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GUTE-NACHT/2440: Von der Elf, die aus zweien bestand (SB)


E l f

Einst zog eine Eins los, um nicht mehr allein zu sein. Sie begegnete anderen Einsen, aber keine wollte sich ihr anschließen. So war sie am Abend des ersten Tages noch immer allein.

Am nächsten Tag begegnete die Eins auf dem Jahrmarkt einer Lakritzstange. Ein Stück dieser Lakritzstange war abgebrochen. Dieser Teil war so groß wie die Eins. Darum schlossen die beiden auch Freundschaft und zogen zusammen los. Gemeinsam liefen sie nebeneinander her und bildeten zusammen eine Elf, obwohl sie doch nur zwei waren.

Dann begann es zu regnen und die Lakritzstange ließ schwarze Pfützen hinter sich. Die Pfützen wurden immer schwärzer, je stärker der Regen herunterfiel. Die Lakritzstange dagegen wurde schmäler und schmäler bis sie nur noch ein Strich in der Landschaft war. Da schlang sie sich um die Eins, die sie jetzt tragen wollte, damit sie beide noch weiter zusammen losziehen konnten. So war aus der Elf wieder eine Eins geworden, obwohl sie doch eigentlich zwei waren.

Es hatte aufgehört zu regnen. Aber der Wind war gekommen und wirbelte die Eins mit dem darumgewickelten Lakritzfädchen vor sich her und hinauf in die Luft. Die Eins blieb an einem Ast hängen. Von hier aus hatten die beiden eine schöne Aussicht. Aber nach einem Tag kannten sie schon die ganze Umgebung und wollten weiterziehen. Als ein Bollerwagen, auf dem ein Bund Heu geladen war, unter den beiden daherfuhr, ließ die Eins sich fallen und landete genau auf dem Heu. Hier machten es sich die Eins und das Lakritzfädchen bequem und genossen die schöne Fahrt in der Abendsonne. Das Gerumpel des Wägelchens kam ihnen wie eine Schaukel vor. Das Lakritzfädchen wurde durch diese Schaukelei von der Eins heruntergeschüttelt, und so waren aus der einen Zahl wieder zwei geworden.

29. September 2007

Gute Nacht