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GUTE-NACHT/2381: Ferien mit Oma (SB)


Nele hat ihre ersten Sommerferien. Darauf hat sie sich richtig gefreut. Das erste Schuljahr liegt hinter ihr und die ersten Zeugnisse hat sie auch erhalten. Wenn sie nach den Sommerferien wieder in die Schule kommt, gehört sie nicht mehr zu den Kleinen. Bis dahin hat sie aber erst einmal sechs Wochen Ferien vor sich.

Nele denkt, daß die Ferien bestimmt ganz aufregend werden. Gleich heute möchte sie mit ihren Freundinnen spielen. Pia allerdings wird nicht dabei sein. Sie ist gleich nach der letzten Unterrichts- stunde mit ihren Eltern in die Ferien gefahren. Nele war traurig und ein wenig neidisch. Denn auch sie wäre gern mit ihren Eltern losgefahren. Vielleicht nach Italien wie Antonia oder nach Athen mit dem Flugzeug wie Cora.

Leider haben Nele's Eltern keinen Urlaub erhalten. "Warum kannst du dir denn nicht einfach Urlaub nehmen wie Pia's Papa?" hat Nele gefragt. "Das ist nicht so einfach. Ich will schließlich nicht meine Arbeit verlieren. Das geht heute schneller als du 'autsch' sagen kannst", hatte Papa geantwortet. Mama bekommt auch keinen Urlaub. Sie hat ihre Stelle gerade erst angetreten. Zuerst war Nele traurig. Dann aber hat Mama gesagt, daß Oma in den Ferien kommt. Das hat Nele's Stimmung aufgeheitert.

Oma ist immer lustig aufgelegt. Auch erlebt Nele mit ihrer Oma stets etwas, das sie sich vorher gar nicht vorstellen kann. Deshalb ist Nele nicht mehr traurig, nur ein bißchen ungeduldig, weil Oma erst am späten Abend mit dem Zug am Bahnhof ankommt. Papa will sie gleich, wenn er von der Arbeit kommt, abholen. Vielleicht darf Nele sogar mitfahren. Nele ist schon ganz schön aufgeregt. Bis es endlich soweit ist, legt sich Nele mit ihren kleinen Pixibüchern in den Garten auf eine Decke. Papa fährt jetzt zur Arbeit. "Mama kommt gleich", ruft Papa noch Nele zu.

So ist das immer. Mama und Papa sehen sich mittags meist nur für wenige Minuten, manchmal bleibt Nele auch ein paar Minuten allein. Das findet Nele ganz spannend. Dann paßt sie auf das Haus auf, so wie die Großen. Mama und Papa allerdings finden es gar nicht toll, wenn Nele alleine ist. Schon gar nicht, wenn sie ganz allein im Garten bleibt. "Ich bin doch schon groß", sagt Nele den beiden immer wieder. "Nur gut, daß du nicht mehr weinst, wie du es als du noch ganz klein warst immer gemacht hast. Da hatten Papa und ich auch beide Arbeit zu unterschiedlichen Zeiten", hatte Mama einmal erzählt, "aber eine halbe Stunde hat sich unsere Arbeit überschnitten. Deshalb brachte ich dich im Kinderwagen zu unseren Nachbarn. Ich brauchte gar nicht weit zu gehen, sobald ich fort war, hast du geweint und geschrien, daß die Nachbarn, das nicht mit anhören konnten. `Das können wir nicht machen', haben die Nachbarsleute gesagt, `die ganze Umgebung wird denken, wir tun dem Kind etwas an.' So gab ich meine Arbeit wieder auf und blieb zuhause."

Nele ist stolz, daß sie jetzt nicht mehr wie ein Baby schreit, wenn die Eltern fort sind. Sie schiebt sich ihren Strohhut über die Augen wie Papa es immer macht, wenn er sich im Liegestuhl ausruht. Durch die schmalen Ritzen im Hut betrachtet Nele den Himmel und träumt vor sich hin.

20. Juli 2007

Gute Nacht