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GUTE-NACHT/3387: Der kleine Nachtwächter bei der Mühle (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Mit der Laterne in der Hand und der Taschenlampe in der Jackentasche schlendert der kleine Nachtwächter mit seinem Hund Rebell den Fahrradweg an der alten Mühle entlang. Schon längst hat die Mühle ausgedient. Sie mahlt kein Getreide mehr zu Mehl. Nur das große, weißgestrichene Mühlrad am Straßenrand und die hohen Gebäude dahinter weisen noch auf die alte Zeit hin. Der Müller und seine Frau leben auch nicht mehr. Gern hätte der kleine Nachtwächter die beiden kennengelernt und sich Geschichten aus längst vergangener Zeit erzählen lassen.

Er blickt hinauf zu den Gebäuden. Da entdeckt er einen Flattermann. Zuerst glaubt er, im Dämmerlicht eine Schwalbe zu entdecken. Doch für sie wäre es schon reichlich spät. Um diese Zeit sitzen die Schwalben doch längst in ihrem Nest.

Nun schaut der kleine Nachtwächter genauer hin und stellt fest, daß da oben über ihm eine Fledermaus ihre Kreise zieht. Er zeigt hinauf in den Himmel und sagt im Scherz: "Rebell, schau mal, da fliegt ein kleiner Vampir!" Doch Rebell schnüffelt nur den Boden weiter ab und läuft voraus. Was in der Luft dahinfliegt, ist ihm einerlei. Der kleine Nachtwächter aber verfolgt die Fledermaus mit den Augen. Sie bleibt die ganze Zeit über ihm und dreht dort ihre Kreise.

"Ob es hier noch mehr Fledermäuse in der Gegend gibt? Und wo sie wohl übernachten?", fragt sich der kleine Nachtwächter laut. Das hat die Fledermaus wohl vernommen. Sie fliegt etwas dichter heran und lacht in ihrer besonderen Art und Weise. Dann beantwortet sie im Flug die Fragen: "Wir übernachten nicht. Denn vom späten Abend bis zum Morgen sind wir auf Beutefang aus. Erst gegen Morgen suchen wir wieder unser Versteck auf. Dort bleiben wir den ganzen Tag über, hängen uns kopfüber mit den Füßen auf, hüllen uns in unsere Flügel ein und schlafen den Tag über."

"Ah, ihr seid die Nachtwächter der Tiere, so wie ich der Nachtwächter der Menschen bin." - "Ja, so in etwa. Doch wir sind nicht die einzigen Tiere, die in der Nacht durch die Lüfte fliegen. Da gibt es schließlich auch noch die Eulen und ihre ganzen Familien", berichtet die Fledermaus.

"Wo schläfst du denn - am Tag?", möchte nun der kleine Nachtwächter wissen. "Drüben in der alten Mühle!", ist die Antwort. "Oh! Das hätte ich nicht gedacht", entgegnet der kleine Nachtwächter. "Nun, ganz oben im Gebäude gibt es gute Verstecke. Auch wenn die gackernden Hühner, die jetzt die Mühle bevölkern, manchmal ganz schön stören können. Aber nun muß ich weiter nach Futter fliegen. Vielleicht treffen wir uns ja mal wieder?" - "Ganz bestimmt", bejaht der kleine Nachtwächter die Frage und blickt der Fledermaus noch ein Weilchen zu, wie sie in der Luft hin und her saust und sich so im Flug ihr Futter fängt.

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11. Mai 2011