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MELDUNG/403: Auf den Spuren der Erschließung des Aralsees (idw)


Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - 18.12.2019

Auf den Spuren der Erschließung des Aralsees


Der Aralsee war einst der viertgrößte See der Erde. Von ihm blieb nur ein kläglicher Rest. Noch vor rund 170 Jahren war der See weitgehend unerforscht. Dies änderte sich mit der Erstbesegelung des Gewässers in den Jahren 1848/49 durch den russischen Kapitän Aleksej Butakov und seine Mannschaft. Wie diese Expedition vonstatten ging, erforscht der Osteuropa-Historiker Privatdozent Dr. Jörn Happel nun an der Universität Bonn. In den nächsten fünf Jahren erhält er eine Förderung im Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Höhe von mehr als einer halben Million Euro.

"Die Erstbesegelung des Aralsees steht während der nächsten Jahre neben weiteren kleineren Arbeitsvorhaben im Zentrum meiner Forschungstätigkeiten", sagt Privatdozent Dr. Jörn Happel, der seine Heisenberg-Stelle Anfang Dezember an der Abteilung für Osteuropäische Geschichte des Instituts für Geschichtswissenschaften angetreten hat. Verbannte aus allen Landesteilen waren an Bord zweier Schoner, darunter als Expeditionsmaler Taras Ševćenko - bis heute in der Ukraine als Nationaldichter verehrt. Auch international vernetzte Wissenschaftler waren einbezogen. Der russische Kapitän Aleksej Butakov etwa stand im Briefwechsel mit dem deutschen Gelehrten Alexander von Humboldt.

Darstellung des "Wilden"

Die internationale Wissenschaftswelt wollte endlich erfahren, wie der See aussah und wie er genutzt werden könnte: militärisch für Russland bei der Eroberung Zentralasiens, zivil hinsichtlich der Fischereiindustrie und geplanter Baumwollplantagen. Letzteres trug auch erheblich zur zunehmenden Austrocknung des Aralsees bei. "Die historischen Ereignisse ordne ich in größere aktuelle Kontexte ein", sagt Happel. Es gehe um die Akteure, die an der Peripherie das Vielvölkerreich repräsentierten, um die technische Erschließung von (kolonialen) Räumen, um transnationale Wissenschaftsbeziehungen, um die Darstellung des "Wilden" in Bildern und um die Naturwahrnehmung im 19. Jahrhundert.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Jörn Happel in den nächsten fünf Jahren in ihrem Heisenberg-Programm mit mehr als einer halben Million Euro. Herausragende Forscher, die die Voraussetzung für die Berufung auf eine Langzeit-Professur erfüllen, können sich damit auf eine wissenschaftliche Leitungsposition vorbereiten und weiterführende Forschungsthemen bearbeiten.

Exzellente Forschung

Der Wissenschaftler arbeitet dabei eng mit Prof. Dr. Martin Aust von der Osteuropäischen Geschichte der Universität Bonn zusammen. "Die Abteilung für Osteuropäische Geschichte ist exzellent aufgestellt und beeindruckt mit einer zeitlich und räumlich äußerst breiten Beschäftigung mit der ostmittel- und osteuropäischen Geschichtsregion", sagt Happel. Hier böten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte und Kooperationsmöglichkeiten, etwa im Bereich der Geschichte der Imperien, der Globalgeschichte und der biographischen Ansätze.

Jörn Happel, geboren 1978 in Lahn-Gießen, studierte Osteuropäische Geschichte, Neuere Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Gießen. Er promovierte und habilitierte an der Universität Basel. Er vertrat Professuren an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Universität Konstanz. Darüber hinaus war er Gastwissenschaftler an der Stanford University, der Georgetown University und der Universität Bremen. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Fritz-Theodor-Epstein-Preis des Verbands der Osteuropahistorikerinnen und -historiker.



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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 18.12.2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2019

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