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GUTE-NACHT/2807: Schattensorgen (SB)


Gute Nacht Geschichten - Schattenwesen


Edwina aus einer der Buden vom Weihnachtsmarkt ist nach einem langen Tag wieder zuhause angelangt. In ihrem Korb hat sie ein Paar Socken mitgebracht, die ihr eine Kundin zurückgebracht hat. Sie meinte, daß mit der einen Socke irgendetwas nicht stimme. Es sei wie verhext, denn ihr Mann käme gar nicht in die Socke hinein, obwohl sie doch genauso groß sei wie die andere. Und es läge nicht an den Füßen ihres Gatten, die seien beide völlig in Ordnung und ebenmäßig.

Die Erklärung, mit der die Kundin die Socken wieder zurückgebracht hatte, fand Edwina doch etwas fadenscheinig. Dann aber war sie mit ihrer Hand in die beiden Socken selbst gefahren und mußte feststellen, daß die Kundin die Wahrheit gesagt hatte. Edwina selbst kam nicht einmal mit ihrer Hand in die eine Socke hinein.

Nun zuhause trinkt Edwina erst einmal einen heißen Tee mit Kandis. Danach nimmt sie sich noch einmal das zurückgebrachte Sockenpaar vor. "Welcher der beiden Socken ist nun der verhexte", überlegt Edwina, die derzeit in beide Socken gleichermaßen mit ihrer Hand gelangen kann. War es nur ein Trick der Kundin gewesen? Aber wie hatte sie das dann angestellt? Diese Fragen gehen Edwina noch den ganzen Abend durch den Kopf. Denn jedesmal, wenn sie die Socken über ihre Hand zieht, geht dies problemlos vonstatten.


Edwina kann ja nicht ahnen, daß sie einen heimlichen Passagier mit nach Hause gebracht hat. Ein Schatten hatte sich in der einen Socke versteckt, denn darin war es verhältnismäßig dunkel. Während Edwina ihren Tee kocht, ist der Schatten aus der einen Socke herausgeschlüpft und hat sich weiter unten in Edwinas Korb versteckt. Nachdem Edwina das Licht im Flur ausgeschaltet hat und das Sockenpaar mit ins Wohnzimmer nahm, den Korb aber im Flur ließ, genau dort, wo sie ihn abgestellt hatte, konnte der Schatten unbemerkt aus dem Korb über den dunklen Flur ins Schlafzimmer schleichen.

Im Schlafzimmer fühlt sich der Schatten richtig heimisch. Denn da Edwina am Morgen vergessen hat, die Jalousie hochzuziehen, ist es hier im Zimmer stockdunkel. Eine Sehnsucht erfaßt den Schatten. Er hat sich aus seiner Welt fortgestohlen, weil er das Licht finden will, das sich immer nur zur Weihnachtszeit zeigt. So schleicht der Schatten zurück in den Flur und von dort aus hinüber ins Wohnzimmer. Entlang der Fußbodenleiste nimmt er den Weg hinter dem Sofa entlang und bleibt ganz hinten unter dem Eckschrank liegen. Jetzt fühlt sich der Schatten erst wieder geborgen. Hier möchte er vorerst bleiben, bis er sich überlegt hat, wie es weitergehen soll.

15. Dezember 2008

Gute Nacht