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HINTERGRUND/149: Schutzschirm für Kinder - Was für die Zukunft wichtig ist


die zeitung - terre des hommes, 3. Quartal 2009

Schutzschirm für Kinder
Was für die Zukunft wichtig ist

Von Michael Heuer


Unter der Finanzkrise leiden vor allem die Reichen. Das ergab der neueste World Wealth Report. Danach ist die Zahl der Dollar-Millionäre im Jahre 2008 um 15 Prozent gesunken. Um fast 20 Prozent schrumpfte ihr Vermögen auf nunmehr 33 Billionen US-Dollar. Doch es gibt ein Licht am Ende des Tunnels: Bis 2013, so die Studie, soll sich der Wohlstand der Reichen und Superreichen wieder der 50-Billionen-Grenze nähern. Für die Mehrzahl der Menschen wird die Krise aber länger zu spüren sein: Höhere Steuern, Jobverlust und Sozialabbau werden die Folgen bis weit über das Jahr 2013 hinaus sein.


Zwei Billionen Euro wurden insgesamt in Banken und Konjunkturpakete gepumpt, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu retten. Der Großteil der Weltbevölkerung wird von diesen Rettungspaketen aber nicht profitieren. Die Internationale Arbeitsorganisation rechnet weltweit mit einem Verlust von 59 Millionen Arbeitsplätzen. Betroffen davon sind auch Kinder. Zum Beispiel die Jungen und Mädchen, die täglich auf den zahllosen Müllkippen von Managua, Maputo oder Mumbai nach Metallen und anderen recyclingfähigen Materialien suchen. Mit dem Verfall der Rohstoffpreise verlieren nun Tausende von ihnen ihren Job. Zwar müssen sie nun nicht mehr unter extrem harten und ungesunden Bedingungen schuften. Doch einen Rettungsschirm gibt es für sie nicht.

In den vergangenen Jahren konnten auch dank Entwicklungshilfegelder mehr Jungen und Mädchen eine Schule besuchen. Auch im Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern wurden Erfolge erzielt. Doch angesichts der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise sind diese Forschritte gefährdet Durch Arbeitslosigkeit und sinkende Löhne wächst der Druck auf die Familien. Im Zeichen der Krise müssen in der Dritten Welt Kinder die Schule abbrechen, um durch ihre Arbeit zum Familienunterhalt beizutragen. Für andere hängt die Zukunft an einem seidenen Faden. Wie die der zwölfjährigen Durgha im indischen Neu-Delhi. Seit ihrem zehnten Lebensjahr stickt sie in Heimarbeit Pailletten auf vorgefertigte Stoffe. Sieben bis acht Stunden braucht sie, um das Limit ihrer Auftraggeber zu erfüllen. Trotzdem besucht sie regelmäßig die Schule. Ihre Mutter arbeitet als Hausmädchen, ihr Bruder auf dem nahegelegen Markt. Durghas Tageslohn beträgt 70 Cent. Die Krise in der Textilindustrie bedroht Durgha und ihre Familie, denn die Aufträge der Händler werden von Woche zu Woche weniger. Auch ihrer Mutter droht Arbeitslosigkeit, weil ihr Arbeitgeber sie nicht mehr bezahlen kann. Sollte sich die Situation nicht bald bessern, wird das Geld für Miete und Lebensmittel fehlen. Dann bliebe nur eine Hütte aus Pappkartons und Plastikplanen auf irgendeinem Bürgersteig. Ein staatliches Rettungspaket steht auch für sie und ihre Familie nicht zur Verfügung.

Derweil grübeln in den Finanzzentren der Welt Investmentfonds darüber, wie man die alten Geschäfte wieder anleiern kann. "Systemrelevante Banken" dürfen ihre wertlosen Papiere in "Bad Banks" entsorgen, um ihre Bilanzen zu entlasten. Und an den Rohstoffbörsen spekuliert man bereits auf höhere Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise. Dabei wäre es jetzt an der Zeit, darüber nachzudenken, was für die Zukunft besonders "systemrelevant" ist. Wie wäre es mit dem Schutz von Kindern? Genau dafür, für die Interessen von Kindern und die Stärkung ihrer Rechte gerade in Zeiten der Krise, wird sich terre des hommes gemeinsam mit seinen Partnern einsetzen.


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Quelle:
die zeitung, 3. Quartal 2009, S. 1
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2009