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HINTERGRUND/131: Tödliches Erbe - Streubomben


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2007

Tödliches Erbe: Streubomben
Kampagne fordert Verbot von Landminen und Streumunitionen

Von Bastian Beege


Verflucht, geächtet und teilweise verboten - Landminen fordern nach wie vor jährlich bis zu 20.000 Opfer und die Anzahl der noch zu räumenden Minen dürfte derzeit bei 80 Millionen liegen. In Ottawa einigte sich die Internationale Staatengemeinschaft 1997 darauf, Anti-Personen-Minen zu verbieten. Doch abgesehen davon, dass viele Länder, darunter die USA und China, das Abkommen bis heute nicht ratifiziert haben, lässt die Regelung den Akteuren jede Menge Schlupflöcher: So sind etwa Anti-Fahrzeug-Minen weiterhin vom Verbot ausgenommen - obwohl auch diese eine Gefahr für die Zivilbevölkerung darstellen.

Seit einiger Zeit ist nun ein neues Thema in die öffentliche und politische Diskussion gerückt: Streubomben, genauer gesagt, Streumunitionen. Auch wenn diese Waffen nicht zur Gruppe der Landminen gehören, so sind sie jedoch in ihrer Wirkung mit diesen vergleichbar. Denn eine Streubombe A setzt sich aus bis zu mehreren tausend kleinen Sprengsätzen zusammen. Wird die Bombe beispielsweise aus einem Flugzeug abgeworfen, öffnet sie sich in einer vorab bestimmten Höhe und die dadurch freigesetzte Streumunition verteilt sich über ein großes Areal. Doch bis zu 40 Prozent der Munitionen explodieren beim Aufprall nicht gleich und werden somit zu einer ständigen Gefahr für die Zivilbevölkerung.

Streumunition kam bislang in rund 25 Kriegen zum Einsatz, unter anderem auch in Afghanistan (2001), dem Irak (2003) sowie zuletzt im Libanon (2006). Schätzungen zufolge sind bislang etwa 100.000 Menschen durch Streubomben getötet oder verstümmelt worden - rund ein Drittel der Opfer sind Kinder, die zum Beispiel beim Spielen auf einen Blindgänger treten. Mehr als 70 Länder, darunter Deutschland, lagern Streumunition in ihren Waffenbeständen. Zu den Hauptproduzenten gehören China, Russland und die USA. Aber auch deutsche Firmen wie EADS, Diehl und Rheinmetall sind an dem lukrativen Geschäft beteiligt.

Trotz dieser Schreckensbilanz lehnen Staaten wie die USA und Russland ein Verbot dieser Waffe gänzlich ab, Deutschland und andere Länder sind für eine eingeschränkte Regelung. Dennoch haben im Februar dieses Jahres 43 Nationen in oslo einen Verhandlungsprozess in Gang gesetzt, an dessen Ende 2008 ein internationales Verbotsabkommen stehen soll. Zu den Befürwortern eines absoluten Verbots zählen unter anderem Norwegen und Österreich.

Die derzeitige politische Entwicklung geht maßgeblich auf den starken Druck einer breit angelegten internationalen Kampagne zurück. In Deutschland engagiert sich das Aktionsbündnis landmine.de seit Jahren für ein Verbot von Landminen und Streumunitionen. Auch terre des hommes zählt zu den 16 Mitgliedsorganisationen des Bündnisses.

Um der Forderung nach einem generellen Verbot Nachdruck zu verleihen, hat das Bündnis die Aktion "Eine Million Unterschriften Verbot aller Landminen" ins Leben gerufen. Am 12. Dezember, dem 10. Jahrestag der Ottawa-Konvention, sollen die Unterschriftenlisten der Bundesregierung übergeben werden.

Nähere Informationen sowie Unterschriftenlisten finden Sie auf der terre des hommes-Homepage unter www.tdh.de und auf der Kampagnenseite www.landmine.de


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2007, S. 2
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
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E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. November 2007