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GUTE-NACHT/2978: Hinter der Mauer - Besuch auf dem Friedhof (SB)


Gute Nacht Geschichten


Endlich hat Oma mit den Geschwistern Anselm und Solveig den Friedhof hinter der Mauer von Omas Garten besucht. Dabei sind sie allerdings werder über die Mauer geklettert, noch durch den Spalt zwischen Mauer und Friedhofshecke gekrochen. Oma hat sie den Weg entlang der Straße vor Omas Haus und dann rechts um die Ecke zum Eingang des Kirchengeländes geführt. Dort sind sie zuerst durch ein großes eisernes Tor geschritten, das mächtig gequietscht hat, dann sind sie den Plattenweg zur Kirche hin geschritten, der dann auch zum Friedhof führte.

Es sah hier gar nicht so verwildert aus, wie Mama den Friedhof beschrieben hatte. Sie hatte gesagt, die Kinder sollten sich bloß von dem verwilderten Friedhof fern halten. Dort spuke es manchmal. Bei Tag sieht es hier aber gar nicht nach Gespenstern aus.

Oma führt die Kinder zur Wasserstelle. Hier stehen Gießkannen. Eine davon füllt Oma auf. Dann geht sie vor und die Kinder folgen. Das Grab ihrer Uroma ist mit einer Grabplatte bedeckt. Darauf stehen mehrere Blumentöpfe, die Oma jetzt gießt. Dann rupft sie Gras und gelbe Blumen vom Weg. "Warum läßt du die Blumen nicht wachsen? Warum müssen sie auch sterben?", fragt Solveig und nimmt Oma die gelben Blumen aus der Hand. Zuhause bei Oma will sie die gelben Blumen, die Oma Unkraut nennt, in ein Glas Wasser stellen.

Oma erklärt, daß jeder seine Gräber sauber zu halten hat, sonst werden sie vom Friedhof wieder entfernt oder man muß Strafe zahlen. Anselm überlegt, was dann mit den Särgen in der Erde geschieht. Doch bevor er die Frage stellen kann, entdeckt er eine Katze, die hinter einem Grabstein verschwindet. Ohne zu überlegen und zu fragen, rennt er hinter dem Kätzchen her.

"Anselm!", ruft Oma, "bleib hier. Lauf nicht hinter den großen Grabsteinen lang." Anselm hält inne und erinnert, daß er Mama und Papa versprochen hat, immer auf Oma zu hören. Er dreht sich um und kehrt zu Oma und Solveig zurück. Oma sieht ganz blaß aus. "Junge, hast du mir einen Schrecken eingejagt. Zu den alten Grabsteinen habe ich wirklich kein Vertrauen. Es ist schon mal einer umgefallen und hat eine Frau, die gerade Unkraut gezupft hat, ganz schön verletzt. Zur Zeit werden nur noch kleine und ungefährliche Grabsteine aufgestellt. Zwar verschwinden dann auch die schönen alten Engel. Aber die Sicherheit der Besucher, besonders wenn sie Kinder mitbringen, ist wichtiger."

Nach diesem Schreck zieht es Oma wieder nach Hause. Auf dem Rückweg schaut Anselm zur Mauer hinüber. Er versucht zu entdecken, wo Omas Garten liegt. Bald hat er die Stelle entdeckt, wo die Mauer eine Hecke küßt. "Da ist es!", flüstert Anselm seiner Schwester zu. Oma hat nicht gesehen, daß die beiden tuscheln. Ob sie gefragt hätte?

11. Juli 2009

Gute Nacht