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GUTE-NACHT/2231: Vogelhochzeit, drei Tage im Januar (SB)


Das alte Schulhaus im Januar

Vogelhochzeit


Auf den Straßen ist es früh am Morgen glatt. Die Temperaturen liegen unter Null Grad, was zu Glätte führt. Doch nicht alle Verkehrsteilnehmer nehmen dies ernst oder haben davon im Radio gehört. So kommt es zu Unfällen. Auf der Straße vor dem alten Schulhaus bleibt jedoch alles ruhig. Keiner überholt zu schnell und kommt dabei ins Schleudern. Auch hat Willi, der einstige Hausmeister der Schule und jetzt einer der Mieter im umgebauten Schulgebäude, schon sehr früh am Morgen nachgesehen, ob der Weg vor der Schule für Fußgänger und Fahrradfahrer frei von Glatteis ist. Es gehörte immer zu seinen Aufgaben, die Wege begehbar zu halten, damit die Schüler und Schülerinnen, aber auch andere Fußgänger oder Fahrradfahrer nicht zu Schaden kommen. Noch immer nimmt er diese Aufgabe sehr ernst, obwohl dies längst nicht mehr zu seinen Pflichten gehört.


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Etwas später am Vormittag kommt die Sonne heraus. Aber auch sie bereitet den vereisten Pfützen und den stellenweise glatten Straßen kein Ende. Doch vielleicht ist es gerade sie, die die Vögel aus ihren Verstecken hervorlockt. Oder taucht die Sonne erst der Vögel wegen am Himmel auf? Womöglich ist sie zur Hochzeit eingeladen - zur Vogelhochzeit, die in diesen Tagen gefeiert wird. Von Ort zu Ort ist dies verschieden.


In manchen Gegenden wird die Vogelhochzeit am Tag der heiligen Agnes gefeiert, andernorts findet sie zwei Tage später am Tag des heiligen Vinzenz statt. Noch zwei Tage später, am Tag da Pauli bekehrt wurde und den christlichen Glauben fand, gibt es ebenfalls in einigen Gegenden den Brauch, die Vogelhochzeit zu feiern. Es ist die Zeit, da die ersten Vögel aus ihren Winterquartieren zurückkehren.

Sogar Kinder spielen in manchen Gegenden - verkleidet als Vögel - die Vogelhochzeit. Da ist die Braut, eine Elster. Ihr Bräutigam ist ein Rabe. Viele Kinder werden eingeladen. Auch sie kommen als Vögel verkleidet. Alle feiern zusammen, damit es bald Frühling wird. Die Kinder sollen mit diesem Fest dafür belohnt werden, daß sie im Winter an die Vögel gedacht und sie stets gefüttert haben.

Früher glaubte man, daß mit den Vögeln auch die Geister zurückkommen, die für das Keimen und Wachsen der Saat, das Ausschlagen der Bäume und für das Aufblühen der Blüten verantwortlich sind.


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Manche Kinder stellen am Vortag der Vogelhochzeit ein Tellerchen hin und finden am nächsten Morgen einen aus Teig geformten und gebackenen Vogel darauf. Nun, wenn auch ihr Vogelhochzeit feiern wollt, dann denkt doch auch an die Vögel und erzählt die Geschichte der Vogelhochzeit euren Eltern weiter. Vielleicht findet ihr ihm nächsten Jahr am 21., 23. oder 25. Januar dann ebenfalls einen aus Teig gebackenen Vogel auf eurem Teller.


Gute Nacht