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GUTE-NACHT/3333: Pinguin auf dem Weg zum Bäcker (SB)


Gute Nacht Geschichten von Pinguin


"Huah, huaah!", weint der kleine Braunbär. Doch keiner hört ihn. Das liegt wohl daran, daß der kleine Bär draußen auf dem großen Marktplatz liegt und mit dem Rücken am Boden festgefroren ist. Ganz steif sind sein Fell und seine Pfoten. Wenn ihn doch einer schreien hören könnte. Trotz seiner unbequemen Lage hat der kleine Bär noch Glück, daß er nicht von den Rädern der Autos überfahren oder von den Füßen der Menschen getreten wird.

An Weihnachten, ja da ging es ihm nocht gut. Zuerst lag er versteckt in einem kleinen Päckchen unter dem Weihnachtsbaum. Lange mußte er warten, bis er endlich ausgepackt wurde. Doch die Freude war groß. So einen Schlüsselanhänger hatte sich der Beschenkte wirklich gewünscht. Sogleich kam der kleine Braunbär an das Schlüsselbund und wurde von nun an entweder in der Hosentasche oder an dem Hosenbund herumgetragen.

Das aber gefiel dem kleinen Bären gar nicht. Ständig stieß er mit einem der Schlüssel zusammen. "Es muß doch eine Möglichkeit geben, hier zu entkommen", klagte der kleine Bär. Als ihm alles wirklich zu bunt wurde, hatte er eine Idee. Er begann zu hopsen und zu springen und an dem Ring an seinem Hals zu reißen. Er wollte nicht mehr an dem Schlüsselbund gefangen sein. Es tat weh, aber schließlich schaffte es der kleine Bär, sich zu befreien. In einem günstigen Moment ließ er sich unbemerkt fallen und landete unsanft auf dem großen Marktplatz.

Eigentlich wollte er jetzt davonlaufen. Doch die eisige Kälte ließ ihn sogleich auf der von Eis und Schnee bedeckten Fläche festfrieren. In der Hosentasche war es gemütlich warm gewesen und auch am Hosenbund hatte er nicht gefroren, fiel doch stets eine Jacke über ihn. Doch hier unten am Boden war es eisekalt ...


"Komm schon Mia, da vorne beim Bäcker trinken wir heißen Kakao und warten auf Mama", sagt Fin und zieht Mia hinter sich her. Mia friert. Es ist einfach zu kalt. Außerdem ist es glatt und sie muß mächtig aufpassen, daß sie und Pinguin nicht ausrutschen. "Zieh uns nicht so, wir kommen gar nicht mit", schimpft Mia. "Du hättest Pinguin wirklich zuhause lassen können", meckert Fin. "Aber er mag die Kälte und das Eis auf der Straße."

Mia will Pinguin gerade auf einen großen Schneehaufen setzen, da rutscht sie aus und fällt auf den Po. Fin erschrickt und fragt sogleich: "Hast du dir weh getan?" Aber alles ist noch einmal gut gegangen. Mia stützt sich am Boden ab und steht wieder auf. "Pinguin ist nichts passiert!", sagt sie. "Na, dann können wir ja weitergehen. Mama soll schließlich nicht vor uns im Café sein", bekräftigt Fin. "Warte mal!", ruft da Mia. "Was ist denn jetzt schon wieder?", fragt Fin. "Da liegt was auf dem Boden!", wundert sich Mia. "Das sind doch nur Reste von Silvester, lauter Feuerwerkszeug." - "Nein", sagt Mia bestimmt, "das ist was anderes."

Mia bückt sich und wäre fast noch einmal ausgerutscht. "Es ist festgefroren." - "Dann laß es und komm", meint Fin. "Aber es ist ein kleines Bärenkind. Das lasse ich nicht hier. Das müssen wir befreien." Mia reicht ihren Pinguin Fin und bückt sich erneut. Aber der kleine Kerl sitzt so fest im Eis, daß sie ihn nicht loseisen kann. "Hilf du ihm bitte", bettelt Mia. Fin gibt Mia ihren Pinguin zurück und versucht sein Glück. Mit seinem Taschenmesser bekommt er den kleinen Bären frei. "Hast du ihn auch nicht verletzt?", fragt Mia. "Nein. Übrigens war das wohl mal ein Schlüsselanhänger", erklärt Fin. Mia steckt ihn in die Tasche ihrer Jacke und dann stapfen beide endlich weiter zum Bäcker, wo Mama schon auf sie wartet.

Mia zeigt ihr den kleinen Bären. "Den werden wir zuhause erst einmal waschen und trocknen", schlägt Mama vor. "Und nähen müssen wir ihn auch", sagt Mia. Denn sie hat die kleine offene Stelle im Nacken des kleinen Bären entdeckt, wo er wahrscheinlich an dem Schlüsselring angebunden war.

Pinguin sitzt währenddessen ruhig auf dem Tisch und läßt sich den Kakaoduft um die Nase wehen. "Bestimmt werde ich auch gewaschen und genäht, wenn mit mir mal etwas geschieht", denkt er.

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7. Januar 2011