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GUTE-NACHT/2576: Erdhaufen vor dem Häuschen am Hang (SB)


Erdhaufen vor dem Häuschen am Hang

Auf dem kleinen Stück Wiese vor dem Häuschen am Hang sind über Nacht kleine Erdhügel entstanden. "Die waren doch gestern noch nicht da", staunt Mandy, als sie aus dem Küchenfenster blickt. Plötzlich ruft Mandy: "Da hat sich gerade etwas bewegt!"

"Was hat sich bewegt?", möchte Hedda wissen. "Erde ist von dem Erdhaufen heruntergekullert", erklärt Mandy. "Vielleicht durch den Wind", entgegnet Hedda. "Nein, nein! Da bewegt sich die Erde schon wieder und nicht nur so ein bißchen!", Mandy ist ganz aufgeregt, "da kommt bestimmt gleich etwas aus der Erde heraus! Vielleicht ist es ein Gnom?"

Hedda tritt an das Küchenfenster neben Mandy. Jetzt sieht auch sie die fünf kleinen Erdhaufen. "Ein Gnom ist das sicher nicht. Das sieht mir ganz nach einem Maulwurf aus", meint Hedda. Beide betrachten die Hügel auf der Wiese. In fast gleichen zeitlichen Abständen bewegt sich die Erde erneut. Es sieht aus, als würde von unten etwas nach oben geschoben und die Erde würde sich gleich öffnen und das Innere freigeben. Doch dann hält die Bewegung wieder inne und Mandy fragt sich, ob die Erde in diesem Hügel eben wirklich gebebt hat.

"Wenn wir nach draußen gehen, können wir den Maulwurf besser sehen, falls er sich zeigt", schlägt Hedda vor. Schnell ziehen sich beide ihre Jacken an und gehen vor die Tür. Zuerst bewegt sich gar nichts mehr. "Schade", findet Mandy. "Mag sein, daß der Maulwurf die Erschütterungen von unserem Gehen gespürt hat und deshalb sich erst einmal ruhig verhält. Wir sollten einen kurzen Moment abwarten", schlägt Hedda vor.

Eine Minute Warten ist ganz schön lang. Doch dann folgen erneut Erschütterungen und Erde kullert von dem kleinen Hügel herunter. Mandy hofft, daß sich das Wesen dort bald zeigt. So warten Hedda und Mandy eine ganze Weile. Gerade will Hedda wieder ins Haus gehen, da wird die Erde erneut angehoben. Doch ein kleines Loch, aus dem dann der Unterirdische herausschauen kann, entsteht nicht.

"Und ich dachte immer, die Maulwürfe graben nur nachts ihre Haufen, weil sie nicht entdeckt werden wollen, wie sie die Erde oben aus einem Loch in der Mitte des Haufens werfen", stellt Hedda fest.

"Meinst du, er zeigt sich gar nicht mehr?" fragt Mandy traurig. "Ich weiß es nicht, ich habe zuvor selbst noch nie einen Maulwurfshaufen beben gesehen", erklärt Hedda. "Und woher weißt du dann, daß da unten ein Maulwurf ist und kein Gnom?", fragt Mandy, die lieber einen Gnom aus der Erde klettern sehen würde. Dann könnte sie ihn einladen, mit ins Haus zu kommen. "So ein kleiner Gnomenfreund wäre doch toll", fügt Mandy an. "Also, mir ist ein Maulwurf lieber!", entgegnet Hedda, "der geht seine eigenen Wege und kümmert sich nicht um mich."

Damit ist für Hedda die Sache abgeschlossen. Sie geht ins Haus zurück und bereitet jetzt weiter das Essen vor. Mandy folgt und setzt sich wieder ans Küchenfenster. Lange noch schaut sie hinaus. "Ich kann ja nicht wissen, ob sich der Gnom nur als Maulwurf tarnt", geht es ihr durch den Kopf.


*


Am Abend, bevor Mandy zu Bett geht, schaut sie noch einmal aus dem Fenster und flüstert: "Gute Nacht, Gnom!" Sie dreht sich vom Fenster weg und doch wieder zurück. Hatte sie nicht gerade ein "Gute Nacht, Mandy!" vernommen?

12. März 2008

Gute Nacht