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MEINUNG/002: Britischer Nachrichtendienst arbeitete mit Al Kaida zusammen, um Ghaddafi zu töten (GB-N.com)


Global Breaking News, 22. März 2011

Britischer Nachrichtendienst arbeitete mit Al Kaida zusammen, um Ghaddafi zu töten

Von Gerald A. Perreira


(GB-N.com) - Unter dem Vorwand einer von Libyen als ungültig und rechtswidrig bezeichneten UNO-Resolution bombardiert eine Koalition von Kreuzrittern, die unter anderem aus den USA, Britannien, Frankreich und Spanien besteht, das nordafrikanische Land mit einer militärischen Gewalt, die zuletzt während des Golfkriegs zu beobachten war.

Das eigentliche und widerrechtliche Ziel der sogenannten "Operation Odyssey Dawn" ist der Regimewechsel. Sie wiederholt den albtraumhaften Ablauf des Golfkrieges, und der Plan ist damit eindeutig: Libyens Verteidigung außer Gefecht setzen und das reaktionäre Konglomerat rebellierender Kräfte in Benghazi in der Hoffnung bewaffnen und verstärken, daß dieses Gesindel die libysche Revolution ein für allemal rückgängig macht.

Dies ist nicht der erste Versuch der früheren Sklavenhalter- und Kolonialmächte, Ghaddafi zu lynchen und Libyen in die Knie zu zwingen. 1986 beschuldigten die USA Libyen fälschlicherweise des Bombenanschlages auf eine Diskothek in Berlin. Präsident Ronald Reagan versuchte, Ghaddafi durch einen Bombenangriff auf seine Residenz in Bab al-Azizia, Tripolis, zu ermorden. Ghaddafis Tochter und über hundert Libyer wurden getötet. Als nächstes wurde Libyen fälschlicherweise des Lockerbie-Anschlags auf eine Pan Am-Maschine 1988 beschuldigt, um als Rechtfertigung zu dienen, Sanktionen in die Wege zu leiten, die das Land wirtschaftlich lahmlegen sollten.

1996 bediente sich der britische Geheimdienst einer Al Kaida-Zelle in Libyen und zahlte ihnen einen sehr hohen Geldbetrag - Berichten zufolge über $100.000 - für die Ermordung Muammar Ghaddafis. Eine Ghaddafi zugedachte Bombe explodierte in seiner Heimatstadt Sirte unter dem falschen Auto. Mehrere Zivilisten wurden verwundet.

Der ehemalige MI5-Agent David Shayler enthüllte, daß Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes während seiner Tätigkeit in der Libyen-Abteilung Mitte der 90er Jahre mit der 'Libyschen Islamischen Kampfgruppe' (Libyan Islamic Fighting Group - LIFG), die mit einem der engsten Stellvertreter Osama bin Ladens in Verbindung steht, zusammengearbeitet hätten. Die LIFG gilt heute im Vereinigten Königreich als Terrorgruppe.

Muammar Ghaddafi und Libyens Revolutionskräfte waren die ersten, die einen Haftbefehl gegen Osama bin Laden erließen. Die libysche Regierung warnte die Welt jahrelang vor der sehr ernsten Bedrohung, die diese islamistischen Abweichler darstellen. Laut Shyler stellten sich die westlichen Geheimdienste diesen Warnungen gegenüber taub, weil sie in Wirklichkeit mit der Al Kaida-Gruppe in Libyen zusammenarbeiteten, um Ghaddafi und die libysche Revolution zu Fall zu bringen.

Anas al Liby ist Mitglied der libyschen Al Kaida-Zelle. Er steht nach wie vor mit einer Belohnung von 5 Millionen US-Dollar für seine Ergreifung auf der Liste der Meistgesuchten der US-Regierung; nach ihm wird wegen Beteiligung an den Bombenanschlägen auf US-Botschaften in Afrika gefahndet. Al Liby war mit bin Laden im Sudan, bevor der Al Kaida-Anführer 1996 nach Afghanistan zurückkehrte. Überraschenderweise - Korrektur: gar nicht so überraschenderweise erhielt al Liby, obwohl er hochrangiger Al Kaida-Funktionär war, in Britannien politisches Asyl und lebte bis Mai 2000 in Manchester.

Die Erklärungen Ghaddafis und der Revolutionskräfte Libyens, die Rebellen in Benghasi seien der 'Al Kaida des Islamischen Maghreb' (AQIM) entsprungen und daß dies nicht nur für Libyen, sondern für die gesamte Region eine große Gefahr bedeute, treffen erneut auf taube Ohren. Warum-? Weil unter anderem die britischen Geheimdienste eindeutig mit den Rebellen in Benghasi zusammenarbeiten - von denen man in ganz Libyen als den "Bärtigen" spricht -, die enge Beziehungen zur 'Al Kaida des Islamischen Maghreb' unterhalten.

Die Beweise dafür sind überwältigend. Die Briten verfügen über seit langer Zeit bestehende Verbindungen zur Al Kaida nahen, in Libyen ansässigen Libyschen Islamischen Kampfgruppe. Die Briten unterhalten zudem historische Beziehungen zur wahhabitisch-salafistischen Ausrichtung des Islam, der sich heute die 'Ikhwan al Muslimeen' (Moslembruderschaft) und ihre Ableger einschließlich der 'Al Kaida des Islamischen Maghreb' verschrieben haben.

Im Jahr 1744 schlossen der Begründer des Wahhabismus, Muhammad ibn Abdal-Wahhab, und der skrupellose Stammesführer Muhammad ibn Saud, dessen Nachfahren Saudi-Arabien bis zum heutigen Tag regieren, eine Allianz. Diese reaktionäre Form des Islam bildete eine perfekte theologische Grundlage für die koloniale Gründung des Königreichs Saudi-Arabien; und der Wahhabismus ist bis heute in Saudi-Arabien die offizielle islamische Strömung geblieben.

1915 schlossen die Briten als Teil des kolonialistischen Projektes, ein Königreich Saudi-Arabien zu errichten, einen Vertrag mit dem Hause Saud, schützten dessen Ländereien und versorgten es mit Waffen. Zur gleichen Zeit unternahmen die Briten alles in ihrer Macht Stehende für die Ausbreitung der wahhabitischen Lehre, die sie als perfektes ideologisches Werkzeug zur Förderung ihrer imperialistischen Ziele erkannt hatten. Einige Gelehrte behaupten sogar, die Briten hätten dem Wahhabismus zur Geburt verholfen.

Heute fordern die Briten die Nachfahren Muhammad ibn Sauds - das gegenwärtige saudische Regime - und ihre moderne Wahhabiten-Armee in Gestalt von Al Kaida auf, sich einem mittelalterlichen Kreuzzug zum Sturz Libyens als einer Bastion des revolutionären Islam anzuschließen. Und die Widersprüche bestätigen das Ganze. Wir müssen uns fragen, warum ein saudischer Regierungsvertreter in der BBC erklären kann: Es "ist eine sehr schlimme Sache, dem Volk zu erlauben, sich eine eigene Regierung zu wählen". Und warum das saudische Regime, das Frauen nicht einmal erlaubt zu wählen oder Auto zu fahren, bei der ganzen westlichen Entrüstung über die Rechte der Frauen in der muslimischen Welt, nie in Frage gestellt wird. Stattdessen sind sie diejenigen, die von den Amerikanern, Briten und Franzosen zur gemeinsamen Zerstörung Libyens aufgerufen werden, das Frauen befreit und dafür gekämpft hat, seinen Menschen echte Demokratie zu bringen.

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der wahhabitische Fundamentalismus durch die reaktionäre und feudale Senussi-Bruderschaft nach Benghasi importiert. Der Einfluß dieser Strömung wurde von Generation zu Generation weitergetragen; und Benghasi war das Zentrum der unbeirrbaren Gegner des Befreiungsislam, der von Ghaddafi angeregt und von der libyschen Revolution umgesetzt wurde.

Die Muslime Benghasis, die die gleiche Ideologie vertreten wie 'Al Kaida des Islamischen Maghreb' (AQUIM) wurden in den letzten Jahren durch die Präsenz der AQIM an den Grenzen Libyens verstärkt. Es besteht ein erneutes Interesse, möglicherweise das erklärte Ziel der AQIM, die Gründung eines wahhabitisch-islamischen Emirats im Maghreb, das sich über die ganze nordafrikanische Region erstreckt, zu erreichen. Wenn wir die Geschichte dieser Region verstehen, wird uns klar, warum die früheren Sklavenhalter- und Kolonialmächte sich keine große Mühe gegeben haben, Osama bin Laden und Ayman al Zawahiri zu finden, und auf welche Weise und warum diese reaktionären Kräfte und Lehren gefördert werden.


Link zum englischen Originaltext:
http://globalbreakingnews.com/news/3326/82/British-intelligence-worked-with-Al-Qaeda-to-kill-Qaddafi
Copyright 2011 www.globalbreakingnews.com


Gerald A. Perreira stammt aus Guayana und ist Gründungsmitglied der guayanischen Organisationen 'Joint Initiative for Human Advancement and Dignity' (Gemeinsame Initiative für menschlichen Fortschritt und Würde) und 'Black Consciousness Movement Guyana' (BCMG). Er hat viele Jahre in Libyen gelebt und gearbeitet. Er war Teil der internationalen 'Green March'-Brigade zur Verteidigung der libyschen Revolution sowie leitendes Mitglied der 'World Mathaba' mit Sitz in Tripolis. 'Mathaba' bezeichnet einen Ort, an dem sich Menschen mit einem gemeinsamen Ziel zusammenfinden. Die Organisation 'World Mathaba' wurde 1982 in Libyen zur Unterstützung revolutionärer Bewegungen und Freiheitskämpfer in aller Welt gegründet.


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Quelle:
Global Breaking News, 22. März 2011
E-Mail: editor@globalbreakingnews.com
Internet: www.globalbreakingnews.com
mit freundlicher Genehmigung von Autor und Global Breaking News
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2011