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PREIS/118: Thomas Kapielski erhält den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (Stadt Kassel)


Stadt Kassel - Pressemitteilung von Donnerstag, 16. September 2010

Thomas Kapielski erhält den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor


Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" des Jahres 2011, vergeben von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel, ist dem Schriftsteller und bildenden Künstler Thomas Kapielski zugesprochen worden. Dies gab Oberbürgermeister Bertram Hilgen jetzt bekannt.

Der mit 10.000 Euro dotierte Kasseler Literaturpreis wird seit 1985 jährlich vergeben und zeichnet Autoren aus, deren Werk auf hohem künstlerischem Niveau von Komik und Groteske geprägt ist. Ausgezeichnet wurden u. a. Loriot, Irmtraud Morgner, Robert Gernhardt, Ror Wolf oder Gerhard Polt und zuletzt Herbert Achternbusch.

Wer diesmal den zugehörigen "Förderpreis Komische Literatur" erhält, den die Kasseler Sparkasse unterstützt, wird demnächst bekannt gegeben.

Die Preisverleihung, die das 5. Kasseler Komik Kolloquium, ein einwöchiges Festival der komischen Literatur eröffnen wird, findet am 26. Februar 2011 im Kasseler Rathaus statt.

Begründung des Stiftungsrates

"Der Preis ehrt einen Virtuosen der Kunst- und Lebensbricolage, einen gelehrten Sprachflaneur und Großmeister der Performance. Aus seinem poetisch dichten und vielstimmigen "Gesamtluftwerk" weht eine frische und anarchische Komik, lustvoll und unverwechselbar, geschult an einer großen deutschsprachigen Tradition von Lichtenberg bis Rühmkorf. Kapielskis Prosa mischt funkelnde Aphorismen mit bösen Kalauern, Prunkdiktion mit Alltagssound, erhabenen Unsinn mit rhetorisch ausgekochter Systemkritik. Höchst vergnüglich verteidigt er so Intellekt, Phantasie und Leidenschaftlichkeit gegen den allgemeinen Andrang von Verflachung und Überdruss."

Über Thomas Kapielski

Thomas Kapielski wurde 1951 in Berlin geboren und ist dort wohnhaft. Der Mehrspartenkünstler schreibt, zeichnet und kritzelt, malt Ölschinken, fotografiert, filmt und musiziert (unter anderem beim Original Oberkreuzberger Nasenflötenorchester). An der Kunsthochschule Braunschweig lehrte er sechs Jahre lang bis 2004 als Professor für Performance und wurde von dieser Einrichtung dann zwei Jahre später für tot erklärt. Seit 1976 erscheint sein außergewöhnliches Prosawerk. Darin finden sich Roman (Aqua Botulus, 1992) und Gottesbeweise (in zwei Bänden 1998/99) ebenso wie Kunstkritik ("Anblasen", 2006) und Traktate zu Raum (Ortskunde, 2009) und Zeit ("Zeitbehälter. Kleine Festkunde", 2009), alles in allem ein singulärer "Mischwald" (so ein weiterer Buchtitel, ebenfalls aus 2009), der sich als resistent gegen jede Einordnung in gängige Schubladen erweist.

Kapielski über Kapielski:

"Alle glauben, ich würde jeden Morgen an den Schreibtisch preschen und losschreiben. Dabei leide ich ungeheuer an Langeweile. Ich sitze gleichgültig rum, lese Zeitung und trinke taoistisch Bier, um die ewigen Zeitdehnungen zu kurieren. Diese dumpfen Phasen zeitigen aber reiche Erkenntnis. Im Hirn scheinen sich Sedimentierungen zu bilden, die dann meine Schreibphasen nähren. Natürlich träume ich gelegentlich davon, im pelzverbrämten Bademantel mit Goldtroddeln die Schweinslederbände meiner Werkausgabe zu betrachten. Aber ich will gar keinen Erfolg. Mir genügt Ruhm."

"Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" und "Förderpreis Komische Literatur"

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" wurde 1984 der Stadt Kassel von der Stiftung Brückner-Kühner zum Geschenk gemacht. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird Schriftstellern zugesprochen, deren Werk sich auf hohem künstlerischem Niveau durch Humor, Komik und Groteske auszeichnet. Seit 1985 erhielten folgende Personen die Kasseler Auszeichnung: Loriot, Eike Christian Hirsch, Ernst Jandl, Wolfgang Preisendanz, Irmtraud Morgner, Ernst Kretschmer, Robert Gernhardt, Walter Hinck, Christoph Meckel, Volker Klotz, Hanns Dieter Hüsch, Karl Riha, Max Goldt, Franzobel, Ingomar von Kieseritzky, Peter Bichsel, George Tabori, Franz Hohler, Eugen Egner, Ror Wolf, Katja Lange-Müller, Gerhard Polt, F.W. Bernstein, Peter Rühmkorf und Herbert Achternbusch.

Den gleichzeitig vergebenen "Förderpreis Komische Literatur" in Höhe von 3000 Euro, gefördert von der Kasseler Sparkasse, erhielten bislang Frank Schulz, Jochen Schmidt, Tilman Rammstedt, Jess Jochimsen, Philipp Tingler, Michael Stauffer und Rebekka Kricheldorf. Die Entscheidung, wer 2011 ausgezeichnet wird, wird in Kürze bekannt gegeben.

Die Stiftung Brückner-Kühner

wurde von den Schriftstellern Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner ins Leben gerufen, die 30 Jahre zusammen in Kassel lebten und dort 1996 kurz nacheinander verstarben. Die Stiftung wirkt heute als Literaturzentrum auf den Gebieten des Komischen und der international avancierten Poesie, und sie unterhält das Dichterhaus Brückner-Kühner als Literaturmuseum, um von hier aus die Erinnerung an das Stifterpaar wach zu halten.

Dem Stiftungsrat gehören folgende Personen an: der Literaturprofessor Dr. Walter Pape (Vorsitzender, Köln), die Literaturkritikerin Dr. Ina Hartwig (Frankfurt am Main), die Lektorin Dr. Renate Jakobson (Berlin), der Autor Ingomar von Kieseritzky (Berlin), der Literaturwissenschaftler Christian Maintz (Hamburg), der Übersetzer Harry Rowohlt (Hamburg) sowie Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter der literaturWERKstatt Berlin. Geschäftsführender Kurator der Stiftung ist der Literaturwissenschaftler Dr. Friedrich W. Block.

Näheres zum Engagement der Literaturstiftung
unter www.brueckner-kuehner.de.


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Quelle:
Pressemitteilung von Donnerstag, 16. September 2010
Stadt Kassel
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Pressesprecher Hans-Jürgen Schweinsberg
Pressesprecherin Petra Bohnenkamp


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2010