Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/3447: Knopf, Knöpfchen und Auge in ernsten Schwierigkeiten (SB)




K N O P F   &   K N Ö P F C H E N

in ernsten Schwierigkeiten


Oh Knopf, oh Knopf! Das war ja eben nochmal einmal gut gegangen. Die Nadel, mit der die Schwiegermutter gerade den Jeansknopf annähte, hatte Knöpfchen mitten im Flug aufgefangen. Sie hatte dabei zum Glück nicht ins Schwarze getroffen - das hätte Knöpfchen ganz schön weh getan -, sondern hatte Knöpfchen genau durch eines seiner beiden Knopflöcher aufgespießt.

Das war vielleicht ein Schreck und zwar nicht nur für die Nadel und Knöpfchen. Auch die Schwiegermutter wußte gar nicht wie ihr geschah. Kam doch einfach so ein kleiner Knopf durch die Luft gesaust. "Der hätte böse ins Auge gehen können", dachte die Schwiegermutter. So mir nichts, dir nichts flogen ja keine Knöpfe durch die Luft. Da machte sich die Schwiegermutter schon so ihre Gedanken. Sicher wollte der Junge sie mal wieder ärgern. Darin war er ja sehr geschickt. Sie nähte ihm den Jeansknopf an, währenddessen hatte er nichts besseres zu tun, als sie mit einem Knopf zu bombardieren.

"Na warte, Bürschchen", dachte sie bei sich, "dir werde ich schon noch die Leviten lesen. Aber jetzt habe ich erst einmal keine Zeit dafür. Ich habe noch viel zu tun. Auf deinen nächsten Streich werde ich ja wohl nicht lange warten müssen und dann wird ...", schimpfte die alte Frau so vor sich hin. Bei diesen Gedanken hatte sie sich gar nicht überlegt, wie der Junge den Knopf genau auf die Nadel hatte bekommen können. Wenn er es wirklich gewesen wäre, dann hätte er schon ein kleines Kunststück vollbracht.

Knopf und Auge hatten sich inzwischen wieder aufgerappelt - Auge war ja bei seinem Sprung genau auf Knopf gelandet. Knöpfchens tollen Flug und seine Landung hatten sie gerade noch aus der Tiefe der Tasche mit ansehen können. Ja und würden die Knopflöcher nicht sowieso den ganzen Tag offen stehen, hätten sie es vor lauter Staunen getan.

Nach diesem Schreck grübelten Knopf und Auge, wie sie Knöpfchen aus seiner aufgespießten Lage befreien könnten. Doch ihre Hilfe wurde ersteinmal nicht benötigt. Schwiegermutter packte Knöpfchen mit ihren großen Fingern und zog ihn von der Nadel herunter.

"Oh, alle meine Knopflöcher, was macht sie jetzt mit Knöpfchen?", fragte Knopf. Dabei hatte er mehr zu sich selbst gesprochen, als daß es eine echte Frage an Auge gewesen wäre. Doch Auge antwortete trotzdem. Sein erster Gedanke galt der Knopfkiste: "Hoffentlich steckt sie ihn nicht wieder in die Knopfkiste zurück. Dann müssen wir unsere Reise unterbrechen und wieder zurück, dahin wo alles begonnen hat!" Und leiser zu sich selbst sagte Auge: "Ob ich mich dann noch einmal auf den Weg machen würde, um Teddy zu finden? Das weiß ich nicht!"

Schwiegermutters nächster Gedanke, nachdem sie Knöpfchen von der Nadel heruntergeholt hatte, war: "Na, was bist du denn für einer?" Sie schüttelte den Kopf und konnte Knöpfchen keinem ihrer noch zu nähenden Kleidungsstücke im Wäschekorb zuordnen. Deshalb beschloß sie, Knöpfchen ersteinmal in ihrer Knopfkiste aufzuheben, bis sie feststellen würde, wo er fehlte. Sie wollte sich gerade zur Knopfkiste über den Tisch strecken, doch das andere Tischende war ihr zu weit entfernt. Aufstehen, um an die Knopfkiste heran zu reichen, wollte sie aber auch nicht. Also legte sie Knöpfchen ersteinmal vor sich auf den Tisch ab.

Knöpfchen saß der Schreck noch ganz schön in seinen Knochen, besser gesagt, in seinem Holz oder war es Plastik? Vor lauter Schreck wußte er gar nicht mehr, woraus er eigentlich bestand. Aber er war froh, daß ihm nichts weh tat. Benommen lag er jetzt erst einmal auf dem Tisch und traute sich nicht, irgendeine Bewegung auszuführen. Vielleicht hätte er es jetzt schaffen können, zu seinen Freunden zu gelangen. Doch Knöpfchen bewegte sich nicht. Er hielt nicht einmal Ausschau nach ihnen.

Knopf und Auge riefen leise nach ihrem Freund. Knöpfchen antwortete nicht. Aber nach einer Weile hatte sich Knöpfchen wieder gefaßt und blickte sich um. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, jetzt noch einmal loszukullern. Diesmal würde er es genau in die Kitteltasche schaffen. So setzte er zum Kullersprung an ...

Aber Schwiegermutter war schneller. Sie hatte inzwischen den Jeansknopf fertig angenäht, die Nadel auf den Tisch gelegt und Knöpfchen, noch bevor er seinen Sprung in die Kitteltasche ausführen konnte, geschnappt, war vom Stuhl aufgestanden und wollte Knöpfchen gerade in die Knopfkiste zurücklegen ...

Da klingelte das Telefon. Schwiegermutter bewegte sich auf das lärmende, wiederkehrende Geräusch zu. Dazu mußte sie aus dem Nähzimmer in den Flur gehen. Dort neben der Garderobe stand das Telefon auf einem Tischchen. Auf dem Weg zum Telefon steckte Schwiegermutter Knöpfchen in eine ihrer Kitteltaschen ein. Doch es war nicht die, in der auch Knopf und Auge lagen.

"Gute Nacht"

Knopf und Knöpfchen - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 7. August 2011