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GUTE-NACHT/2749: Ein passender Name (SB)


Aus dem Schuppen holt der Zeichner Raimund einen Korb voll Holz. "Es ist schon ganz schön frisch geworden. Man merkt, der Herbst ist eingezogen", denkt er und haucht sich Wärme in seine Hände. "Es wird Zeit, neues Holz für den Winter zu hacken", beschließt er. An der Seite des Schuppens stehen einzelne sehr alte, völlig getrocknete Bretter. "Außer zu Feuerholz seid ihr zu nichts mehr zu gebrauchen", ruft der Zeichner ihnen zu.

Als hätten die Bretter dieses vernommen und seien beleidigt, fällt eines dem Zeichner direkt vor die Füße. Dabei hat sich ein kleines Stückchen Holz aus dem Brett gelöst, das einst zu einem Ast gehörte. Jetzt ist in dem Brett ein Astloch zurückgeblieben.

Der Zeichner bückt sich, hebt das Brett auf und sieht das Loch. Dann entdeckt er das herausgelöste Holzklötzchen auf dem Boden liegen. Zuerst will er es wegkicken, um sich nicht noch einmal herunterbücken zu müssen. Dann aber ganz plötzlich hat er eine Idee. Das Klötzchen wird aufgehoben und mit ins Haus genommen. Dort wird es nicht etwa zum Feueranmachen benutzt, sondern ihm blüht ein ganz anderes Schicksal.

Mit einer feinen Säge teilt der Zeichner das Klötzchen in zwei Holzscheiben. Das geht gar nicht so leicht, denn das Holz ist durch das Trocknen recht hart geworden. Außerdem läßt sich so ein kleines Stückchen Holz nicht so gut anfassen. Da heißt es beim Sägen aufpassen, daß das Sägeblatt nicht die Finger erwischt.

"Pah! Geschafft!", gibt der Zeichner von sich. Nun nimmt er etwas Schmirgelpapier - ein Stückchen davon hat er stets in seiner Schreibtischschublade liegen - und reibt die Flächen glatt. Anschließend holt er einen Holzbrenner vom Regal und wärmt ihn auf. Jetzt kann er mit der Spitze auf dem Holz schreiben oder malen und genau dort, wo der auf das Holz auftrifft, wird die Scheibe dunkler. Durch die Hitze des Brenners wird das Holz leicht angekokelt. Das sieht sehr hübsch aus.

Aber halt! Was soll der Zeichner denn schreiben? Sicher habt ihr schon erkannt, was der Zeichner vor hat. Er will dem Winzling in seinem Papierhäuschen ein wunderschönes Namensschild erstellen. Aber dazu braucht er den Namen des kleinen Wesens.

"Hey, du da drinnen, aufgewacht!", ruft der Zeichner dem Haus auf dem Block entgegen. Bald ist ein verschlafenes Stimmchen zu hören. Der Zeichner erklärt, was er vor hat und fragt, welchen Namen er verwenden soll? Aber das kleine Wesen ist doch recht unschlüssig und zudem sehr wählerisch. Wie viele Namen dem Zeichner auch einfallen, immer hat das kleine Wesen etwas daran auszusetzen. Zu guter Letzt gibt der Zeichner auf, nimmt den Stecker aus der Steckdose und läßt den Holzbrenner abkühlen. "Vielleicht hast du ja bis morgen selbst einen passenden Namen für dich gefunden."

30. September 2008

Gute Nacht