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GUTE-NACHT/2360: Teddy vor der Wand aus Glas (SB)


Wandervögel unter sich

Es ist Teddys zweiter Tag in der Einkaufsstraße. Auch heute sitzt er wieder auf der Decke neben den kuriosen Stöcken mit den seltsamen Gesichtern. Dies ist allerdings nicht der Ort, an dem Teddy bleiben möchte. Er wartet nur auf eine Gelegenheit, sich einigen Wandergesellen anzuschließen. Schließlich trägt er das gleiche Gewand sie sie. Bisher ist allerdings noch niemand vorbeigekommen, der wie ein Wandergeselle gekleidet ist.

Teddy paßt darum weiter auf die Stöcke auf und freut sich über jeden Cent, der in seinen neuen Hut fällt. Ob vielleicht an diesem Tag die alte Dame vorbeikommt, die ihn schon einmal mit nach Hause genommen hat? Dann sollte Teddy doch besser hier verschwinden. Schließlich ist er ja vor ihr davon gelaufen, um nicht in einen Glaskasten gesperrt zu werden.

"Ich möchte hier bleiben, um auf die Wandergesellen zu warten. Aber ich möchte nicht, von der alten Dame gesehen und einkassiert werden. Was kann ich also machen?" überlegt Teddy. Sein Blick schweift die Straße entlang und bleibt auf einem Plakat hängen. Auf diesem Plakat sind doch tatsächlich drei Personen in Anzügen wie sein eigener abgebildet. Dann zeigt ein roter Pfeil in eine Richtung, der Teddy mit seinen Knopfaugen folgt. "In diese Richtung führt mich also mein Weg!" beschließt Teddy. Er paßt einen unbeobachteten Moment ab, kippt das in seinem Hut gesammelte Geld vorsichtig und fast lautlos auf der Decke aus und schleicht sich davon. "Tschüß, Stöckchenverkäufer und tschüß, alte Dame, die Wandervögel rufen", mit diesem Gedanken folgt Teddy der gewiesenen Richtung. Es geht die Straße entlang bis fast zum Ende derselben. Dann geht es links einige Stufen hinauf und schon scheint das Ziel erreicht. Das gleiche Plakat, das bereits weiter unten in der Einkaufsstraße Teddy's Aufmerksamkeit erregt hat, ist hier noch einmal zu sehen.

Auch diesmal zeigt ein roter Pfeil in eine Richtung. Er weist in das Innere des Hauses. Hier ist die Geschäftsstelle der IHK, was Industrie- und Handelskammer bedeutet. Teddy drückt seine Nase an der Glasscheibe platt. Innen sind viele Bilder aufgehängt auf denen mehrere Wandergesellen bei ihrer Arbeit zu sehen sind. Teddy möchte gern mehr über Wandergesellen in Erfahrung bringen. Er braucht nur noch in das Gebäude zu gelangen. Dort erklärt ein Führer das Wichtigste über diese Ausstellung.

Teddy hockt sich neben die Tür. Irgendjemand wird ihn sicher mit in das Innere des Gebäudes nehmen. Teddy paßt allerdings auf, daß keiner, der aus dem Gebäude herauskommt, ihn mitnimmt. Dann wäre er nämlich ganz umsonst den roten Pfeilen gefolgt. "Geduld, Geduld!" sagt sich Teddy und wartet ab. Ob er hier die ganze Nacht verbringt?

26. Juni 2007

Gute Nacht