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ITALIEN/459: Regierungstreffen und NGO-Gegengipfel in Rom - Entsetzen über in Wüste verdurstete Migrantinnen (Gerhard Feldbauer)


Rom
Migrantentreffen Melonis mit Regierungsvertretern

Gleichzeitig afrikanischer Gegengipfel der NGOs
Entsetzen über in Wüste verdurstete Frau mit Tochter

von Gerhard Feldbauer, 24. Juli 2023


Rom war am Sonntag Tagungsort von zwei Konferenzen zur Migrantenfrage, die gegensätzlicher nicht sein konnten: Auf Einladung der faschistischen Ministerpräsidentin Meloni ein Treffen von Vertretern der Länder des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens zur verstärkten Eindämmung der illegalen Migrationsströme. Gleichzeitig tagte im Sozialzentrum Spin Time ein von Refugees in Libya and Mediterranea Saving Humans organisierter afrikanischer Gegengipfel der NGOs mit Flüchtlingssprechern und Aktivisten aus verschiedenen afrikanischen Ländern, die unter der Losung "Keine Deals auf unserer Haut" die von der EU beförderte, von Italien aktiv unterstützte systematische Verletzung von Menschenrechten durch die in diesen Ländern herrschenden Regimes entlarvten.

Meloni konnte laut ANSA die Staats- und Regierungschefs fast aller Staaten an den Südufern des erweiterten Mittelmeers, des Nahen Ostens und des Golfs, der EU-Ersthafenländer und einiger Partner aus der Sahelzone und dem Horn von Afrika sowie die Leiter europäischer Institutionen mit Ursula von der Leyen und Charles Michel und internationaler Finanzinstitutionen wie dem IWF begrüßen, während Frankreich nicht vertreten war. Die Konferenz solle, so Meloni in ihrer Eröffnungsrede, einen Dialog zwischen Gleichen in Europa und dem erweiterten Mittelmeerraum einleiten, der auf gegenseitigem Respekt basiert, in dem es keine Konkurrenz- oder Konfliktbeziehungen geben dürfe, "da in Wirklichkeit die Interessen weitaus konvergenter sind, als wir selbst anerkennen". Dazu betonte sie, so ANSA, das "Engagement gegen Menschenhändler", da "die illegale Masseneinwanderung allen schadet, außer den kriminellen Organisationen, die ihre Macht ausnutzen, um mit dem Leben der schwächsten Menschen zu spielen."

Die Nachricht, dass am Samstag nahe der Grenze zu Libyen zwei Frauenleichen, eine Mutter und ihre Tochter im Teenageralter, gefunden wurden, verdurstet in der Wüste, in die sie mit Hunderten Migranten ohne Wasser zurückgetrieben worden waren, löste Entsetzen aus. Ein libyscher Journalist fand sie Seite an Seite liegend, das Gesicht im Sand versunken. "Was für eine Schande, diese Frau und ihre Tochter sind in der Wüste gestorben, ohne Wasser und Nahrung", kommentierte ein Vertreter der NGO Refugees en Tunisie. Teilnehmer enthüllten die Rolle der diktatorischen und antidemokratischen Regimes der Länder südlich der Sahara durch Militär- und Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Italien im Austausch für die "'Blockierung' von inhaftierten Frauen, Männern und Kindern", berichtete das linke Manifesto.

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Quelle:
© 2023 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 25. Juli 2023

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