Sozialtheoretiker, gilt seit seinem 1973 verfaßten Werk "Social Justice and the City" als einer der führenden neomarxistischen Geographen. Er kritisiert die neoimperialistische Entwicklung als "Akkumulation durch Enteignung".

[10] Slavoj Zizek, geboren 1949 in der jugoslawischen Teilrepublik Slowenien, ist Philosoph, Kulturkritiker und Theoretiker der Psychoanalyse nach Jacques Lacan.

[11] Judith Butler wurde 1956 in Cleveland, USA, geboren. Sie ist Philosophin, Philologin und Professorin für Rhetorik und Komparatistik an der University of California, Berkeley. Ihre sozialwissenschaftlichen und philosophischen Arbeiten gelten als poststrukturalistisch, seit den 1980er Jahren ist sie auch mit ihren feministischen Theorien international bekannt geworden.


Bisherige Beiträge zur Degrowth-Konferenz in Leipzig im Schattenblick unter
www.schattenblick.de → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → REPORT:

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INTERVIEW/063: Aufbruchtage - Mut zum großen Wandel ...    Hans Thie im Gespräch (SB)
INTERVIEW/064: Aufbruchtage - Marktplatz der Retter ...    Clive Spash im Gespräch (SB)
INTERVIEW/065: Aufbruchtage - Pflanzen, Wohnen, Leben ...    Gerda Münnich im Gespräch (SB)
INTERVIEW/066: Aufbruchtage - Avantgardebereinigt und zusammen ...    Ashish Kothari im Gespräch (SB)
INTERVIEW/067: Aufbruchtage - Planiertes Leben ...    Haris Konstantatos im Gespräch (SB)
INTERVIEW/068: Aufbruchtage - Druck von unten ...    Federico Demaria im Gespräch (SB)
INTERVIEW/069: Aufbruchtage - palaverdemokratisch ...    Christopher Laumanns im Gespräch (SB)
INTERVIEW/070: Aufbruchtage - Eine Frage des Systems ...    Steffen Lange im Gespräch (SB)

19. Januar 2015


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