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BUCHTIP/265: Die "Schwarzen Schafe" in Jürgen Kuczynskis Familie (idw)


Fachhochschule Brandenburg, Stefan Parsch M. A., 14.11.2008

Die "Schwarzen Schafe" in Jürgen Kuczynskis Familie

Buch von Prof. Dr. Hans Lembke über die Familien Gradenwitz und Kuczynski erschienen


Der Wirtschaftshistoriker Jürgen Kuczynski war einer der prominentesten Wissenschaftler der DDR. Vor drei Jahren hielt Prof. Dr. Hans Lembke vom Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Brandenburg (FHB) im Rahmen der "Hochschulreihe" einen Vortrag zum Thema "Bankiers, Intellektuelle, Industrielle - Unternehmergeschichte in der Familie von Jürgen Kuczynski". Nun ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema in einem Buch gemündet: "Die Schwarzen Schafe bei den Gradenwitz und Kuczynski. Zwei Berliner Familien im 19. und 20. Jahrhundert" von Hans H. Lembke ist im Berliner trafo Wissenschaftsverlag erschienen. Nähere Informationen zum Buch im Internet unter "www.gradenwitz-kuczynski.de".

Die Familien Kuczynski und Gradenwitz, durch Ehen verbunden, wurden dank ihrer Wissenschaftler bekannt. Namhaft sind René und Jürgen Kuczynski, Otto und Peter Gradenwitz. Kaum genannt werden die Familienmitglieder, die sich im Wirtschaftsleben hervorgetan haben, die "Schwarzen Schafe". Dies ist die - ideengeschichtlich zu verstehende - Formel, mit der Jürgen Kuczynski seine unternehmerischen Großväter als mittelmäßig und zeitgeschichtlich unbedeutend eingeordnet hat. Ihrem Ruf und ihrer Geltung zu Lebzeiten wird sie nicht gerecht. Die Bankiers, Kaufleute und Industriellen beider Familien waren erfolgreich, haben in ihren Wirtschaftszweigen Einfluss genommen und genossen vielseitige Anerkennung. Tatsächlich bieten ihre Leistungen in Terrainerschließung, internationaler Finanzierung, Maschinenbau, Chemie und Textilindustrie reichen Stoff für eine unternehmensgeschichtliche Darstellung und Interpretation.

Ab 1933 verschwanden die Firmen aus Lieferantenlisten, Handelsregisterverzeichnissen und Adressbüchern. Wie in anderen deutsch-jüdischen Unternehmen führte der politische Zwang zu "Arisierung" oder Auflösung - bei den Betroffenen zu Identitätsverlust, Emigration und Tod. Das Buch zeichnet persönliche Lebenswege und Unternehmensgeschichte nach und stellt sie in die historischen Zusammenhänge. In allen zehn Fällen geht es um Familienunternehmen. Das Gesamtbild ist ein Stück deutsch-jüdischer Wirtschaftsgeschichte, mit Aufstieg in den Gründerjahren und Ausgrenzung in der Zeit des Nationalsozialismus.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fachhochschule Brandenburg, Stefan Parsch M. A., 14.11.2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2008