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PROJEKT/228: Thailand - Ein Schutzzentrum für sexuell missbrauchte Kinder


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2011

Wieder geborgen
Thailand: Ein Schutzzentrum für sexuell missbrauchte Kinder

von Bert Strebe


Urlaubsparadies Thailand: Viele verbinden mit dem südostasiatischen Land endlose Strände, beeindruckende Tempelanlagen und freundliche Menschen. Doch Thailand ist auch seit Jahrzehnten eine Hochburg des internationalen Sextourismus. Dieser macht auch nicht vor Kindern halt: Viele Mädchen und Jungen müssen in den Bordellen von Bangkok oder Pattaya ihren Körper verkaufen.

Sexueller Missbrauch gehört zu den schlimmsten Dingen, die man einem Kind antun kann. Wer das Glück hat, den Fängen der Sextourismusindustrie zu entkommen, muss wieder den Weg in ein normales Leben finden. In Bangkok kümmert sich die Organisation Center for the Protection of Children's Rights Foundation (CPCR) um Kinder, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Der langjährige terre des hommes-Projektpartner betreibt das Zentrum Baan Ounrak. Die Mitarbeiter sind auf die Bedürfnisse der oftmals systematisch ausgebeuteten Kinder spezialisiert. Ziel ist es, ihnen in physischer, psychischer, emotionaler und sozialer Hinsicht zu helfen, mit ihrer Situation fertig zu werden. Die Missbrauchsopfer sind von den Übergriffen geprägt: Sie haben ihr Selbstwertgefühl verloren und Schwierigkeiten, in einer sozialen Gemeinschaft zu leben. Manche sind sehr gefährdet, erneut missbraucht zu werden, andere wachsen auf und werden selbst zu Missbrauchstätern.


Gewaltfreies Umfeld

Im Kinderschutzzentrum werden 45 Kinder zwischen drei und etwa zwölf Jahren rund um die Uhr versorgt. Die Zeitspanne, die sie dort verbringen, reicht von sechs Monaten bis zu zwei Jahren - je nach persönlicher Entwicklung. Die Kinder bekommen gesundes Essen, lernen Körperpflege und persönliche Hygiene, werden schulisch gefördert. Spiele und Ausflüge tragen kindlichen Bedürfnissen Rechnung. All dies dient dazu, die Kinder erfahren zu lassen, dass sie nun in einem gewaltfreien Umfeld geborgen leben können.

Aber das allein reicht nicht. Das Schutzzentrum bietet deshalb ein breites Spektrum an therapeutischen Programmen an. Einzel- oder Gruppentherapien gehören ebenso dazu wie Spiel- und Kunsttherapien. Psychologen, Psychiater, Sozialarbeiter und Therapeuten arbeiten für jedes Kind einen individuellen und auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittenen Rehabilitationsplan aus. Mit speziellen Methoden wie Gruppenspielen werden Kinder angeleitet, wieder ein normales Selbstwertgefühl zu entwickeln und Eigenständigkeit zu gewinnen. Zum Programm gehört auch die sogenannte Time-out-Technik: Wenn ein Kind aufgrund seiner erlittenen Erfahrungen über die Stränge schlägt und etwa aggressiv wird, wird es in eine reizarme Umgebung gebracht, um in einer Auszeit wieder zu sich selbst finden zu können.


Trainings für Familien

In dem Schutzzentrum gibt es auch pädagogische Trainings speziell für Familien und Pflegefamilien. Geschulte Kinderschutzbeauftragte stellen sicher, dass das Risiko eines neuen Missbrauchs ausgeschlossen wird. Durch regelmäßige Überprüfungen der eigenen Arbeit richten sich die Mitarbeiter von CPCR permanent an den sich verändernden Bedürfnissen der Kinder aus. Das Team hält auch Kontakt zu den betreuten Kindern, wenn sie in ihre Familien zurückkehren oder von Pflegefamilien oder anderen Einrichtungen aufgenommen werden.

Die Organisation CPCR genießt in Thailand großes Ansehen und setzt sich in der Öffentlichkeit vehement für Kinderrechte und den Schutz vor sexueller Ausbeutung ein. Baan Ounrak ist ein Modellprojekt, an dem sich viele andere Kinderschutzzentren in Thailand, die seit dem 2003 verkündeten Kinderschutzgesetz des Landes gegründet werden, orientieren können. CPCR plant für das nächste Jahr, auch die Schulung des Personals dieser Schutzzentren zu unterstützen.


Bert Strebe
(presse@tdh.de)


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2011, S. 7
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2012