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GUTE-NACHT/3400: Der kleine Nachtwächter wagt sich zum Sportplatz (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


"Vielleicht regnet es heute doch noch!", sagt der kleine Nachtwächter mit einem Blick gen Himmel. "Die Pflanzen könnten den Regen wirklich gebrauchen, auch wenn ich selber nicht so gerne naß werde. Aber wir können uns ja unterstellen, wenn es pieselt - damit auch die Kerze in der Laterne nicht verlöscht", findet der kleine Nachtwächter.

An diesem Abend zieht er mit Rebell hinaus zu den Sportanlagen. "Auch da müssen wir nach dem Rechten schauen. Selbst wenn dort sicher kein Spieler mehr vor Ort ist", erklärt der kleine Nachtwächter seinem Hund. Doch damit liegt er völlig falsch. Das kann er bereits von Weitem hören, dieses Bumm, Bumm, Bumm.

"Was mag das sein?", fragt er sich und geht gleich um einiges schneller. Auch Rebell scheint sich für das Bumm Bumm zu interessieren. Denn er läuft bereits voran.

Hinten bei der Sporthalle brennt noch der Bewegungsmelder. Gegen die Wand der Halle wird ein Ball nach dem anderen geschossen. Es ist einer der Fußballspieler des Vereins, der hier noch probt. "Guten Abend!", grüßt der kleine Nachtwächter, "so spät noch hier?" - "Ja, ich muß trainieren", antwortet der Sportler und schießt erneut seinen Ball los. Diesmal allerdings nicht gegen die Wand, von der der Ball stets zurückspringt, sondern in die Richtung auf das freie Feld, wo der Ball keinen Abprallpunkt findet.

"Aber eigentlich spielt man Fußball doch mit elf Leuten in einer Mannschaft, oder?", fragt der kleine Nachtwächter vorsichtig. Der Fußballspieler blickt etwas betroffen zu Boden, erblickt seinen Ball, der gar nicht mehr hier sein dürfte und schießt ihn erneut auf das Fußballfeld. Dann blickt er dem kleinen Nachtwächter in die Augen und sagt: "Ja, eigentlich. Aber irgendwie ziele ich in letzter Zeit immer daneben. Meine Mitspieler beschweren sich schon über mich beim Trainer und ich werde immer schlechter. Auch Tore schieße ich keine mehr. Aber gegen die Wand zu spielen ist auch nicht gerade eine Herausforderung." Wieder senkt der Spieler seinen Blick, sieht den Ball und schießt ihn vor Wut erneut auf den Platz.

Der kleine Nachtwächter überlegt, wie er dem Fußballspieler helfen kann. Findet aber keine Lösung. So murmelt er bloß: "Leider kann ich euch da gar nicht helfen, ich bin nämlich sehr unsportlich." Wieder blickt ihn der Fußballspieler an und ist gerührt, daß ihm jemand, der gar nicht sein Freund ist, helfen möchte. Er streckt sich und blickt nun nach oben in den Himmel, als ob von dort Hilfe möglich wäre. Dann schweift sein Blick wieder zu Boden. Schon hat sein Fuß die Gegenwart des Balls vor seiner Fußspitze gespürt und holt erneut zum Stoß aus.

Da hält der Fußballspieler inne, denn irgend etwas ist hier faul. Er verfehlt den Ball und tritt ins Leere. "Was ist hier eigentlich los? Spinne ich? Wo kommt denn dauernd der Ball wieder her? Ich spiele doch gar nicht gegen die Wand, von der er zurückprallen könnte?"

"Vielleicht seid ihr ja doch gar nicht so schlecht wie ihr annehmt und trefft dort drüben den Pfosten sogar ohne hinzuschauen. Perfekt!", versucht der kleine Nachtwächter den Fußballspieler zu beruhigen. Doch der Spieler will es wissen. Er holt mit dem Fuß aus und schießt so kräftig er nur kann den Ball auf das Spielfeld. Diesmal läßt er kein Auge von dem Ball und was erkennt er da?

Es ist Rebell, der dem Ball hinterher sprintet, sich diesen schnappt und ihn dem Fußballspieler wieder vor die Füße legt. Gleich noch einmal schießt der Spieler den Ball los. Diesmal fängt ihn Rebell sogar im Flug. "Mann! Was für ein toller Gegner!" Kaum ausgesprochen ist der Ball auch schon wieder vor den Füßen des Spielers angelangt. Der nächste Schuß wird vorbereitet. "Diesmal werde ich aber gut an dir vorbei zielen!", lacht der Spieler. Doch das ist gar nicht so einfach. Denn Rebell hat seinen Gegner genau im Visier. Er blickt nicht auf den Ball, noch auf die Füße des Spielers, er sucht den Blickkontakt und kann auf diese Weise erfassen, wohin der Spieler zielt.

"Wahnsinn!", entfährt es dem Spieler und auch der kleine Nachtwächter ist erstaunt, wie gut Rebell den Ball hält oder ihn einfach zurückbringt, wenn er an ihm vorbei saust. "Na, das ist doch mal ein würdiger Gegner!", stellt der Fußballspieler fest, "kann ich mir deinen Hund nicht einfach zum Trainieren ausleihen?" Der kleine Nachtwächter überlegt. Er möchte wirklich gern helfen. Aber er möchte seinen Gefährten nicht so gern einem anderen überlassen. Doch Rebell hat so viel Spaß an dem Spiel, daß der kleine Nachtwächter einwilligt. "Wenn Rebell möchte, darf er mit dir trainieren. Du kannst ihn morgen am Tage, wenn ich mich ausruhe für die Nacht, bei mir abholen und ihn später wieder zurückbringen." - "Klasse!", freut sich der Fußballspieler, "so werde ich bald wieder fit sein und die Mannschaft wird mich wieder akzeptieren."

"Das glaube ich auch", findet der kleine Nachtwächter und schickt den Spieler jetzt erst einmal nach Hause zum Schlafen und um für das Training mit Rebell morgen fit zu sein. "Danke, kleiner Nachtwächter." - "Ist schon in Ordnung. Schlaf recht schön und gute Nacht!"

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7. Juni 2011