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GUTE-NACHT/2482: Vermutlich eine Maus (SB)


"Liest du mir noch etwas vor?" bittet Torben und Mutter holt ein Buch. Dann setzt sie sich neben Torben aufs Bett. Sie überfliegt das Inhaltsverzeichnis, um ein ganz bestimmtes Märchen zu finden. Im Kinderzimmer ist es eine Weile ganz still. Auch Torbens Hund Benny hat sich zur Ruhe begeben. Plötzlich ein leises Rascheln unter dem Regal. Dann noch einmal im Regal hinter dem Bett. "Was war das?" fragt Torben und Mutter legt den Finger an den Mund, um ihm anzudeuten, daß er ganz still sein soll. Beide lauschen. Ein neues Geräusch ist nicht mehr zu vernehmen.

"Ich denke", beginnt Mutter, "in deinem Zimmer ist eine Maus." "Eine Maus?" fragt Torben ungläubig. "Ja, dieses Rascheln kenne ich." - "Woher kommt die Maus?" möchte Torben wissen. Mutter antwortet: "Bestimmt über den Dachboden. Da oben höre ich öfters im Winter Mäuse. Jedes Jahr sind da welche. Aber sie kommen nicht in die Zimmer, es sei denn, irgendwo in der Wand ist ein Loch. Das müssen wir unbedingt finden, sonst kommen noch mehr Mäuse ins Zimmer. Auweiha, das darf nicht passieren. Die knabbern uns alles an."

Torben möchte die Maus gern einmal sehen. "Warum hat Benny die Maus nicht gefangen?" fragt Torben. "Nun, er ist eben keine Katze. Hunde interessieren sich meist nicht für Mäuse, außer sie tanzen ihnen auf der Nase herum." Mutter steht auf, legt das Buch beiseite und will hinausgehen. "Wo willst du hin?" fragt Torben, der nicht so gern mit der Maus alleine bleiben will. "Ich hole eine Plastiktüte und ein Stückchen Käse." Mit dem Besagten kehrt Mutter in kurzer Zeit wieder zurück. "Willst du die Maus füttern?" fragt Torben. "Nein, ich will sie fangen. Mit Futter in der Plastiktüte habe ich schon einmal eine Maus erwischt und sie wieder in den Garten gebracht. Die sind ganz schön flink. Da mußt du genau aufpassen, daß sie dir nicht wieder aus der Tüte springen."

Bestimmt eine halbe Stunde liegt Mutter auf der Lauer. Beinahe wäre sie selber dabei eingeschlafen. Dann aber steht sie auf: "Nunja, dann fange ich das Mäuschen eben morgen. Ich muß so- wieso erst noch das Loch in der Wand ausfindig machen, sonst ist die Maus schneller wieder drin wie ich sie hinausgeworfen habe. Oh nein, das hat mir noch gefehlt, wie lange das wieder dauern wird bis ich das Loch gefunden und repariert habe..." So schimpft Mutter vor sich hin. Doch sie weiß, wenn sie sich nicht um die Maus kümmert, dann knabbert sie alles an. Schon einmal war im Winter so ein Mausepärchen ins Haus gekommen. All die schönen Zeichnungen von Torben hatten sie angeknabbert. Außerdem stank es furchtbar in der Ecke, die sie bewohnt hatten. Damals war es gar nicht so leicht, das Loch zu finden, durch welches das Mausepaar hereingekommen war. Erst nachdem Mutter das ganze Zimmer rundherum abgesucht hatte, fand sie unter dem Kabel der Elektrospeicherheizung das verwünschte Loch. Mit einem Brett hatte sie das Loch wieder verschlossen. Dort würde sie gleich morgen zuerst nachsehen.

19. November 2007

Gute Nacht