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GUTE-NACHT/3321: Der einsame Pantoffel wird nicht mehr ausgegraben (SB)


Gute Nacht Geschichten vom einsamen Pantoffel


Gleich am Morgen hat sich Oma Erna den Eifelturm aus Glas und den Holzkerzenständer mit den Rehen aus dem kleinen, neuen Geschäft in der Stadt geholt.

Wieder zurück, fragt sich Oma Erna: "Hab ich eigentlich schon alle Geschenke eingepackt?" Sie geht in ihr Schlafzimmer. Wollte sie die Geschenke vor irgend jemandem verstecken, wäre dies sicher der ungünstigste Ort dafür. Denn wo anders als im Schlafzimmer der Eltern werden wohl Geschenke versteckt und gesucht?

Nun, Oma Erna hat keine kleinen Kinder mehr, die heimlich in den Schränken nach Geschenken suchen. Ihre Kinder leben alle in eigenen Wohnungen. Auch Opa ist nicht mehr da und kann also nichts suchen oder finden. Trotzdem geht Oma Erna ganz geheimnisvoll mit dem vorhin eingekauften Eiffelturm um. Er durfte nicht einmal versteckt in der Tasche mit in die Stube.

Den Eiffelturm wickelt Oma Erna in besonders schönes Geschenkpapier ein. Ganz oben läßt sie einiges Papier überstehen, das sie dann noch einschneidet. Jetzt sieht es aus, als hätte das Geschenk einen Puschel obenauf. Nun kommen noch mehrere Schleifen dran und zwei große Sterne aus Plastik. Endlich kommen auch diese Sterne zum Einsatz. Im vergangenen Jahr hatte Oma Erna sie auf der Straße gefunden und mitgenommen. Jetzt machen sie sich absolut prächtig an dem eingepackten Eiffelturm. "Es heißt doch", denkt Oma Erna, "einem die Sterne vom Himmel zu holen. Die habe ich schon mitgeliefert."

Oma Erna schaut nach, ob alle anderen Geschenke bereits eingepackt sind. Da sind die Päckchen für die beiden älteren Kinder. Beide bekommen einen besonderen Kalender und Schokolade. Aber das Geschenk für die jüngste Tochter Annette ist noch nicht verpackt. "Ich hätte schwören können, daß ich bereits alles eingewickelt habe. Nur gut, daß ich das noch einmal überprüft habe."

Sie öffnet den Schuhkarton, der für Annette bestimmt ist. Gut, daß Bello draußen bleiben muß. Er würde jetzt glatt aus dem Häuschen sein. Nicht nur einen roten Pantoffel sähe er dann, sondern gleich drei. Er würde sicher keinen einzigen davon hergeben wollen, hätte er sie erstmal in seinen Pfoten. Es kratzt an der Tür. "Als hätte Bello mitbekommen, was ich gerade denke!", geht es Oma Erna durch den Kopf und sie schimpft, "hier wird nicht an der Tür gekratzt!" Dann packt sie schnell die Pantoffeln wieder in den Karton. Erst jetzt geht sie zu Bello auf den Flur. "Einen kleinen Moment, dann gehen wir spazieren."

Oma Erna geht erneut allein ins Schlafzimmer und packt das letzte Päckchen ein. Auch dieses Geschenk bekommt eine besonders schöne Schleife, als ob das Geschenk für die Ewigkeit gedacht wäre und niemals ausgepackt würde.

Die so schön verzierten Geschenke stellt sich Oma Erna auf die Kommode. Von ihrem Bett aus kann sie alle gut sehen und bis Weihnachten ihre Freude daran haben. Dann nämlich werden sie fort sein. Doch halt! Da steht ja noch ein ganz kleines Päckchen. Das hatte sie ja mit dem anderem Päckchen zu Nikolaus erhalten. Dieses Päckchen aber soll sie erst am Weihnachtstag öffnen, so steht es auf der beiliegenden Karte. Noch immer weiß Oma Erna nicht, von wem die beiden Präsente kommen. Völlig neugierig, ob sich das Rätsel an Weihnachten lüftet, wartet sie geduldig ab. Vorfreude ist doch die schönste Freude.

"Hab' ich denn auch genug Hundeleckerlies für Bello?", fragt sich Oma Erna. "Nun ein paar mehr können es schon noch sein. Am besten wir holen sie jetzt gleich auf unserem Spaziergang", denkt Oma Erna, "neben dem Schuhladen in der Stadt können wir sie ja kaufen. Dort dürfen Hunde wenigstens mit hinein."

Nachdem Oma Erna die Leckerlies gekauft hat, wirft sie gleich noch einen Blick in die Auslage des Schuhladens nebenan. Sie stellt fest, daß sich die Dekoration schon wieder gewandelt hat. Erst gestern war hier doch alles neu gemacht, ein Skateboard mit Schuhen. Und jetzt steht anstelle der Schuhe ein richtig großer Schneemann auf dem Rollbrett. Er hat ein freundliches Gesicht. Oma Erna erinnert sich an die Krippenszene hier im Schaufenster. Nun, sie hätte wohl eher nach dem anderen roten Pantoffel fragen sollen. Entgültig will sie diese Sache auf sich beruhen lassen.

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Advent 2010