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GUTE-NACHT/2839: Am Bahnhof ist immer etwas los (SB)


Gute Nacht Geschichten


Dort unten am Bahnhof halten keine Züge mehr, aber stündlich brettern sie noch vorbei. Die Wartehallen sind zu Wohnungen umgebaut worden. Junge Leute sind nicht so wählerisch und finden es gerade spannend in dem alten Gemäuer, das schon so mancherlei gesehen hat, ihr Heim zu finden. Mit von der Partie sind natürlich jede Menge Tiere. Hunde, Katzen, ein Papagei und eine Schildkröte sind mit dabei. Andere Hausgenossen wie Küchenschaben und Ratten werden wohl auch ab und zu von sich Reden machen. Aber sie spielen hier eher eine unwichtige Rolle.

Unsere Hauptfiguren werden Sherlock, Batida und Ede sein. Alle drei sind noch sehr jung und daher mächtig frech und ungestüm. Wann immer keiner ein Auge auf sie wirft, versuchen sie zusammen zu kommen. Allerdings weiß Ede von seinen zukünftigen Ausreißereien noch nichts. Er liegt noch wohlbehütet in seiner Decke wie ein Baby.

Weggeschlichen hat sich Sherlock. Als Gust mal wieder zu tief auf seinen Bildschirm geschaut hat und die Zimmertür ein Spalt offen stand, schlich sich Sherlock auf den Flur. Die Haustür aufzudrücken ist für ihn ein Kinderspiel, ist er längst groß genug, mit seinen Pfoten auf die Türklinke zu springen und diese herunter zu drücken. So konnte er schnell ins Freie gelangen.

Sogleich schlich er ums Haus, wo er sich vor das Fenster der ehemaligen Wartehalle legte. Er brauchte keinen Mucks abzugeben. Die kleine Schnauzerdame Batida wartete bereits auf ihn. Sherlock gesehen, suchte sie das nur angelehnte Fenster, stupste es auf und sprang nach draußen. Zusammen verzogen sich die beiden Hunde sogleich hinüber zum alten Wartehäuschen. Batida hat sich ihren Platz auf der Wartebank gesichert, während sich Sherlock stolz davor postierte.


*


"Was gibt es Neues?", fragt Sherlock, der keine echte Neuigkeit erwartet. Schließlich ist er von sich überzeugt, alles was vor sich geht, genau mitzubekommen. Doch Batida weiß von einer Neuigkeit: "Drüben im Nachbarhaus hat es Nachwuchs gegeben!"

"Sie haben ein Baby bekommen, ein menschliches?", fragt Sherlock interessiert. "Nein, ein süßes Hundekind", verdreht Batida die Augen. "Doch nicht etwa bei dem dicken Konrad?", ungläubig schaut Sherlock seine Spielgefährtin an. "Wenn du es nicht glauben willst, können wir ja hinüber zum Zaun laufen", schlägt sie vor.

Schnell und dennoch vorsichtig laufen die beiden Hunde hinüber ins Gebüsch, das an das Nachbarhaus grenzt. Gleich hinter dem Gebüsch steht ein hoher Zaun. Das ist auch gut so, denn hier ist das Reich von Konrad. Der große Bullige ist kein Freund anderer Hunde. Und dennoch soll der Nachbar Hundenachwuchs bekommen haben? Sherlock kann es kaum glauben.

Plötzlich erschallt lautes Hundegebell und Sherlock und Batida laufen zurück. Sie wollen wieder hinter das Wartehäuschen. Aber da steht Gust vor ihnen. Sherlock wird erstmal ins Haus zurückgelockt. Batida folgt freiwillig nach.

Sherlock bellt, als er seinem Herrchen die Treppen hinauf in den ersten Stock folgt. Das soll heißen: "Bis zum nächsten Mal!" Batida blickt etwas traurig hinter Sherlock her. Sie hätte gern noch eine Runde mit ihm gespielt. Sie legt sich auf die Fußmatte vor ihre Wohnungstür und wartet bis sie vermißt wird. Dann gelangt auch sie zurück ins Warme.

23. Januar 2009

Gute Nacht