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MELDUNG/014: Startschuß für EU-Projekt zu der Erforschung und dem Schutz von Minderheitensprachen (idw)


Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 05.03.2010

Startschuss für EU-Projekt zu der Erforschung und dem Schutz von Minderheitensprachen

Wissenschaftler von acht europäischen Universitäten wollen bis in drei Jahren ein Vitalitätsbarometer für die Sprachen Europas erarbeiten


(Mainz, 5. März 2010, lei) Wissenschaftler aus sieben europäischen Ländern treffen sich am Montag in Mainz, um den Startschuss für ein EU-Projekt zu Erforschung von Minderheitensprachen zu feiern. ELDIA (European Language Diversity for All) wird von der Europäischen Kommission in den kommenden 42 Monaten mit 2,7 Millionen Euro gefördert. Es untersucht 12 finnougrische Sprachen, die von 14 Sprachgemeinschaften in Nordeuropa, Russland, Slowenien, Österreich und in Deutschland - hier von eingewanderten Esten - gesprochen werden und teilweise vom Aussterben bedroht sind. Die Ergebnisse sollen ein europäisches Sprachvitalitätsbarometer ergeben, das die Situation von Hauptsprachen und Minderheitensprachen zuverlässig erfasst und Bedrohungen aufzeigt. Das Vitalitätsbarometer wird so universell sein, dass es nicht nur für Minderheitensprachen in Europa, sondern prinzipiell weltweit zu verwenden ist.

Dr. Andreas Obermaier, der Projektverantwortliche auf Seiten der Europäischen Kommission, hebt hervor, dass ELDIA eines jener EU-finanzierten Projekte ist, mit denen das Ziel des Erhalts der Sprachenvielfalt Europas unter den Bedingungen einer fortschreitenden Globalisierung sichergestellt werden soll. ELDIA werde neue Daten sammeln, neue Instrumente entwickeln und damit die EU unterstützen, ihre innovative Sprachenpolitik weiterzuentwickeln.

Das ELDIA-Projekt ist nach den Worten von Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Vizepräsident für Forschung der Johannes Gutenberg-Universität, ein hervorragendes Beispiel für die erfolgreichen Leistungen der Mainzer Wissenschaftler und ihrer effektiven internationalen Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen. Das Projekt zeige beispielhaft, dass die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ein Zentrum akademischer Kompetenz und herausragender Spitzenforschung in Deutschland ist. "Es verdeutlicht außerdem die starke internationale Ausrichtung unserer Universität", so Förstermann.

Wie die Dekanin des Fachbereichs Philosophie und Philologie, Univ.-Prof. Dr. Mechthild Dreyer, zum Start des Projekts mitteilt, weist das ELDIA-Projekt auf zweierlei hin: "Zum einen kann ein sogenanntes kleines Fach in den Geisteswissenschaften ein hohes Drittmittelaufkommen erreichen, wenn es international stark vernetzt ist. Zum anderen kann es auf diese Weise bei der Profilbildung auch eines großen Fachbereichs intensiv mitwirken."

Mit dem Startschuss von ELDIA am Montag werden in den kommenden Jahren über 30 Wissenschaftler aus den angewandten Sprachwissenschaften und der Soziolinguistik, der Rechtswissenschaft und der Soziologie sowie der Statistik mit der Datenerhebung und Analyse beginnen. Beteiligt sind die Universitäten von Helsinki, Oulu, Tartu, Wien, Maribor und Mainz, die Hochschule Mälardalen sowie das Friedensinstitut der Ålandinseln. Sie werden die Sprache der Seto im Osten von Estland genauso unter die Lupe nehmen wie die der Ungarn in Slowenien, Nordsamisch in Norwegen wie Estnisch in Deutschland.

Die finnisch-ugrischen Minderheiten Europas decken praktisch das ganze Spektrum der europäischen Mehrsprachigkeit ab: "Wir finden hier große und kleine Sprechergemeinschaften, seit Jahrhunderten literarisierte Sprachen und sehr junge Schriftsprachen, alteingesessene Minderheiten und jahrhundertelange Migrationsmuster oder auch die neue EU-Mobilität", erklärt Univ.-Prof. Dr. Johanna Laakso von der Universität Wien.

International gesehen ist ELDIA das umfangreichste Einzelprojekt zur Erforschung der finnougrischen Sprachen aller Zeiten. "Dieses Projekt wird nicht zuletzt auch die Sichtbarkeit der finnougrischen Sprachen im gesamten kulturpolitischen Kontext deutlich erhöhen", erwartet Univ.-Prof. Dr. Anneli Sarhimaa, Expertin für die nordischen und baltischen Sprachen und Koordinatorin des EU-Projekts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In die gesamten Untersuchungen werden auch die Betroffenen selbst und Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen und Interessengruppen einbezogen.

Weitere Informationen unter:
http://www.sneb.uni-mainz.de/
http://www.eldia-project.org (Forschungsprojekt ELDIA)
http://www.uni-mainz.de/presse/32305.php (Pressemitteilung vom 15.10.2009)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution218


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, 05.03.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2010