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MELDUNG/032: Noch immer keine Verbesserungen für Opfer von Frauenhandel in Deutschland!


Terre des Femmes - Pressemitteilung vom 7. Dezember 2012

Internationaler Tag der Menschenrechte am 10.12.:

Noch immer keine Verbesserungen für Opfer von Frauenhandel in Deutschland!



Berlin, 07.12.12. TERRE DES FEMMES nimmt den Internationalen Tag der Menschenrechte zum Anlass, um auf die massiven Menschenrechtsverletzungen von Mädchen und Frauen aufmerksam zu machen, die in Deutschland Opfer von Frauenhandel und Zwangsprostitution werden. Circa 10.000 bis 30.000 Betroffene werden jährlich zur sexuellen Ausbeutung nach Deutschland verschleppt.

"In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es unter Artikel 4, niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden, doch weltweit werden etwas 2,4 Millionen Menschen nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation versklavt. Und Deutschland stellt eines der Hauptzielländer für Menschenhandel dar", so Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES.

"Der deutsche Staat kommt seinen menschenrechtlichen Verpflichtungen nicht nach, Betroffenen ausreichend Schutz zu gewähren", kritisiert Schewe-Gerigk. Deswegen macht TERRE DES FEMMES seit Oktober in ihrer Kampagne "Aufenthaltsrecht für Opfer von Zwangsprostitution, jetzt!" auf die prekäre Rechtslage der Betroffenen in Deutschland aufmerksam. Opfer aus Nicht-EU-Ländern haben nur dann eine vage Chance, eine befristete Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, wenn sie vor Gericht gegen die Täter aussagen und sich damit einem enormen Risiko aussetzen. Nach Beendigung des Strafverfahrens werden sie in ihre Herkunftsländer abgeschoben. Eine garantierte Opferentschädigung oder psycho-soziale Betreuung erhalten sie nicht. TERRE DES FEMMES fordert, dass Betroffenen ein unbefristetes Aufenthaltsrecht, unabhängig von ihrer Bereitschaft vor Gericht auszusagen, erteilt wird.

In Zuge der Ratifizierung der Europaratskonvention gegen Menschenhandel im Herbst hat es die Bundesregierung versäumt, eine Verbesserung für Betroffene zu erwirken. "Auch der Gesetzesentwurf von Bündnis 90/Die Grünen zum Thema, der in der kommenden Woche im Bundestag eingebracht wird, reicht nicht aus. Zwar begrüßen wir, den darin enthaltenen verstärkten Opferschutz, jedoch wird den Betroffenen auch hier nur unter sehr rigiden Bedingungen ein befristetes Bleiberecht eingeräumt", so Schewe-Gerigk weiter.

Anlässlich der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde, wurde 1950 der Internationale Tag der Menschenrechte beschlossen, der zu einem entschlossenen Handeln gegen weltweite Menschenrechtsverletzungen auffordert.


TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen - gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel, Zwangsprostitution und soziale Rechte für Arbeiterinnen. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin. Weitere Informationen finden Sie unter www.frauenrechte.de

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Quelle:
Pressemitteilung vom 7. Dezember 2012
Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES e. V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Telefon: 030 40504699-0, Fax: 030 40504699-99
E-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2012