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CASTOR/034: November 2011 - Die Ketten sind gefallen (Bäuerliche Notgemeinschaft Lüchow-Dannenberg)


Bäuerliche Notgemeinschaft Lüchow-Dannenberg
Hitzacker - Pressemitteilung von Montag, 28.11. 2011, 00:00 Uhr

Großer Erfolg für die Bauernblockade


Nach mehr als 14 Stunden auf den Gleisen befreiten sich die vier angeketteten Mitglieder der Notgemeinschaft gegen 23:30 Uhr selbst. Sie erklärten, die Verletzungsgefahr sei durch das unsachgemässe Vorgehen der Polizei zu groß geworden. Deren Einsatztrupp hatte trotz wiederholter Warnungen die Schottersteine unter der Pyramide zu entfernen versucht. Dabei brachten sie das Innere der ausgeklügelten Konstruktion in eine Schieflage, die sich stetig verschlimmerte. Die Techniker der Polizei waren nicht mehr in der Lage, die Konstruktion, in der die Arme der Angeschlossenen steckten, zu sichern. Daher lösten die Aktivisten sich schließlich selbst aus dem Mechanismus.

"Die Gesundheit der angeketteten Bauern und Bäuerin hatte bei dieser Aktion oberste Priorität," sagte die Bäuerliche Notgemeinschaft anschließend. "Und für den Widerstand gegen den Atommülltransport war sie zu diesem Zeitpunkt bereits ein großer Erfolg." Indem sie sich auf diese Weise mit ihren Körpern gegen den Castorzug stellten, hätten die Protestierenden sehr gut deutlich machen können, was die Atommüllabfuhr nach Gorleben für die dortige Bevölkerung bedeutet. "Protest ohne Gewalt, aber mit viel Phantasie und Sachverstand!" konstatiert die Bäuerliche Notgemeinschaft und bedankt sich ausdrücklich bei Fritz Pothmer, Georg Janssen, Heiko Müller und Hanna Schwarz für ihren Mut. "Leider müssen wir angesichts der skandalösen und rücksichtslosen Atommülltransporte zu solchen drastischen Mitteln greifen, um uns Gehör zu verschaffen."

Während ihrer Blockade hatten die Bäuerin und die Bauern zwei Forderungen an das Bundesumweltministerium gestellt:
1. Sofortiger Baustopp im Gorlebener Salzstock,
2. Sofortiger Stopp aller Castortransporte nach Gorleben, bis der Umgang mit dem deutschen Atommüll in einem geregelten Verfahren geklärt ist.

Den nach wie vor andauernden Bau eines Atommüllendlager betrachten die Bäuerinnen und Bauern aus dem Wendland als Widerspruch zur Erklärung von Bundesumweltminister Röttgen, bei der Suche nach einem nuklearen Endlager werde man mit einer weißen Landkarte starten. "Röttgen und die Kretschmann-Kommission starten mit Gorleben," stellt Carsten Niemann, Sprecher der Notgemeinschaft, fest. "Damit hat diese Landkarte schon einen dicken dunklen Punkt, der täglich grösser wird: Das Zwischenlager mit mittlerweile 111 Castoren, eine Verpackungsanlage und ein Endlagerprojekt im Salzstock, das sich stetig dem Rohbaustadium nähert!" Er befürchtet angesichts der milliardenteuren Investitionen in den Atomstandort Gorleben, dass die angekündigte vergleichende Endlagersuche letztlich einem Ziel dient: Den ungeeigneten Salzstock, der schon seit vielen Jahren ein Sicherheitskriterium nach dem anderen verfehlt, doch noch für endlagergeeignet zu erklären. Zu allem Überfluss seien altbekannte Gorleben-Propagandisten wie Bruno Thomauske mit einer "Sicherheitsanalyse" beauftragt worden. "Diese Leute erarbeiten eine Blaupause für Endlagerkriterien, die Gorleben auf jeden Fall erfüllen kann."

Für die Bäuerliche Notgemeinschaft ist der Baustopp in Gorleben die unabdingbare Vorausetzung dafür, dass es überhaupt eine verantwortbare Lösung des Endlagerproblems geben kann. "Ohne unsere Proteste, ohne den Druck aus der Bevölkerung wird jedes Endlagersuchverfahren in die alte Gorleben-Sackgasse getrieben."


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Quelle:
Bäuerliche Notgemeinschaft Lüchow-Dannenberg
Pressemitteilung von Montag, 28.11.2011, 00:00 Uhr
E-Mail: presse@baeuerliche-notgemeinschaft.de
Internet: www.baeuerliche-notgemeinschaft.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2011