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DILJA/066: Südafrika - Statthalterstaat des Imperiums - Teil 5 (SB)


Statthalter westlicher Hegemonialmächte auf dem schwarzen Kontinent - Südafrika vor, während und nach der Apartheid


Teil 5: Der Kampf gegen den Befreiungskampf - Der ANC in den 1960er Jahren in der Illegalität konfrontiert mit sichtbaren wie unsichtbaren Gegnern

"Ich bin stets dem Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft gefolgt, in der alle Menschen friedlich und mit gleichen Möglichkeiten zusammenleben. Für dieses Ideal lebe und kämpfe ich. Aber wenn es sein muß, bin ich auch bereit, dafür zu sterben." Mit diesen Worten schloß Nelson Mandela am 20. April 1964 im Rivonia-Hochverratsprozeß gegen die Mitglieder des Oberkommandos des bewaffneten Arms des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Umkhonto we Sizwe, seine fünfstündige Verteidigungsrede. Dieses öffentliche Bekenntnis zu Demokratie, Frieden und Gleichberechtigung hinderte die führenden Staaten der westlichen Welt nicht daran, den Terminus "Terroristen" für Mandela und die übrigen führenden ANC-Mitglieder zu übernehmen. Am 9. Oktober 1963 wurden elf von ihnen - auch Mandela, der zu diesem Zeitpunkt schon auf der Gefängnisinsel Robben Island einsaß - vor dem Obersten Gericht in Pretoria angeklagt, den Sturz der Regierung durch einen bewaffneten Aufstand betrieben zu haben.

Ein solcher Hochverratsprozeß endete in jener Zeit in aller Regel mit der Verhängung der Todesstrafe, und so mußten auch die Angeklagten im Rivonia-Prozeß, wie dieses Verfahren genannt wurde, weil das gesamte Oberkommando des illegalisierten ANC am 11. Juli 1963 auf der Liliesleaf Farm im Johannisburger Stadtteil Rivonia verhaftet worden war, mit ihrer Tötung rechnen. Die Regierung von Ministerpräsident H. F. Verwoerd, der in seiner Amtszeit zwischen 1958 und 1966 das Apartheidregime noch weiter verschärfte, als es seine ebenfalls der Nationalpartei angehörenden Amtsvorgänger bereits getan hatten, hätte die ANC-Führung, um sich ihrer Gegner ein für allemal zu entledigen, sicherlich nur allzugern am Galgen gesehen. Aus Gründen, über die noch heute viel spekuliert wird, verhängte Richter Quartus de Wet am 11. Juni 1964 jedoch nicht - und dies stellte ein Novum in der Geschichte der Aufstandsbekämpfung in Südafrika dar - die Todesstrafe, sondern verurteilte, "nach reiflicher Überlegung", wie er selbst sagte, Nelson Mandela, Walter Sisulu, Govan Mbeki (den Vater des heutigen Präsidenten Thabo Mbeki), Raymond Mhlaba, Elias Motsoaledi, Andrew Mlangeni, Ahmed Kathranda und Denis Goldberg zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen.

In der westlichen Welt wird die Deutung bevorzugt, die ANC-Führung sei auf "internationalen Druck" hin von der Todesstrafe verschont worden; schließlich habe der Rivonia-Prozeß weltweit für großes Aufsehen gesorgt. Denkbar ist allerdings auch, daß das Regime zu der Auffassung gelangt sein könnte, daß für die Verwirklichung seiner Absichten Mandela und die übrigen Angeklagten lebend wertvoller sein oder noch werden könnten. Als im September 1977 ein weiterer charismatischer Führer der schwarzen Widerstandsbewegung, der Bantu Steve Biko, während seines Verhörs so schwer gefoltert wurde, daß er wenig später starb, zeigte sich das Apartheidregime gegenüber internationaler Kritik gänzlich unempfindlich. "Die Welt kann sich auf den Kopf stellen", ließ seinerzeit Premierminister J. B. Voster wissen, und sein Justizminister James Kruger erklärte frei heraus: "Bikos Tod läßt mich kalt". Major Harold Snyman, Leiter des Verhörteams, das Biko zu Tode folterte, konnte sich der Rückendeckung durch seine Regierung so sicher sein, daß er gegenüber der Presse erklärte, Bikos Tod habe ihm leid getan, denn "lebend war er uns mehr wert als tot".

Wenn sich Pretoria 1977 nicht einmal die Mühe machte, auch nur den Anschein zu erwecken, der internationalen Kritik wegen der Ermordung des Führers und Mitbegründers der "Black Consciousness Movement" (in etwa: Schwarze Bewußtseinsbewegung) Genüge tun zu wollen, so ist kaum anzunehmen, daß dies zu Beginn der 60er Jahre in bezug auf Nelson Mandela und den ANC anders gewesen sein könnte. In die Überlegungen, die Richter de Wet angestrengt haben will, könnte das Argument eingeflossen sein, daß der ANC womöglich durch die Exekution seiner Führung keineswegs zerschlagen und noch nicht einmal geschwächt worden wäre. Die zornigen ANC-Aktivisten, die mit der Gründung von Umkhonto auf den Staatsterror Pretorias antworten und die Weltöffentlichkeit auf das massive Unrechtsregime in Südafrika aufmerksam machen wollten, hätten in ihrer Bereitschaft, den bewaffneten Kampf zu führen, durch den Tod Mandelas nur noch bestärkt werden können.

In einem Flugblatt hatte Umkhonto klargestellt, daß der Kampf des ANC sich nicht gegen die weiße Bevölkerung Südafrikas, sondern allein gegen das Apartheidregime richtet. Da die Vorgänge um die Entstehung des bewaffneten Arms des ANC, als dessen Gründungstag der 16. Dezember 1961 in die Geschichte Südafrikas eingehen sollte, nach Einschätzung der Südafrika-Kennerin Edelgard Nkobi-Goldberg jüngeren Quellen zufolge von der CIA sowie dem britischen Auslandsgeheimdienst MI5 mit größter Aufmerksamkeit verfolgt wurde, ist eine Intervention seitens dieser Kräfte keineswegs auszuschließen. Einmal unterstellt, die CIA, von der hinlänglich dokumentiert ist, daß sie in ihrer antikommunistischen Einmischungspolitik vor Mordanschlägen nicht zurückschreckte, habe auch dem Apartheidregime in Pretoria beratend zur Seite gestanden, könnten auch gegen die schon 1960 verbotenen Widerstandsbewegungen ANC und PAC Methoden US-amerikanischer Aufstandsbekämpfung zum Tragen gekommen sein.

Dazu gehört, charismatische Führungspersönlichkeiten, so man ihrer habhaft wird, nicht unbedingt (sofort) zu liquidieren in der Annahme, der vermeintlich führungslos gewordene Widerstand würde dadurch handlungsunfähig werden. Dazu könnte vielmehr die durchaus langfristig angelegte Strategie gehören, in den langen Jahren der Haft Gefangene neben der "klassischen" Folter auch durch soziale und sensorische Deprivation (Isolation und Reizentzug) mürbe zu machen und zu brechen. Ein prominenter Widerstandskämpfer, der eines Tages zu seinen Genossen und Anhängern sagt, der Kampf sei vorbei, ist für das Regime tausendmal mehr wert als ein Anführer, dessen Hinrichtung den Zorn seiner Anhänger nur noch weiter angeheizt hätte.

So etwas könnte auch mit Nelson Mandela geschehen sein. Als er am 11. Februar 1990 nach 27 Jahren in den berüchtigsten Gefängnissen Südafrikas das Victor-Verster-Gefängnis als "freier" Mann verließ, hatte er bereits Geheimverhandlungen mit der Regierung geführt. Mandelas Verzicht auf Waffengewalt, so hieß es, habe politische Gespräche mit der Regierung von Ministerpräsident Frederik Willem de Klerk erst ermöglicht. In diesen wurde das "Ende der Apartheid" verhandelt und schließlich umgesetzt mit der Folge, daß eine tatsächliche Zäsur nicht stattfand und Südafrika als Statthalter und Vorposten der westlichen Welt in wenn auch modifizierter Form erhalten bleiben konnte. Im April 1994 fanden erste freie und demokratische Wahlen in Südafrika statt, aus ihnen ging der ANC als klarer Sieger hervor.

Über 30 Jahre zuvor, am 5. August 1962 und damit nur ein halbes Jahr nach der Gründung Umkhontos, war Nelson Mandela auf offener Straße von der Polizei verhaftet worden. Es schien, als sei die von vielen Apartheidgegnern als übermächtig empfundene Staatssicherheit (special branche) über die Aktivitäten des ANC bestens informiert gewesen. Mandela, der erste Oberkommandierende Umkhontos, hatte sich auf der von CIA und MI5 so akribisch beobachteten Agitationsreise im Ausland befunden und war bei seiner Rückkehr festgenommen worden. Da ihm nichts anderes nachzuweisen war, wurde er von einem Gericht in Pretoria zu fünf Jahren Haft wegen Paßvergehen und Aufwiegelei verurteilt.

Für den Rivonia-Prozeß wurde er eigens von Robben Island, wo er bereits einsaß, vor das Oberste Gericht in Pretoria verbracht, um dort mit der im Juli 1963 verhafteten Umkhonto-Führung wegen Hochverrats abgeurteilt zu werden. Der ohnehin illegalisierte ANC konnte durch diesen schweren, vermutlich auf Verrat beruhenden Gegenschlag nicht gänzlich zerschlagen werden. Es sollten in der Folgezeit jedoch noch weitere Verhaftungswellen folgen, und so trat der ANC in den Jahren bis 1968 kaum noch in Erscheinung. Für die Organisation kam erschwerend hinzu, daß sich viele junge Kämpfer zur Ausbildung im Ausland, so etwa in der Sowjetunion, aufgehalten hatten (unmittelbar nach der Gründung Umkhontos hatten viele sozialistische Staaten dem ANC ihre Unterstützung angeboten). Nach den schweren Gegenangriffen des Regimes gegen die in der Illegalität aufgebauten Strukturen des ANC konnten viele Kämpfer nicht zurückkehren.

Die internationale Brisanz der Auseinandersetzung zwischen dem sich radikalisierenden Apartheidwiderstand und dem Regime des pro-westlichen Kolonialstaats an der Südspitze Afrikas kann kaum hoch genug eingeschätzt werden, zumal zu Beginn der 60er Jahre der sogenannte Kalte Krieg in die nächsthöhere Eskalationsstufe übergeführt worden war. 1959 war mit dem Sieg der kubanischen Revolution ein Fall eingetreten, der nach Ansicht der Westmächte unter unbestrittener Führung der USA niemals hätte eintreten dürfen. Der bloße Gedanke, dem Beispiel Kubas könnte in der sogenannten Dritten Welt - in Asien, Lateinamerika oder auch Afrika - eine nach oben offene Anzahl weiterer Länder folgen, indem diese sich ihrer Unterdrückungsregime entledigen, noch bevor ein sanfter Wechsel hin zu moderater auftretenden Stellvertretern westlicher Interessen organisiert werden konnte, muß in Washington und den übrigen Schaltzentren westlicher Hegemonialpolitik zu heller Panik geführt haben.

Daß die CIA in den Jahren zwischen 1955 und 1970 durch die Direktive NSC 5412/2 des Nationalen Sicherheitsrats der USA eigens ermächtigt worden war, den "internationalen Kommunismus in der Welt in einer Weise zu bekämpfen, zu reduzieren und zu diskreditieren, die mit der Außen- und Militärpolitik der Vereinigten Staaten übereinstimmt" und dazu geheime Operationen jeglicher Art ausführen sollte, vervollständigt das Bild einer westlichen Kamarilla, die ihr koloniales Erbe gefährdet sieht und auf Biegen und Brechen verteidigen bzw. in ein modifiziertes Nutzungsverhältnis überführen will. Im April 1961 sollte der "historische Fehler" in Kuba korrigiert werden; bekanntlich endete das CIA-gestützte Landungsunternehmen bewaffneter Exilkubaner in der Schweinebucht in einem Desaster - für die Angreifer des neuen Kubas.

Die Raketenkrise - genannt Kuba-Krise - von 1962, in der die USA so taten, als seien sie in ihrem innersten Nerv durch die Sowjetunion militärisch bedroht worden, nur weil Moskau auf die Bedrohung des sowjetischen Territoriums durch die USA reagierte, kann die in Washington vorherrschende Ansicht, auch auf dem afrikanischen Kontinent die Entstehung sozialistischer Staaten schon im Ansatz zu unterbinden und deshalb die dortigen Regime in ihren Aufstandsbekämpfungskriegen nach besten Kräften zu unterstützen, nur noch verstärkt haben. Es ist ein offenes Geheimnis, daß ohne die Unterstützung sozialistischer Staaten viele Befreiungsbewegungen afrikanischer Staaten von ihren Gegnern leichter hätten zerschlagen werden können. In Südafrika hätten ANC und Umkhonto we Sizwe die schweren Rückschläge durch das Regime wohl schwerlich überstehen können, wären sie nicht umgehend durch die DDR, die Sowjetunion und insbesondere Kuba unterstützt und anerkannt worden, während die westlichen Staaten dem ANC noch viele Jahre jegliche Anerkennung verweigern sollten.

Die Anti-Apartheidbewegung Südafrikas schien sich durchaus der zwiespältigen Rolle bewußt gewesen zu sein, die das Land im sogenannten Kalten Krieg spielte. Steve Biko zumindest, der von den Apartheid-Folterern ermordete Führer der "Black Consciousness"- Bewegung, äußerte sich im Juli 1977, wenige Monate vor seinem Tod, im einem ausführlichen Gespräch mit Bernard Zylstra vom "Canadian Institute for Christian Studies" unter anderen auch zu dieser Frage. Zylstra stellte seine Gesprächsnotizen dem südafrikanischen Journalisten Donald Woods zur Verfügung, der das Gespräch in seine 1978 veröffentlichte Biographie über Steve Biko (*) einflocht. Auf die Frage, wie denn seine Einstellung zu den USA sei, hat Biko demnach folgendermaßen geantwortet:

Wir gehen von der Annahme aus, daß Südafrika vom internationalen Gesichtspunkt aus nur ein Bauer im Schachspiel der Politik des Pragmatismus ist, im Machtkampf zwischen den USA und der UdSSR. Bis jetzt hat Rußland im südlichen Afrika den Sieg davongetragen. Das ist anhand von Angola und Mozambique deutlich. Und jetzt scheinen die USA aufzuwachen und sich zu fragen: Warum haben wir nicht so viele Freunde wie Rußland? Die Antwort ist natürlich ganz einfach. Die USA haben in der Vergangenheit ihre Kontakte mit den Minderheitsregierungen in Angola, Mozambique, Rhodesien und Südafrika aufrechterhalten. In den letzten Jahren hat sich die Situation in Angola und Mozambique von Grund auf geändert. In Rhodesien ist sie dabei, sich zu ändern. Das bedeutet, daß sich Washington in bezug auf das südliche Afrika hauptsächlich auf Pretoria konzentriert. Das Resultat ist, daß sich Südafrika wichtig vorkommt. Investitionen müssen geschützt werden. Der Handel muß ausgebaut werden. Der Kulturaustausch muß aufrechterhalten werden.

Diese Entwicklungen der letzten Jahre haben die USA in eine heikle Lage gebracht. Sie sehen ein, daß es ihnen nicht so gutgegangen ist, also schauen sie sich jetzt um und fragen: Wo finden wir Unterstützung? Und wenn Washington eine solche Frage stellt, tut sie das in der Regel im Zusammenhang mit der Kluft zwischen Kommunismus und Kapitalismus, zwischen Ost und West, zwischen der Ersten und der Zweiten Welt. Können die Probleme der Dritten Welt im Zusammenhang mit dieser Kluft richtig verstanden werden? Jedenfalls haben die Befreiungsbewegungen der Dritten Welt von Moskau Unterstützung erhalten und nicht von Washington. Überdies betrachten viele Menschen innerhalb der Befreiungskämpfe die marxistische Analyse der Unterdrückung als die richtige Diagnose ihrer Situation. Dann kommt das überwältigende Beweismaterial vom Engagement Amerikas in der Dritten Welt, das auf wirtschaftliche Eigeninteressen zurückzuführen ist. Rußland hat in Johannesburg keine Geldanlagen, die es beschützen muß. Amerika schon.

(zit. aus: "Steve Biko - Stimme der Menschlichkeit", von Donald Woods, Wilhelm Goldmann Verlag 1978, S. 63)

Um einem Mißverständnis vorzubeugen: Biko verstand sich selbst, so weit sich das überhaupt anhand der überlieferten Zeugnisse und Dokumente rückschließen läßt, die aus einer Zeit schärfster antikommunistischer und antiemanzipatorischer Repression stammen, nicht als Kommunist. Ebensowenig waren die von ihm mitbegründeten Organisationen - "South African Students Organization" (SASO, 1968) und "Black People Convention" (BPC, 1972) - kommunistisch, konnten es allerdings auch nicht sein, so sie nicht von Beginn an gezwungen sein wollten, in die Illegalität zu gehen.

Es liegt aus naheliegenden Gründen auf der Hand, daß die vermeintlich "freie" Presse der westlichen Hemisphäre nicht gerade erpicht darauf ist, die Rolle der sozialistischen Staaten bei der Entkolonialisierung Afrikas dezidiert zu beschreiben - würde doch dabei unweigerlich zu Tage treten, daß es die westlichen Frontstaaten waren, die die kolonialen Repressionsregime am Leben erhalten wollten. So bekam es der ANC, nachdem er seinen bewaffneten Arm gebildet hatte, der das Apartheidregime auch militärisch zumindest herauszufordern imstande war, mit Gegnern zu tun, gegen die zu kämpfen ihm nie eingefallen wäre: Die USA und die NATO traten mit massiver Militärhilfe an Pretoria in diesen Krieg ein.

Und dabei schien es nicht einmal eine militärische "Obergrenze" gegeben zu haben, da das Bestreben der westlichen Führungsmächte, in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts als der Hochzeit des Kalten Krieges einen "Linksrutsch" in den entkolonialisierten Kontinenten der sogenannten "Dritten Welt" zu be- und verhindern, nach dem Kuba-Fiasko von 1959 wohl bedingungslos war. Dies implizierte sogar den Einsatz atomarer Waffen. Wie Fidel Castro, kubanischer Staatschef seit dem Sieg der Revolution von 1959, in einem ausführlichen Gespräch mit Ignacio Ramonet, dem Chefredakteur der französischen Monatszeitung "Le Monde diplomatique" darlegte (**), waren in jener Zeit insgesamt 300.000 Angehörige des kubanischen Militärs im südlichen Afrika im Einsatz. Sie unterstützten die Befreiungsbewegungen in Angola und Namibia in ihrem Kampf gegen die Truppen des südafrikanischen Apartheidregimes.

Die Militärintervention Kubas mündete Castro zufolge in eine militärische Niederlage der südafrikanischen Elitesoldaten, wodurch das Regime empfindlich geschwächt und dessen Ende befördert worden sei. Washington soll Südafrika über Israel sogar mit acht taktischen Atombomben ausgestattet haben, um die Kubaner zu stoppen. Der Plan schlug allerdings fehl, da Havanna vorzeitig informiert wurde - vom sowjetischen oder DDR-Geheimdienst - und einer solchen Katastrophe den militärischen Nutzen entziehen konnte, indem die kubanischen Einheiten dezentralisiert wurden mit der Folge, daß der Einsatz atomarer Waffen keinen "Sinn" mehr machte.

(Fortsetzung folgt)

(*) Die von Donald Woods unter dem Titel "Biko" veröffentlichte Biographie erschien 1978 in deutscher Erstveröffentlichung unter dem Titel "Steve Biko - Stimme der Menschlichkeit" im Wilhelm Goldmann Verlag (ISBN 3-442-03695-X).

(**) Das Interview wurde erstmals in spanisch unter dem Titel "Biografia a dos voces" veröffentlicht und erschien im März 2007 in einer französischen Übersetzung der dritten, von Castro selbst überarbeiteten Auflage.

1. November 2007