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MELDUNG/087: Leipzig - Ägyptisches Museum seit einem Jahr in neuem Domizil (idw)


Universität Leipzig - 23.06.2011

Ägyptisches Museum seit einem Jahr in neuem Domizil


Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig - Georg Steindorff - hat seit dem Umzug in sein neues Domizil im Kroch-Hochhaus am 27. Juni 2010 deutlich mehr Besucher angezogen als in den Jahren zuvor. Kustos Dr. Dietrich Raue sagte, dass allein in diesem Jahr bis Ende Mai, auch wegen des starken Besucherandrangs bei der Langen Nacht der Museen, etwa 9000 Besucher aus dem In- und Ausland die Ausstellung der größten akademischen Lehrsammlung altägyptischer Kultur gesehen haben.

Im Jahr zuvor, als das Museum noch in einem Interim-Domizil in der Burgstraße mit deutlich geringerer Präsentationsfläche untergebracht war, seien im gleichen Zeitraum - ohne Beteiligung an der Langen Nacht - lediglich 1900 gezählt worden. "Ich glaube, dass das Potenzial noch größer ist", sagte Raue. Mehr Werbung für die Ausstellung direkt am Gebäude sei jedoch wegen der Denkmalschutzauflagen für das ehemalige Bankhaus im Art-Deco-Stil schwierig. Zudem seien die Öffnungszeiten des Hauses wegen des knapp bemessenen Aufsichtspersonals noch zu eingeschränkt. "Wenn wir mehr einnehmen würden, könnten wir mehr Aufsichtspersonal einstellen und hätten noch mehr Besucher - hierzu befinden wir uns mit den zuständigen Stellen in der Universität im Gespräch", betonte Raue. Eine Erhöhung der momentanen Eintrittspreise von fünf und ermäßigt drei Euro würde allerdings "an der sozialen Realität vorbei gehen", so der Kustos.

Besonders interessiert sind die Besucher, die seit einem Jahr nahezu die gesamte Palette der Sammlung mit 6000 Exponaten sehen können, unter anderem an Dienerfiguren des dritten Jahrtausends v.Chr. und den Exponaten zum Thema Totenkult. "Es ist die Kombination aus einer hochinteressanten alten Kultur und den Räumlichkeiten im Art-Déco-Stil, die den Reiz der Schau ausmacht", erklärte Raue. In den Interimsräumen hätten aus Platzgründen nur 320, im einstigen Domizil in der Schillerstraße 600 Objekte ausgestellt werden können. Neben den Museumsmitarbeitern führen regelmäßig auch Ägyptologie-Studenten Besuchergruppen durch die Ausstellung. Auf über 500 Quadratmetern bieten die neuen Räumlichkeiten, die sich über zwei Stockwerke erstrecken, ausreichend Platz, um nahezu den gesamten Bestand der ältesten ägyptologischen Lehrschausammlung einer deutschen Universität zu präsentieren.

Als Besuchermagnet hat sich das Ägyptische Museum zur Langen Nacht der Museen in Halle und Leipzig am 7. Mai erwiesen. Von den 16.000 in Leipzig registrierten Besuchern seien 2.300 in den Räumen im Kroch-Hochhaus gewesen, sagt Raue. Weitere Highlights im ersten Jahr in den neuen Räumlichkeiten waren ihm zufolge eine Rilke-Konzertlesung sowie eine Lesung des Autors Prof. Dr. Jan Assmann. Einmal monatlich gibt es in der Reihe "Aegyptiaca" Vorträge über das alte Ägypten für die breite Öffentlichkeit mit anschließendem Empfang im Museum. Dazu kommen durchschnittlich hundert Besucher.

Ein bedeutender Teil der Ausstellung ist die einstige Privatsammlung des Ägyptologen Georg Steindorff (1861-1951), die 163 Objekte umfasst. Nach ihm sind das Museum und das Ägyptologische Institut benannt. Die Universität Leipzig bleibt auch künftig im Besitz dieser Sammlung. Darauf haben sich am Mittwoch in Berlin Vertreter der Universität in einem Gespräch mit dem Direktor der Jewish Claims Conference (JCC), Roman Haller, verständigt.

Damit muss sich die Alma mater auch nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtes Berlin, das Ende Mai eine Klage der Universität gegen die Rückgabe der Stücke abgewiesen hatte, nicht von dieser für die Studierenden so wichtigen Lehrsammlung trennen. Zahlungen waren von der JCC zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt, solche sollen auch künftig an die JCC nicht geleistet werden. Stattdessen wurde verabredet, dass die Universität Leipzig - unter Anerkennung des verfolgungsbedingten Entzugs der Sammlung - den Lebensweg Steindorffs weiter aufarbeitet und veröffentlicht.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution232


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Susann Huster, 23.06.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2011