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GUTE-NACHT/2251: Winterlinge, sie gehören zu den Frühaufstehern (SB)


Das alte Schulhaus im Februar

Der kleine Winterling schaut heraus


Durch die Nebelstreifen bahnt sich die blasse Sonne ihren Weg. Es ist kalt. Die Sonne scheint das etwas abzumildern. Aber in den Ecken, in den Gräben und dort wo die Schatten lange bleiben, kann die Sonne die Kälte nicht so schnell vertreiben. Doch so ist es, in der einen Ecke dunkel und kalt und in der anderen scheint mittlerweile grell die Sonne vom Himmel, daß die Kinder sich gar auf der Wiese niederlassen und ausgestreckt auf dem Rücken liegen, in den Himmel schauen und meinen, es wäre Sommer. So jedenfalls geschieht es unter der großen Windmühle, die nicht weit ab von der alten Schule in der Landschaft steht.


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"Heh da, mach Platz! Ich möchte auch einmal hinauf nach oben und den Frühling sehen. Ich glaube, wir haben viel zu lange geschlafen!" sagt einer der kleinen Winterlinge, die sich aus ihrem knolligen Wurzelstock durch die Erde nach oben schieben. Jedes Jahr, meist noch bevor der Frühling überhaupt richtig da ist, kommen die Winterlinge in ihren schönen gelben Blütenkleidern an die Erdoberfläche. Sie sind stolz darauf, daß sie sich schon im Februar an die Erdoberfläche trauen. Schließlich sind im Februar und März nicht gerade die wärmsten Tage im Jahr. Um dem noch eins obenauf zu setzen, erscheinen sie nicht etwa erst in ihrem grünen Mantel oder in einem leichten Umhang. Nein, sie tragen gleich ihr schönstes gelbes Blütenkleid und erst wenn alle sie bestaunt haben, kommen auch die grünen Blätter hervor und sie stehlen den Blüten sogar die Schau, denn sie sind rundlich und herzförmig. Wer kann da schon widerstehen und sie nicht abpflücken. Doch wer es einmal getan, der bereut es schnell. Denn der Winterling mag es nicht in ein Haus geholt und in eine Blumenvase gestellt zu werden. Dort geht er schnell ein. Er braucht die Gesellschaft seiner Freunde, der anderen Winterlinge. In Obstgärten, unter Gebüschen und auch in Wäldern ist der kleine Winterling zu finden. Seine Heimat ist Südosteuropa. Doch inzwischen hat er sich in ganz Europa seinen Platz gesucht. Hier im Garten der alten Schule gibt es nur eine Stelle, wo er sich zeigt. Er ist eben ein seltener Gast in deutschen Landen. Doch er ist treu und kommt jedes Jahr wieder aus seiner knolligen Wurzel hervorgekrochen.


Gute Nacht