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MEMORIAL/003: Vor 75 Jahren - Mussolinis Überfall auf Äthiopien (Gerhard Feldbauer)


Vor 75 Jahren: Mussolinis Überfall auf Äthiopien

Auf dem Weg in den Abgrund des Zweiten Weltkrieges

Von Gerhard Feldbauer, Oktober 2010


Der Weg in den Zweiten Weltkrieg war gekennzeichnet durch einen wütenden Antikommunismus, die brutale Unterdrückung der Arbeiterbewegung und aller demokratischen Kräfte, die blutige Niederhaltung und Ausraubung der kolonialen und abhängigen Völker, was im Rahmen eines verschärften Konkurrenzkampfes der imperialistischen Mächte stattfand. Japan, das nach der Vorherrschaft in Asien strebte, besetzte 1931 die Mandschurei und fiel 1937 in Nord- und Zentralchina ein. 1939 wehrten mongolische und sowjetische Truppen japanische Überfälle in die Mongolische Volksrepublik am Chalchingol ab.


Es begann der Kampf um die Neuaufteilung der Welt

Mussoliniitalien überfiel am 3. Oktober 1935 ohne Kriegserklärung Abessinien, das heutige Äthiopien. Mit der Eroberung des afrikanischen Kaiserreiches wollte der "Duce" zunächst sein ostafrikanisches Kolonialreich vollenden, um dann "die Kolonialkarte Afrikas zu ändern und die Frage der Neuaufteilung der Welt praktisch zu stellen." Im Dezember 1934 hatte Italien auf äthiopischem Gebiet bei Ual Ual (Ogaden) einen schweren Grenzzwischenfall provoziert, um einen Vorwand für den späteren Überfall zu schaffen. Während sich Mussolini demagogisch für eine friedliche Lösung aussprach, befahl er bereits am 30. Dezember, den Krieg vorzubereiten, dessen Ziel "die vollständige Eroberung Äthiopiens sein" werde.(1) Im Februar begann die Verschiffung der 400.000 Mann starken Kolonialarmee nach den italienischen Kolonialgebieten Eritrea und Somalia.



Appeasement half dem Aggressor

Frankreich und Großbritannien schauten der Kriegsvorbereitung nicht nur tatenlos zu, sondern ermunterten den Aggressor regelrecht. In einem Geheimvertrag mit Mussolini gab der französische Außenminister Pierre Laval(2) am 7. Januar 1935 in Rom grünes Licht für die Annexion. Nachdem der "Duce" gegenüber London erklärt hatte, dass "seine Interessen in Ostafrika nicht beeinträchtigt" würden, tolerierte auch Großbritannien die italienische Kriegsvorbereitung. Dem "Appeasement", das später im Münchener Abkommen seinen Höhepunkt erreichte, diente auch ein am 15. August von Paris und London unterbreiteter Vorschlag, gemeinsam mit Rom über Äthiopien ein Protektorat zu verhängen. Mussolini lehnte ab. Trotz der offensichtlich bevorstehenden Aggression waren Laval und der britische Außenminister Samuel Hoare bei einer Zusammenkunft am 10. September nicht bereit, militärische Maßnahmen zur Sicherung der äthiopischen Unabhängigkeit zu vereinbaren.

Der von Paris und London beherrschte Völkerbund verurteilte zwar am 7. Oktober Italien als Aggressor, verhängte jedoch nur weitgehend wirkungslose Sanktionen und überließ sein Mitglied Äthiopien seinem Schicksal. Vom Embargo war das für Luftwaffe und Panzer entscheidende Erdöl ausgenommen. Großbritannien und Frankreich befürchteten, eine Niederlage im Kolonialfeldzug könnte Italien schwächen und sogar zum Sturz Mussolinis führen. Wie der englische Historiker A. L. Rowse berichtete, antwortete Außenminister Lord John Simon auf die Frage, warum man nicht ein Schiff im Suezkanal versenke, um die Transportwege Italiens zu seinen Armeen in Äthiopien zu unterbrechen, "Wir können das nicht tun, weil das Mussolinis Sturz bedeuten würde."(3) Washington, das dem Völkerbund nicht angehörte, brach die Beziehungen zu Rom nicht ab. Seine Erdöllieferungen nach Italien verdreifachten sich bis Ende 1935 auf 1.252.000 $. Für wirksame Sanktionen trat nur die UdSSR ein, die forderte, jegliche Zufuhr von Erdöl nach Italien und zu dem Kriegsschauplatz zu unterbinden, dazu auch die Durchfahrt durch den Suezkanal zu sperren. Der Völkerbund ignorierte die Anträge.

Die italienischen Kommunisten und Sozialisten, die 1934 ein Aktionseinheitsabkommen geschlossen hatten, riefen nach Brüssel einen "Kongress der Italiener im Ausland" ein, der am 13. Oktober die sofortige Einstellung der Aggression forderte. Der Kongress vertrat die Mehrheit der etwa 850.000 in Frankreich im Exil lebenden Italiener. Auf dem VII. Weltkongress der Komintern 1935 in Moskau betonte Palmiro Togliatti den gemeinsamen Kampf "der Proletarier und unterdrückten Völker" und versicherte "das abessinische Volk unserer Sympathien".



Befehl zum Völkermord

Das Gros der Truppen, das aus dem Raum Agordat im Norden Eritreas in der Hauptstoßrichtung auf der alten Kaiserstrasse in Richtung Addis Abeba angriff, kommandierte der Befehlshaber der Kolonialarmee, General Emilio de Bono, selbst. Im Süden stieß eine zweite Gruppe unter General Rodolfo Graziani Richtung Westen zur Eisenbahnlinie Djibouti-Addis Abeba vor. Das strategische Ziel zu erreichen erforderte, spätestens bis Mai in der Hauptstadt anzukommen, da danach durch die einsetzende Regenzeit das Gelände nicht mehr passierbar war.

Das afrikanische Kaiserreich war ein für afrikanische Verhältnisse entwickelter Staat, der seit 1923 dem Völkerbund angehörte. Er verfügte über eine Armee von 550.000 Mann, die 20.000 Krieger zählende kaiserliche Garde war von europäischen Offizieren ausgebildet. Die Truppen stießen zunächst rasch ins Landesinnere vor. Am 6. Oktober eroberten sie Adua, am 15. die heilige Stadt Axum, Stätte des berühmten Obelisken in Form einer steinernen Totenstele. In Adua, wo Italien bei seinen ersten kolonialen Eroberungsfeldzügen 1896 von den vereinigten äthiopischen Stämmen vernichtend geschlagen worden waren (von 18.000 Soldaten entkamen nur 2.500), kam es zu besonders grausamen Vergeltungen mit Exekutionen, Vergewaltigungen und Plünderungen.

Die Äthiopier brachten die italienische Offensive trotz der großen Überlegenheit an Flugzeugen, schwerer Artillerie und Panzern sowie massiver Luftangriffe auf Städte und Dörfer nicht nur zum Stehen, sondern gingen auch zu Gegenangriffen über und stießen sogar auf italienisch Eritrea vor. Mussolini löste am 16. November De Bono wegen der Misserfolge ab und übertrug Marschall Pietro Badoglio das Kommando. Gleichzeitig befahl er "zur Überwindung des Widerstandes" das Giftgas Yperit einzusetzen. Bis April 1936 wurden daraufhin über den äthiopischen Stellungen nach wahrscheinlich unvollständigen Angaben wenigstens 350 Tonnen des Giftgases abgeworfen.(4) In einem Bericht Badoglios nach Rom hieß es, "Giftgaseinsatz hat sich als höchst effizient erwiesen". Viele der etwa 275.000 Toten des Feldzuges auf äthiopischer Seite fielen vor allem dem Yperit zum Opfer. Der Kolonialarmee gelang danach der Durchbruch. Am 5. Mai 1936 zog sie in Addis Abeba ein. Zwei Tage vorher war Kaiser Haile Selassiè nach London ins Exil abgeflogen.



Italienische Kommunisten in der Armee des Negus

Italien brach mit dem Giftgaseinsatz dass 1925 unterzeichnete internationale Abkommen über den Verzicht des Einsatzes chemischer Waffen. Um keine Berichte darüber an die Öffentlichkeit kommen zu lassen, wies der "Duce" am 30. April 1936 an, gefangen genommene Europäer, die in der äthiopischen Armee gekämpft hatten, zu erschießen.(5) In der Armee des Negus kämpften auch 38 italienischen Kommunisten, denen es gelungen war, nach Äthiopien durchzukommen. Über ihr Schicksal ist wenig bekannt. Unter ihnen befand sich Ilio Barontini, der später in Spanien das Kommando über die internationale Garibaldi-Brigade inne hatte. Nach dem Sturz Mussolinis 1943 gehörte er zu den Organisatoren des bewaffneten Widerstandes gegen Hitlerdeutschland.(6)



Interessenkonflikt Berlin-Rom

Deutschland erklärte sich im Völkerbund formell neutral und interpretierte die italienische Aggression als einen "Rassenkonflikt" und "gerechten Kampf". Die Positionen der beiden faschistischen Regimes waren jedoch zu dieser Zeit durch tiefgehende Interessengegensätze charakterisiert.
Hitlers Bewunderung für den "Duce" als Wegbereiter des Faschismus in Deutschland und anderen Ländern Europas hatte nach der eigenen Machtergreifung merklich nachgelassen.

Die widerstreitenden Interessen zeigten sich als Erstes in der Österreichfrage. Der von Hitler angestrebte "Anschluss" beunruhigte Rom, das im Falle einer gemeinsamen Grenze um das deutschsprachige, früher österreichische Südtirol, seine Kriegsbeute aus dem Ersten Weltkrieg fürchtete. Außerdem lag von Wien aus der Balkan in greifbarer Nähe, eine Einflusssphäre, die Italien für sich beanspruchte. Als am 25. Juli 1934 die SS-Standarte in Wien nach der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß mit einem Putsch das Signal zum Einmarsch geben wollte, sicherte Mussolini Österreich Unterstützung zu und schickte demonstrativ vier Divisionen an die Brennergrenze. In Berlin übergab Mussolinis Botschafter, Vittorio Cerruti, Außenminister von Neurath eine scharfe Protestnote. In der offiziösen Presse Roms wurde Berlin für die Ermordung von Dollfuß verantwortlich gemacht und von einer "Clique von Mördern und Päderasten" gesprochen. Hitlers Botschafter von Hassel berichtete nach Berlin, dass "die Atmosphäre so gefährlich sei wie beim Kriegsausbruch 1914/15."(7) Hitler gab nach und verschob den Anschluss.

Der zehn Jahre vor Hitler an die Macht gekommene Mussolini sah sich zu dieser Zeit nicht nur als "Führer des Faschismus" über Italien hinaus, sondern geistig auch über Hitler erhaben. In dieser Haltung hatte ihn die erste Begegnung mit dem deutschen "Führer" am 14. Juli 1934, die sehr distanziert verlief, bestärkt. Wie Hitlers Entscheidung in der "Österreichfrage" elf Tage später bewies, hatte sich der "Duce" durchgesetzt. Mussolini, der sich gern mit Cäsar verglich und entsprechende geschichtliche Vergleiche liebte, versäumte nicht, das deutlich zu machen und die "historische Überlegenheit Italiens" ins Feld zu führen. Auf einer Kundgebung am 6. September 1934 in Bari verkündete er: "Dreißig Jahrhunderte Geschichte erlauben uns, mit einem souveränen Mitleid auf gewisse Ideen von jenseits der Alpen zu blicken, die von einer Brut vertreten werden, welche wegen Unkenntnis der Schrift unfähig war, Dokumente ihres Vorhandenseins zu hinterlassen, als Rom einen Cäsar, Vergil und Augustus besaß."(8)

Der "Duce" fürchtete Hitlers Rivalität auch in Afrika, wo Deutschland im Ersten Weltkrieg seine Kolonien verloren hatte und eine starke koloniale Fraktion ihre Rückgabe bereits unmittelbar nach dem Machtantritt von den Westmächten forderte. Wie Mussolini später, 1940/41, mit den Überfällen auf Griechenland dem deutschen Vorstoß auf den Balkan zuvorkommen wollte, beabsichtigte er, sich auch mit der Annexion Äthiopiens eine Ausgangsbasis für weitere Eroberungen in Afrika und eine Vormachtstellung gegenüber Hitler zu sichern.



Deutsche Kanonen nach Addis Abeba

Hitler versuchte zunächst, Mussolini die 1934 für Wien bezogene Position heimzuzahlen. Das entsprach bereits zu dieser Zeit dem Ziel, Mussolini dem Führungsanspruch Hitlerdeutschlands zu unterwerfen. Im Auftrag des Heereswaffenamtes gingen über anonyme Kanäle nach Addis Abeba Mausergewehre und Maschinengewehre mit Patronen, Handgranaten Panzerrabwehrkanonen mit Munition und Medikamente. Das Kriegsgerät stammte aus der Produktion von Rheinmetall-Borsig. Von den Waffen wurden die Firmenzeichen entfernt. In der Schweiz ließ das Heereswaffenamt Örlikon-Kanonen kaufen und nach Äthiopien verschicken. Die Lieferungen umfassten einen Wert von drei Millionen Reichsmark. Später folgten noch mehrere kleine Lieferungen als Geschenke.(9) Offiziell wurde Italien versichert, dass "die Reichsregierung weder Waffenlieferungen an den Negus noch die Anwerbung deutscher Freiwilliger für Abessinien zulassen würde". Nach dem anfänglichen Scheitern der italienischen Offensive, worüber der deutsche Botschafter in Rom, Ullrich von Hassel, am 17. Januar 1936 Hitler informierte, kam es jedoch zu einem Meinungsumschwung in Berlin. Er war auch eine Reaktion auf das Angebot Mussolinis vom 6. Januar 1936, die Differenzen über die Österreichfrage beizulegen. Nach der Niederschrift Hassels habe der "Führer" danach erklärt, dass "ein Zusammenbruch des Faschismus in Italien (...) im höchsten Grade unerwünscht" sei und "wir müssten alles tun, um zu vermeiden, dass sich die mannigfache Gegnerschaft der Welt gegen das autoritäre Regierungssystem auf uns als einzigen Gegenstand konzentriere." Es läge "auch in unserem Interesse, dass Italien als Faktor im europäischen Spiel nicht allzu sehr geschwächt würde".(10)



Klerus feierte Mussolini

Nach der Eroberung schloss Rom Äthiopien mit Eritrea und Somaliland zur Kolonie Italienisch Ostafrika zusammen. Vittorio Emanuele III. setzte sich die äthiopische Kaiserkrone auf und der römische Klerus feierte Mussolini als "einen wunderbaren Duce, der das Kreuz Christi in alle Welt trägt." Pius XI. zwang den Äthiopiern auf den Trümmern der koptischen Kirche eine ihnen fremde Religion auf. Der Mailänder Kardinal Ildefonso Schuster feierte im Dom der Stadt die "Heldentaten" des italienischen Heeres, das in seiner Pflichterfüllung "das Licht der Zivilisation nach Äthiopien getragen" habe.(11)

Für das Kapital waren reiche Rohstoffquellen erobert worden: Eisen, Kupfer, Mangan, Schwefel, Nickel, Platin und Gold. Einige Zehntausend arbeitslose Italiener fanden für einige Jahre Arbeit in der eroberten Kolonie. Während für unzählige Äthiopier ein Hungerdasein begann, transportierten Frachter das Getreide des Landes nach Italien. Es gelang jedoch nicht, Äthiopien völlig zu unterwerfen. Die Stämme unter Führung ihrer Ras (Fürsten) aber auch selbständige Partisanenabteilungen, die sich vor allem aus früheren Soldaten und Offizieren zusammensetzten, kontrollierten die schwer zugänglichen Bergregionen und Wüstengebiete. Um den Widerstand zu zerschlagen, führten Abteilungen der Schwarzhemden "Strafexpeditionen" durch. Ein Augenzeuge schilderte, wie in Addis Abeba Italiener in "echter SA-Manier", bewaffnet "mit Knüppeln und Eisenstangen", umherliefen und "die Einheimischen, die sich noch auf der Straße befanden, erschlugen".(12)



Barbarischer Kolonialterror

Nach einem gegen sich erfolglosen Attentat befahl der Generalgouverneur der Kolonie, Marschall Rodolfo Graziani, am 19. Februar 1937 ein Massaker, dem allein in der Hauptstadt 30.000 Menschen zum Opfer fielen. Er ordnete an, die äthiopische Intelligenz als einen Oppositionsherd zu liquidieren. Unzählige christlich-koptische Geistliche und alle Kadetten der Militärakademie von Addis Abeba wurden umgebracht. Nur auf den Verdacht hin, dass sie an dem Attentat beteiligt gewesen sein könnten, wurden nahezu 300 Ordensbrüder des Klosters Debra Libanos erschossen. Unzählige Äthiopier sperrte das Kolonialregime in Konzentrationslager, wo die meisten elendiglich zu Grunde gingen. Insgesamt fielen 750.000 Äthiopier dem Völkermord zum Opfer.

Am 25. Oktober 1936 bildeten Hitler und Mussolini die Achse Berlin-Rom. Am 6. November trat Italien dem Antikominternpakt bei. Auf dem Weg zum Münchener Abkommen und weiter in den Abgrund des Zweiten Weltkrieges stellte der Krieg in Afrika einen Markstein dar. Hitler war die Haltung Frankreichs und Großbritanniens Beweis, dass diese nicht gewillt waren, den Status quo zu verteidigen. Es sah sich bestärkt, im März 1936 in das entmilitarisierte Rheinland einzumarschieren und zwei Jahre darauf Österreich zu besetzen; London und Paris blieben auch bei der deutschen und italienischen Teilnahme an der Niederschlagung der Spanischen Republik passiv. Militärtransporter der Luftwaffe Görings konnten ungehindert die Elitetruppen der Putschisten von Marokko aufs spanische Festland fliegen, Hitler danach die 45.000 Mann starke "Legion Condor" entsenden; Mussolini motorisierte Truppen mit 800 Kampfflugzeugen, 8.000 Panzern und gepanzerten Fahrzeugen sowie 90 Kriegs- und Transportschiffen mit über 100.000 Mann.

Nach dem Scheitern des italienischen Überfalls auf Griechenland im Oktober 1940 zeigte sich, dass Italien seine Expansionsziele nur noch mit deutscher Hilfe in Angriff nehmen konnte. Mussolini musste seine Pläne den deutschen unterordnen, wobei sich Hitlerdeutschland die günstige strategische Lage für seine eigenen Kriegsziele auf dem Balkan, in Nordafrika und im Nahen Osten zunutze machte. Es wurde sichtbar, dass der wirtschaftlich und militärisch schwächere römische Imperialismus dem raffinierteren, rücksichtsloseren und in Aggressionskriegen erfahreneren deutschen unterlegen war.

Angesichts der Interventionen der USA und anderer NATO-Staaten, unter ihnen an führender Stelle Deutschland, im ehemaligen Jugoslawien, in Irak, Afghanistan, im Nahen Osten, in Afrika und der Vorbereitung weiterer, so gegen Iran, bleibt abschließend zu fragen, ob wir uns heute wie in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts erneut auf dem Weg in den Abgrund weltweiter kriegerischer Auseinandersetzungen befinden, in denen es um die Weltherrschaft, um Einflusssphären und Rohstoffreserven geht? Werden die Kräfte des Friedens in der Lage sein, dem diesmal Einhalt zu gebieten?


Unser Autor schrieb zum Thema das Buch "Mussolinis Überfall auf Äthiopien. Eine Aggression am Vorband des Zweiten Weltkriegs". Pahl Rugenstein, Bonn 2006.



Anmerkungen:

(1) Marco Palla: Mussolini e il Fascismo. Florenz 1993, S. 102.

(2) Laval wurde wegen seiner späteren Kollaboration als Ministerpräsident der Vichy-Regierung mit Hitlerdeutschland im Oktober 1945 in Paris zum Tode verurteilt und hingerichtet.

(3) Alfred Leslie Rowse: All Souls and Appeasment, London 1961, S. 26.

(4) Angelo Del Bocca: Le Guerre coloniali del Fascismo, Rom/Bari 1991, S. 232 ff.

(5) Gabriele Schneider: Mussolini in Afrika. Köln 2000, S. 143.

(6) Aginform. Foglio di Corrispondenza comunista, Rom, Nr. 51 - novembre 2005

(7) Italien hatte nach Kriegsausbruch den Dreibund (Deutschland- Österreich-Ungarn) verlassen und war auf Seiten der Entente (Großbritannien-Frankreich-Russland) im Mai 1915 in den Krieg eingetreten.

(8) I Giorni della Storia d' Italia. Cronaca quotidiana dal 1815. Novara 1997, S. 452 f..

(9) Manfred Funke: Sanktionen und Kanonen. Hitler, Mussolini und der internationale Abessinienkonflikt. Düsseldorf 1970, S. 43 ff.

(10) Heinrich Loth: Geschichte Afrikas. Teil II. Afrika unter imperialistischer Kolonialherrschaft und die Formierung der antikolonialen Kräfte 1884-1945. Berlin (Ost) 1976, S. 213 f.

(11) I Giorni, a. a. O., S. 459,

(12) Ciro Pioggiali: Gli Appunti segreti dell' inviato del Corriere della Sera, Mailand 1971, S. 182.


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Quelle:
© 2010 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2010