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MELDUNG/041: Neue Studie - Stiftungen selbstkritisch (idw)


Bundesverband Deutscher Stiftungen - 25.04.2013

Neue Studie: Stiftungen selbstkritisch

Bundesverband Deutscher Stiftungen legt erste StiftungsPanel-Befragung vor / Studie zeigt die Fehlerkultur in deutschen Stiftungen und Potenziale für die Stiftungsarbeit auf / Mehr als zwei Drittel sind grundsätzlich bereit, öffentlich über Fehler zu sprechen



Berlin, 25. April 2013. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat heute die StiftungsStudie "Aus Fehlern lernen - Potenziale für die Stiftungsarbeit" veröffentlicht. Die Studie ist das erste Ergebnis des StiftungsPanels, dem Erhebungsinstrument zur Erforschung der Stiftungslandschaft. In der StiftungsStudie wird zum ersten Mal die Fehlerkultur deutscher Stiftungen in den Blick genommen. Stiftungen pflegen demzufolge einen offenen Umgang mit Fehlern, mehr als zwei Drittel sind grundsätzlich bereit, auch öffentlich darüber zu sprechen, was sie aus Fehlern gelernt haben.

"Durch den engen Kontakt zu zahlreichen Stiftungen merken wir, dass immer mehr Stiftungen bereit sind, sich auch untereinander über Fehlentscheidungen, Fehlschläge oder Misserfolge auszutauschen, um im besten Fall voneinander zu lernen und sich weiterzuentwickeln", sagte PROF. DR. HANS FLEISCH, GENERALSEKRETÄR DES BUNDESVERBANDES DEUTSCHER STIFTUNGEN anlässlich der Veröffentlichung der Studie. Fehler in Stiftungen reichen dabei vom verpassten Termin über das zu hoch gesteckte Projektziel bis hin zur ungünstigen Personalentscheidung. "Durch Austausch über Mißlungenes wird aus vielen lernenden Organisationen ein insgesamt lernender Stiftungssektor - das ist eine gute Nachricht für das Gemeinwohl.", so Fleisch.

ERGEBNISSE DER STUDIE

- Mehr als zwei Drittel der befragten Stiftungen sind grundsätzlich bereit, auch öffentlich darüber zu sprechen, was sie aus Fehlern gelernt haben.

- 95 Prozent aller Teilnehmer der Online-Befragung sind der Meinung, dass in ihrer Stiftung aus Fehlern gelernt wird. Aufgetretene oder auch gerade noch abgewendete Fehler werden als Lernanlass verstanden.

- Mit je 80 Prozent Zustimmung sind gemeinsames Nachdenken über Fehler und Ursachenforschung eine Selbstverständlichkeit für die befragten Stiftungen.

- "Große", d.h. kapitalstärkere Stiftungen schulen, evaluieren, dokumentieren und kontrollieren häufiger als "kleine". Das Instrument Evaluation setzen beispielsweise über die Hälfte (54,5 Prozent) der kapitalstärkeren Stiftungen ein, jedoch nur 35,3 Prozent der kleineren Stiftungen.

- Operative Stiftungen (49 Prozent) sagen im Vergleich zu fördernden Stiftungen (73 Prozent) seltener von sich, dass sie kaum Fehler machen und sind somit selbstkritischer.

- Als besonders fehleranfällig werden folgende Bereiche in der Stiftungsarbeit eingeschätzt: interne Kommunikation (30 Prozent), realer Kapitalerhalt (26 Prozent), Rechnungslegung (25 Prozent), Öffentlichkeitsarbeit (25 Prozent), Verwaltung von Adressdaten/ Datenschutz (23 Prozent), Entscheidungsprozess über Förderung/ Umsetzung Projekte (23 Prozent) und Kommunikation mit Kooperationspartnern (20 Prozent).

- Instrumente zum Umgang mit Fehlern sind vor allem regelmäßige Besprechungen (80 Prozent), Evaluation (45 Prozent), regelmäßige Dokumentation (41 Prozent), Leistungsfeedback (31 Prozent), regelmäßige Schulungen/ Weiterbildungen (30 Prozent), Controlling (26 Prozent) und "Lessons-Learned"-Runden (18 Prozent).

FAZIT DER STUDIE

Aufbauend auf den Ergebnissen der Studie hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen sechs Empfehlungen für den Umgang mit Fehlern für Stiftungen erarbeitet. Dazu gehören, Fehlermanagement als Führungsaufgabe zu verstehen und Mitarbeiter zu befähigen, über Fehler zu sprechen, Fehlerstrategien gemeinsam zu reflektieren und das Maßnahmenrepertoire zu erweitern sowie unabhängiges Know-how einzubinden. Im Bereich Finanzen kann z. B. mit wenigen Mitteln viel bewirkt werden: Für Stiftungen, die keine eigenen hauptamtlichen Fachleute haben, bietet es sich an, externes Wissen einzubinden; für eine Beratung können etwa Fachleute aus anderen Stiftungen gewonnen werden. Daneben ist es wichtig, stets die eigene Wirksamkeit zu hinterfragen, beispielsweise durch Evaluation. Weitere Empfehlungen sind, die Grundsätze Guter Stiftungspraxis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zu Rate zu ziehen und Plattformen für offenen Austausch mit anderen zu nutzen.

An der ersten StiftungsPanel-Befragung zur Fehlerkultur nahmen im November letzten Jahres 273 der 360 registrierten Teilnehmer des StiftungsPanels teil. Auf der Grundlage von 19 Experteninterviews mit Vorständen, Geschäftsführern, Bereichsleitern und Projektmitarbeitern fragte das Panel, erstens wie es um die Fehlerkultur in deutschen Stiftungen bestellt ist, zweitens wie in Stiftungen praktisch mit Fehlern umgegangen wird und drittens welchen besonderen Herausforderungen sich Stiftungen stellen müssen. Das wesentliche Ziel der Untersuchung ist Verbesserungspotenziale für die Stiftungsarbeit aufzudecken.

Das StiftungsPanel ist das Erhebungsinstrument zur Erforschung der Stiftungslandschaft. Hier können Stiftungen schnell und einfach ihre Meinung zu aktuellen Themen einbringen. Träger des StiftungsPanels ist der Bundesverband Deutscher Stiftungen, als unabhängige, nicht-kommerzielle Interessenvertretung. Das StiftungsPanel wird gefördert von der Software AG Stiftung, der Joachim Herz Stiftung und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

BUNDESVERBAND DEUTSCHER STIFTUNGEN
Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat über 3.800 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm insgesamt mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachverband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.

Weitere Informationen unter:
http://issuu.com/bundesverband/docs/studie-fehlerkultur?mode=window
http://www.stiftungen.org/presse.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1787

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesverband Deutscher Stiftungen, Katrin Kowark, 25.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2013