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BUCHTIP/263: Ganz weit oben - Titel aus den Augsburger Historischen Wissenschaften (idw)


Universität Augsburg - 28.10.2008

Ganz weit oben:
drei Titel aus den Augsburger Historischen Wissenschaften

Spitzenplatzierungen für die beiden Althistoriker Steffen Diefenbach und Gregor Weber beim Buchpreis von H-Soz-u-Kult / "Das Okkulte" der Ethnologin Sabine Doering-Manteuffel unter den Historischen Sachbüchern des Jahres


Augsburg/CW/KPP - Nach hervorragenden Bestenlisten-Plätzen bereits im Frühjahr dieses Jahres ist die Monographie "Das Okkulte" der Augsburger Ethnologin Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel unlängst bei der Kür des Historischen Sachbuchs des Jahres auf Platz 3 in der Kategorie "Einzelstudien" gewählt worden. Ebenfalls einen dritten Platz erreichte die von Doering-Manteuffels Fakultätskollegen Prof. Dr. Gregor Weber, Inhaber des Augsburger Lehrstuhls für Alte Geschichte, herausgegebene "Kulturgeschichte des Hellenismus" bei der diesjährigen Vergabe des Buchpreises des renommierten Online-Portals H-Soz-u-Kult. Noch getoppt wurde Weber hier von seinem Assistenten Dr. Steffen Diefenbach, dessen Studie "Römische Erinnerungsräume" auf Platz 1 kam.

Okkultismus in Zeiten von Google und Internet

Eigentlich sollte man meinen, die Aufklärung hätte sich längst durchgesetzt, leben wir doch in einer technisierten Welt von Suchmaschinen und Internet. Doch ganz so scheint dem nicht zu sein: Neben einer von kühlem, sachlichem Rationalismus geprägten Welt hat sich das Okkulte bis in die Gegenwart hinein stets behauptet. Dies zeigt, höchst komprimiert und anschaulich erzählt und mit packenden Einzelgeschichten angereichert, Sabine Doering-Manteuffel in ihrem Buch "Das Okkulte. Eine Erfolgsgeschichten im Schatten der Aufklärung." Die Augsburger Ethnologin weist nach, dass letztlich seit der Frühen Neuzeit, seit Pest und Gutenberg, der Okkultismus stets im Schatten der Aufklärung geblüht hat und weiterhin blüht. In ganz Europa wuchere dieses Schattengewächs auch in Zeiten von Google und Internet. Die Autorin scheut weder Provokation, noch gehen ihr die anschaulichen Beispiele aus: So wird dieses Buch, das von der Neuen Zürcher Zeitung "ein wissenschaftliches Glanzstück im Streit der Weltbilder" genannt wurde, für jeden Leser zur kurzweiligen Lektüre. Im vorigen Mai bereits erreichte der Titel Platz 5 auf der SZ-Bestenliste und Platz 4 unter den von der Süddeutschen Zeitung, dem Buchjournal, dem Börsenblatt und dem Norddeutschen Rundfunk präsentierten Top Ten Sachbüchern des Monats. Zugleich wurde er im Online-Kulturmagazin Perlentaucher unter die 25 umstrittensten sowie am besten und am häufigsten besprochenen Bücher der Saison gewählt. Der dritte Platz in der Kategorie "Einzelstudien" bei der von der Zeitschrift "Damals" verantworteten Kür des "Historischen Sachbuchs des Jahres" belegt einmal mehr die Qualität dieser Monographie, deren Übersetzung ins Koreanische in Vorbereitung ist.

Kulturgeschichte des Hellenismus: innovativ, übersichtlich, kompakt

Dem Augsburger Althistoriker Gregor Weber ist es als Herausgeber gelungen, auf der Grundlage einer internationalen Expertentagung, die er 2006 in Augsburg veranstaltet hatte, eine kompakte, aber dennoch höchst vielschichtige "Kulturgeschichte des Hellenismus" als Sammelband vorzulegen. Nicht weniger als 18 namhafte Beiträger entwerfen in gut lesbarer und prägnant abgefasster Form ein überaus facettenreiches Tableau jener Epoche. Der zeitliche Bogen spannt sich von Alexander dem Großen bis hin zu Kleopatra. Der interessierte Leser erhält einen Überblick über das höfische Leben wie über die Rolle der Frau, er trifft auf die religiösen Konzepte und Kulte jener Zeit, weiterhin werden ihm Einblicke in Philosophie und Wissenschaft, aber auch in die Urbanisierung und Monetarisierung geboten. Die Betrachtungen zum Kriegswesen und Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen sind spannend, sie bieten sich zudem als Vergleichsgröße für Diskurse über die Moderne an. Mit einer Vielzahl von Abbildungen, Karten, Stammbäumen etc. ausgestattet, präsentiert sich dieser hochwertige Sammelband als eine überaus moderne und innovative Kulturgeschichte. Dies sahen auch die Juroren von H-Soz-u-Kult, des renommierten Online-Portals zur Kommunikation und Fachinformation für Geschichtswissenschaften, so. Bei der Vergabe des Buchpreises Alte Geschichte 2008 bedachten sie den von Weber herausgegebenen Hellenismus-Band mit Platz 3.

Heiligenmemoria und kollektive Identitäten im spätantiken Rom

Als das beste althistorische Buch 2008 wählte die H-Soz-u-Kult-Jury eine Publikation aus demselben "Stall" auf Platz 1: die Studie "Römische Erinnerungsräume" von Dr. Steffen Diefenbach. Diefenbach ist Assistent an Webers Lehrstuhl für Alte Geschichte. Mit seinem preisgekrönten Buch liefert er eine spannende Studie über Heiligenmemoria und kollektive Identitäten im Rom des 3. und 5. Jahrhunderts n. Chr. Nicht zuletzt ihre wissenschaftlich Breite macht die Qualität dieser Studie aus, für die der Autor das gesamte Spektrum der literarischen, epigraphischen und archäologischen Quellen herangezogen hat. Er stellt heraus, dass die Heiligenerinnerung von der Kaiserzeit bis ins Frühe Mittelalter stets ein entscheidendes Moment im kulturellen und urbanistischen Transformationsprozess Roms war. Die bauliche Umgestaltung Roms unter Constantin kommt dabei ebenso zur Sprache, wie die Bedeutung der Heiligen im 5. Jahrhundert, als Rom in einzelne städtische Zentren zerfiel.


Steffen Diefenbach, Römische Erinnerungsräume. Heiligenmemoria und kollektive Identitäten im Rom des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr., Berlin/New York: de Gruyter 2007, 635 Seiten, ISBN 978-3-11-019129-5, 88,00 Euro

Sabine Doering-Manteuffel, Das Okkulte. Eine Erfolgsgeschichte im Schatten der Aufklärung. Von Gutenberg bis zum World Wide Web, München: Siedler 2008, 352 Seiten, ISBN 978-3-88680-888-5, 24,95 Euro

Gregor Weber (Hg.), Kulturgeschichte des Hellenismus. Von Alexander dem Großen bis Kleopatra, Stuttgart: Klett-Cotta 2007, 504 Seiten, ISBN 978-3-608-94126-5, 34,50 Euro

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 28.10.2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2008