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ITALIEN/398: Linkspartei Potere al Popolo bekennt sich zu einem sozialistischen Weg (Gerhard Feldbauer)


Linkspartei Potere al Popolo bekennt sich zu einem sozialistischen Weg

Er ist "eine Frage des Überlebens der Menschheit"

von Gerhard Feldbauer, 1. Juni 2022


Auf ihrer VII. Nationalversammlung hat sich die Linkspartei "Die Macht dem Volke" (Potere al Popolo - PaP), der neben den Kommunisten derzeit einzigen konsequent antikapitalistischen Kraft, am Samstag in Rom zu einem sozialistischen Weg bekannt. "Aus der durch den Kapitalismus, diesem verfaulten System, verursachten syndemischen Katastrophe können wir nur mit einer auf den Sozialismus ausgerichteten Lösung herauskommen", erklärte Marta Collet, mit Giuliano Granato Sprecherin von PaP, in ihrem Bericht. Er ist "eine Frage des Überlebens der Menschheit".

Neben der Analyse des imperialistischen Charakters der Europäischen Union stand der Aufbau einer politischen Interessenvertretung im Mittelpunkt der Tagung. Granato betonte in seinem Schlusswort: "Der Sozialismus zog die Massen an, weil er einen Horizont bot." Es gehe nun darum, "dieses Sendungsbewusstsein und die Präfiguration der Welt, die wir uns wünschen, zurückzuerobern". Betont wurde die Rolle der arbeitenden Klasse auf diesem Weg.

Damit stellte sich die Frage nach der Kraft, die den Weg zu diesem Ziel aufzeigt und die Massen in den Kampf führt. Ein Bezug auf die Begründer des Sozialismus Marx und Engels, die die Rolle eines Vortrupps der Arbeiterklasse in diesem Kampf erarbeiteten, ist in dem Bericht des Online-Portals des linken Magazins Contropiano über die Tagung allerdings nicht auszumachen. Ebenso wird der eigentlichen Begründer der italienischen Kommunistischen Partei (PCI), Antonio Gramsci, nicht erwähnt. Granato vertrat den Standpunkt, "eine neue Art von Organisation aufzubauen, die weder die Partei alten Typs noch die soziale Bewegung der Vergangenheit ist". Es blieb offen, ob die "Partei neuen Typs", von der Lenin sprach, gemeint war, die der PCI unter Palmiro Togliatti und Luigi Longo bis zu seiner Umwandlung in eine sozialdemokratische Linkspartei verkörperte.

Granato betonte jedoch, dass die Menschen die Angst bewege, etwas zu verlieren. Deshalb müssten auf jeden Fall "einige Spuren gerettet" und auch beachtet werden, dass "radikale Revolutionen stattgefunden haben". Die Tagung habe, so Contropiano, betont, dass im Kampf gegen dieses System die Zusammenarbeit, die Einheit mit anderen politischen und sozialen Kräften ein Erfordernis ist. Zur Entwicklung von PaP hieß es, die Organisation müsse reifen, um in der Lage zu sein, den zu erwartenden viel härteren Zeiten zu begegnen, aber auch zu berücksichtigen, dass die heutige Situation kurzfristig nicht gelöst werden kann.

PaP, die 2017 aus linken Gruppen und Kommunisten, vor allem aus der Kommunistischen Wiedergründung (PRC), entstand, aber kein Parteienbündnis ist, trat zu den Wahlen 2018 an, schaffte aber mit 1,3 Prozent nicht den Einzug ins Parlament. Die jetzige Versammlung zielte darauf ab, ihre Chancen bei den Bürgermeister- und Kommunalwahlen am 12./13. Juni zu stärken und damit auch ihre Position bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2023.

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Quelle:
© 2022 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 1. Juni 2022

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