Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → TERRE DES HOMMES

PROJEKT/220: Nicaragua - Jugendliche lernen Öko-Agrartechniken


die zeitung - terre des hommes, I. Quartal 2011

Kinder säen Zukunft
Nicaragua: Jugendliche lernen Öko-Agrartechniken

Von Athanasios Melissis


Im Norden Nicaraguas liegt Somoto. Die Stadt ist eingerahmt von wolkenverhangenen Berggipfeln, die Luft ist frisch, nichts erinnert an die drückende Schwüle tiefer liegender Landesteile. Die Gegend ist fruchtbar, gilt aber als arm. Die Menschen leben von der Landwirtschaft. Der Boden ist ihr größtes und meist ihr einziges Kapital. In den letzten Jahren bauten viele Kleinbauern auf ihren kaum mehr als handtuchgroßen Parzellen Erdbeeren an, die auf dem nationalen Markt guten Absatz fanden. Doch die Situation hat sich verschlechtert. Die Auswirkungen des Klimawandels sind spürbar: Inzwischen herrscht jedes Jahr eine Dürre, die immer länger dauert. So können die bewässerungsintensiven Erdbeeren nicht mehr profitabel angebaut werden. Wenn dann die Regenzeit kommt, sind die Niederschläge so stark, dass der fruchtbare Boden von den Wassermassen einfach weggeschwemmt wird. Zahlreichen Bauern drohte der Ruin.


Flucht vor dem Klimawandel

Knapp zwei Drittel der Bevölkerung von Somoto sind Jugendliche und junge Erwachsene. Viele sehen auf ihrer eigenen Finca für sich keine Zukunft und suchen ihr Glück in El Salvador, Spanien oder in den USA. Um Alternativen zu schaffen, bietet die von terre des hommes geförderte Organisation INPRHU 500 Jugendlichen aus den 32 ländlichen Gemeinden der Region eine Ausbildung zum Öko-Agrartechniker an. Nebenher machen sie ihren regulären Schulabschluss. Die Jugendlichen lernen, sich von den noch immer verbreiteten Monokulturen zu lösen und verschiedene Produkte anzubauen - allein mit dieser Maßnahme lassen sich bereits die Erträge steigern. Zusätzlich sollen sie auf einen ökologisch nachhaltigen Anbau umstellen. »Unser Ziel ist es, den Jugendlichen neue Möglichkeiten zu geben, damit sie hier auf dem Land bleiben«, erklärt Silvia, die bei INPRHU das Ausbildungsprogramm leitet. »Viele junge Frauen und Männer haben bei uns gelernt, wie sie auch in diesem Klima durch den Anbau unterschiedlicher Produkte auf ihren Parzellen gute Erträge erzielen können, beispielsweise wenn sie Mais, Bohnen und Tomaten anbauen. So konnten sich die meisten Fincas retten: Sie haben schnell reagiert und die Ernährung ihrer Familie sichergestellt. Die Menschen hier auf dem Land haben jetzt oft mehr als manche Familien in der Stadt.«


Sichtbarer Erfolg

Die Erfolge des Programmes sind sichtbar. Die Ausbildung bei INPRHU gibt den Jugendlichen das Rüstzeug, sich auf die veränderten Umweltbedingungen einzustellen. »Dank der Ausbildung von INPRHU bin ich nun in der Lage, während der Monate Januar und Februar Kaffee anzubauen; Bohnen und Mais sogar das ganze Jahr«, sagt Pedro Rodriguez. Er ist Absolvent des Programms, wo er neue Anbautechniken für Kaffee und umweltfreundliche Anbaumethoden lernte. Anschließend trat er einer Kooperative bei, mit deren Hilfe er seinen Kaffee jetzt noch rentabler verkaufen kann. Doch bei INPRHU lernen die Mädchen und Jungen auch, neue Wege zu gehen. »Ich kann mich nicht mehr nur auf die Viehzucht meines Vaters konzentrieren; wir brauchen mehrere Standbeine«, sagt Jina, die gerade im Ausbildungsprogramm ist. Sie baut zusätzlich Bananen an. »Ich experimentiere gerade, welche Pflanzenarten in meinem Garten am besten wachsen.« Auch die Imkerei findet Jina spannend: Neuerdings fängt sie wilde Bienen und ist dabei, einen Stamm anzulegen.


Athanasios Melissis
E-Mail: a.melissis@tdh.de


*


Quelle:
die zeitung, I. Quartal 2011, S. 7
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

die zeitung - terre des hommes erscheint 4 Mal jährlich.
Der Verkaufspreis wird durch Spenden abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2011