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MELDUNG/013: 4,2 Millionen Euro für "Moritz Schlick Gesamtausgabe. Nachlass und Korrespondenz" (idw)


Akademie der Wissenschaften in Hamburg - 26.10.2010

4,2 Mio Euro für das Langzeitprojekt "Moritz Schlick Gesamtausgabe. Nachlass und Korrespondenz"


Für ein Langzeitprojekt der Akademie der Wissenschaften in Hamburg hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) am 25. Oktober 2010 insgesamt 4,2 Mio Euro aus dem Akademienprogramm bewilligt: Ab dem 1. Januar 2011 werden Wissenschaftler der Universität Rostock eine Edition des Nachlasses und der Korrespondenz des Philosophen und Physikers Moritz Schlick (1882-1936) erarbeiten. Das Projekt hat eine Laufzeit von 20 Jahren und wird die 30-bändige Moritz Schlick Gesamtausgabe vervollständigen, die seit 2002 in Arbeit ist. Weitere Informationen auf
www.awhamburg.de

Moritz Schlick war eine der prägenden Gestalten der Philosophie im 20. Jahrhunderts. Als Vertreter der wissenschaftlichen Philosophie gab er entscheidende Impulse für die moderne Sprachphilosophie und Wissenschaftstheorie. Er gilt als der Begründer des "Wiener Kreises" des logischen Empirismus, der sich in den 1920er Jahren mit Grundlagenproblemen der Logik und der Mathematik sowie methodischen Fragen der empirischen Einzelwissenschaften beschäftigte. Schlick stand mit einer Reihe von zentralen Figuren der Wissenschaft und Philosophie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Gedankenaustausch, so mit Albert Einstein, Ernst Cassirer, Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein. Vor seinem Ruf an die Universität Wien im Jahr 1922 lehrte und forschte Schlick 10 Jahre an der Universität Rostock.

Ziel des Projekts ist es, den wissenschaftlichen Nachlass sowie die Korrespondenz Moritz Schlicks in einer wissenschaftlich fundierten Edition zugänglich zu machen. Nachlass und Briefe Schlicks befinden sich derzeit in Archiven bzw. in Privatbesitz und sind bislang kaum erforscht. Die geplante Edition wird diese Materialien erschließen und damit weitere Forschungen zum Denken Moritz Schlicks wie auch zum Wiener Kreises ermöglichen. Sie leistet damit einen Beitrag zur Aufarbeitung und Neubewertung des Wiener Kreises, die in den vergangenen Jahren verstärkt in den Blickpunkt der internationalen Forschung gerückt sind.

Erarbeitet wird das Projekt an der Moritz-Schlick-Forschungsstelle an der Universität Rostock, die sich seit 1998 unter der Leitung von Prof. Hans Jürgen Wendel der Erforschung von Leben, Werk und Wirkung Moritz Schlicks widmet. Die Mittel für das Projekt kommen aus dem Akademienprogramm zur Förderung geisteswissenschaftlicher Langzeitprojekte. Der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern finanzieren je die Hälfte. Die Universität Rostock unterstützt das Projekt mit Personalstellen, Räumen und Technik.

Das Akademienprogramm ist das deutsche Programm für die Förderung langfristig angelegter, geisteswissenschaftlicher Grundlagenforschung; es wird von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert und hat aktuell ein Volumen von knapp 50 Mio. Euro. Weitere Informationen unter
www.akademienunion.de .


Stellungnahmen zur Bewilligung des Langzeitvorhabens:

Prof. Dr. Heimo Reinitzer, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg

"Erstmals fördert das Akademienprogramm die Edition des Werkes eines Vertreters der modernen, analytischen Philosophie und Wissenschaftstheorie - und beweist damit seine Offenheit für innovative Editionsvorhaben. Dass das Projekt an der Universität Rostock erarbeitet wird, zeigt: Auch wenn sie Hamburg im Namen trägt, ist die Akademie eine Akademie für ganz Norddeutschland".


Prof. Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock:

"Ich freue mich über dieses Langzeitforschungsprojekt. Moritz Schlick hat in seinen Jahren an der Universität Rostock von 1911 bis 1921 entscheidende wissenschaftliche Vorarbeiten für die wirkungsmächtige Geschichte des Wiener Kreises geschaffen. Seinem persönlichen Kontakt zu Albert Einstein ist es unter anderem zu danken, dass dem genialen Physiker 1919 in Rostock die Ehrendoktorwürde verliehen werden konnte."


Der Akademie der Wissenschaften in Hamburg (gegründet 2004) gehören herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Norddeutschland an. Sie versteht sich als klassenlose Arbeitsakademie: Ihre Mitglieder konzipieren und bearbeiten interdisziplinäre Projekte zu wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und gesellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen. Die Akademie fördert die Zusammenarbeit zwischen Fächern, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region und engagiert sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Die Grundausstattung der Akademie wird finanziert aus Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg. Präsident der Akademie ist Prof. Dr. Heimo Reinitzer.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1234


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Akademie der Wissenschaften in Hamburg, Dr. Annette Wiesheu, 26.10.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2010