Italien will mithalten
Veralteter Flugzeugträger im Pazifik auf Kreuzfahrt gegen China
von Gerhard Feldbauer, 5. April 2023
Auf persönliche Order der faschistischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist derzeit der Flugzeugträger "Cavour" der italienischen Kriegsmarine im Pazifik auf Kreuzfahrt, der, wie der Vizechef des Generalstabes der Kriegsmarine, Admiral Giuseppe Berutti Bergotto, erklärte, die Aufgabe hat, "bloccare l'ascesa della Cina" (den Aufstieg Chinas zu blockieren). Zu der viermonatigen Mission der "Cavour" werde die Mehrzweckhochseefregatte "Morosini" stoßen. Im Gegensatz zur "Cavour" ist die 2020 bei Fincantieri vom Stapel gelaufene "Morosini" ein hochmodernes Schiff der Thaon-di-Revel-Klasse. Die Mission im Pazifik ist Bestandteil einer bereits im Januar von der Regierung gestarteten Kommunikationskampagne "zur Verherrlichung der italienischen Armee", die aber eher darauf abziele, die Militärausgaben zu rechtfertigen, als die militaristische Ader der italienischen Rechten zu befriedigen, die nostalgisch für den Faschismus typisch ist, vermerkt das linke Magazin Contropiano am Montag auf seinem Onlineportal.
Im Gegensatz zur "Morosini" ist der ebenfalls von Fincantieri für 1,3 Milliarden Euro gebaute und 2009 in Dienst gestellte Flugzeugträger "Cavour" ein Militärschiff mit begrenzten Offensivfähigkeiten, da er auf einem Deck von 186 Metern nur über 20 Flugzeuge, und noch nicht einmal alles Kampfflugzeuge, verfügt. Nach Grundsätzen der USA, die derzeit weltweit 43 Flugzeugträger im Einsatz haben, muss ein solches Kriegsschiff für Angriffs-Aufgaben über eine ideale Tragfähigkeit von 90 Kampfflugzeugen unterschiedlicher Typen verfügen. Unterhalb dieser Schwelle ist die "Cavour" praktisch "nutzlos" und diene nur dazu, "eitlen militärischen Ruhm zu zeigen", so Contropiano. "In einem Kriegsszenario, in dem die Giganten kollidieren, könnte er bestenfalls die Rolle der kleinen Maus spielen, die dem chinesischen Drachen in den Schwanz beißt." Denn ein Flugzeugträger ohne eine Flotte von Eskortenschiffen ist dem Feind ausgeliefert.
In den letzten zwei Jahren war die "Cavour" an der Task Force der NATO-Marine Frankreichs, Englands und der Vereinigten Staaten beteiligt, um in den Meeren rund um Europa, einschließlich des Mittelmeers, zu patrouillieren. 2021 nahm sie am Manöver "Mare Aperto" teil. Das sind Operationen, die seit Beginn des Ukraine-Konflikts an entscheidender strategischer Bedeutung gewonnen haben. Offensichtlich wurde die Teilnahme der "Cavour" bei dieser strategischen Patrouillierung der Meere nicht als wichtig erachtet, und die NATO-Verbündeten hatten keine Einwände, die "Cavour" ans andere Ende der Welt zu schicken.
Zu einem Einsatz, der "sehr teuer" wird. Zwar liegen die Betriebskosten der "bescheidenen" "Cavour" zwischen 2,5 und 3 Millionen Dollar pro Tag unter denen der US-Schiffe dieses Typs, die nach Angaben der US Navy 7 Millionen Dollar pro Tag betragen. Aber für jede Flugstunde der F35 oder V/STOL-Maschinen von Roland Aicraft an Bord der "Cavour" kommen zwischen 30.000 und 36.000 Dollar hinzu. Das ist längst nicht alles. Die "Cavour" muss nach etwa 18 Tagen ununterbrochener Navigation gewartet werden. Auch der Mini-Begleitschutz spielt eine Rolle - neben der "Morosini" sollen noch ein Zerstörer und ein Auftanker kommen, die im Durchschnitt etwa 4 Millionen Dollar pro Tag kosten werden.
Mit diesen Mitteln könnten viele zivile Infrastrukturen und Unterstützungsmaßnahmen zur Verbesserung unseres Lebens (einschließlich Grundeinkommen) finanziert werden, vermerkt Contropiano, das fragt, was für Meloni bei dieser Mission eine Rolle spiele: Der Wunsch, den italienischen Fußabdruck in die internationale Geopolitik des Pazifiks zu setzen, die atlantische Unterwürfigkeit fortzusetzen, die der Führerin der Brüder Italiens auferlegt wurde, oder um den Segen von Ursula von der Leyen, Emmanuel Macron und Joe Biden für ihre Regierung zu erhalten?
Schließlich sind noch zwei weitere Faktoren zu berücksichtigen. Der erste ist die nie geleugnete Anziehung zum Militarismus, die in die DNA der faschistischen Rechten eingeschrieben ist und die den "Duce" einst veranlasste, Italien in den Krieg zu führen, weil er glaubte, er hätte eine unbesiegbare Armee, ohne zu erkennen, dass unsere Armee in Wirklichkeit unvorbereitet und unzureichend war. Der zweite Faktor ist "business as usual". Die italienische Miniflotte im Pazifik ist militärisch unbedeutend, aber die enormen täglichen Betriebskosten werden Geschäfte und Gewinne beflügeln.
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Quelle:
© 2023 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 6. April 2023
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