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GUTE-NACHT/2353: Teddy bei der alten Dame (SB)


Teddys unter Glas

Die neue Umgebung ist Teddy fremd. Auf jeden Fall aber ist es besser hier als steif in einem dunklen Bananenkarton zu liegen und darauf zu warten, repariert zu werden. "Was ist eigentlich an mir kaputt?" fragt Teddy und schaut an sich herunter. "Stimmt, meine Fußsohlen sind während der Jahre sehr dünn geworden und mein Kopf läßt sich nicht mehr drehen. Auch meine Brummstimme bleibt stumm, wenn ich einen Purzelbaum schlage." Ansonsten findet sich Teddy aber total in Ordnung.

Der Meinung ist die ältere Dame, die Teddy an der Bushaltestelle gefunden hat, nicht. Sie sammelt Teddys und ist der Auffassung, sie sollten alle besonders hübsch aussehen. Dazu gehört als erstes eine komplette Reinigung. "Ich werde dich jetzt schön einseifen und wenn du wieder getrocknet bist, schauen wir mal, was wir Prächtiges aus dir erschaffen können."

Sogleich geht die Prozedur los. Noch niemals in seinem ganzen Leben ist Teddy eingeseift worden. Er findet das gar nicht nett, besonders weil es ihn unter den Armen kitzelt. Nachdem Teddy wieder seifenfrei ist, wird er zum Trocknen in die Nähe der Heizung gesetzt. "Hoffentlich ist meine Holzwolle nicht naß geworden oder gar meine kaputte Brummstimme. Dann brummt sie vielleicht niemals mehr wieder", klagt Teddy.

Während Teddy nun trocknet, besieht er sich den Raum ganz genau. Jetzt entdeckt er auch das Regal an der Wand, auf dem unzählige andere Teddybären sitzen. Teddy weiß nicht, was er davon halten soll: "Warum sind viele der Teddybären in Glasschränken eingesperrt?" In solch einem Kasten möchte Teddy nicht hocken, insbesondere da er dies aus seiner dunklen Vergangenheit schon kennt - aber das ist eine andere Geschichte. Nein! Da ist es doch besser, gleich wieder Reißaus zu nehmen. Doch so naß wie sich Teddy jetzt fühlt, will er lieber noch ein Weilchen in der Nähe der Heizung sitzenbleiben. Dabei schlummert er ein.

18. Juni 2007

Gute Nacht