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MELDUNG/003: "Großer Schwindel" - Spanische Aktivisten machen gegen den Referenzzins Euribor mobil (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. März 2012

Finanzen: "Großer Schwindel" - Spanische Aktivisten machen gegen den Euribor mobil

von Inés Benítez


Malaga, Spanien, 14. März (IPS) - Spanische Aktivisten, Juristen, Übersetzer und Wirtschaftsexperten haben dem Euribor ('European Interbank Offered Rate') den Kampf angesagt. Sie kritisieren die mangelnde Transparenz des täglich zwischen 44 meist europäischen Banken ausgehandelten Referenzzinses für den europäischen Geldmarkt, der von einem Tag bis zu einem Jahr Gültigkeit haben kann.

"Mit unserer Kampagne wollen wir die Öffentlichkeit über unseren Verdacht informieren, dass wir mit der täglichen Festsetzung des Euribor einem gewaltigen Schwindel aufgesessen sind", sagte der Anwalt Francisco Jurado von der zivilen Bewegung 'Real Democracia Ya' (Wirkliche Demokratie jetzt - RDY).

Auch sein Kollege Juan Ignacio Moreno wurde misstrauisch, als er den Fall eines Klienten übernahm, der 1997 seiner Bank drei monatliche Hypothekenraten von 600 Euro schuldig geblieben war. Diese forderte 2010 von ihm eine Nachzahlung von 22.000 Euro, ohne die Höhe dieser Summe zu begründen oder zu belegen.

In Spanien orientieren sich seit dem Jahr 2000 die einjährigen Hypothekenzinsen am Euribor. Von seinen Schwankungen sind Millionen Spanier betroffen, die einen Immobilienkauf mit Krediten finanziert haben.


Kontrollmangel

Nachforschungen bei verschiedenen Banken und bei der Dachorganisation Europäischer Bankenverbände (EBF) hatten nichts gebracht. Moreno fragt sich, warum das Zustandekommen des Referenzzinses Euribor nicht öffentlich kontrolliert wird, der sich in Spanien auf die Höhe von 18 Millionen Hypothekenzinsen auswirkt sowie auf zahlreiche andere Kredite von Privatpersonen, Firmen und staatlichen Einrichtungen.

"Unglaublich, dass ein solcher Referenzzins, der die Lebensumstände von Millionen Familien beeinflusst, ohne jede Transparenz von einer privaten Institution kontrolliert wird", kritisierte auch der Aktivist und Anwalt José Cosin aus Malaga gegenüber IPS.

Schon im Oktober 2011 hatte Miguel Ángel Fernández als Präsident der 'Banco de España', die Abschaffung des Euribor als Referenzzins für Hypotheken in Spanien verlangt. "Dann wäre unser Finanzsystem weniger abhängig von den Zinsen internationaler Banken", begründete er seine Forderung.

"Unsere Kampagne hat mächtig eingeschlagen", stellte Jurado fest. "Ihre Internetadresse www.opeuribor.es , die seit dem 26. Februar im Netz steht und in vier Sprachen abgerufen werden kann, wurde inzwischen mehr als 30.000 Mal angeklickt, sogar vom Europaparlament", berichtete er. (Ende/IPS/mp/2012)


Links:
http://realdemocracynow.net
http://www.opeuribor.es/de
http://www.ipsnews.net/nws.asp?idnews=107035

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 14. März 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2012